Mercedes-Benz

Sicher ist sicher: Mercedes macht Elektronik mit korrigierenden Bremseingriffen aktiver

Malmsheim – Ein Auto das (mit-)denken kann? Marketingstrategen haben die Bedeutung einer solchen Charakterisierung längst erkennt. Und so spricht man mit Blick auf elektronische Systeme, die dem Fahrer helfen, bei Mercedes etwa nicht ohne Grund von „denkenden Partnern“. Denn neben heute eigentlich schon selbstverständlichen Technologien wie Anti-Blockier-System, elektronischer Schleuderschutz oder Bremsassistent tragen in Pkw der Schwaben mittlerweile bis zu einem Dutzend neu- oder weiterentwickelter Elektronikhelfer bereits dazu bei, Unfälle zu vermeiden oder deren Schwere wenigstens zu mindern.

Hilfe bei Totwinkel-Gefahr und beim Spurhalten

Malmsheim bei Renningen, ein Flugplatzareal, das Mercedes auch als Testgelände dient. Jörg Breuer, zuständig bei den Stuttgartern für aktive Sicherheitssysteme, erklärt die beiden jüngsten Entwicklungen, die aktuell gerade Einzug in die große S-Klassen-Baureihe und deren Coupé-Variante CL halten. Dabei handelt es sich um den aktiven Totwinkel- und den aktiven [foto id=“312265″ size=“small“ position=“right“][foto id=“312266″ size=“small“ position=“right“]Spurhalteassistenten. Der eine warnt, wenn bei einem Spurwechsel Kollisionsgefahr droht, der andere tritt in Aktion, wenn ungewollt eine durchgezogene Linie rechts oder links überfahren wird. „Das Neue bei beiden ist“, sagt Breuer, „es erfolgen darüber hinaus nun auch noch korrigierende Bremseingriffe.“ Soweit die Theorie. Die Praxis wartet derweil schon draußen auf der großen Betonpiste.

Elektronische Knautschzone

Breuers Mitarbeiter Jochen Haab steuert dabei erst einmal mit uns direkt auf ein Matten-Hindernis zu. Er demonstriert, wie die „Pre Safe“ genannte Bremse als „elektronische Knautschzone“ wirkt, indem sie die schon für die Abstandskontrolle und zur Vorberechnung einer potenziell notwendigen Teil- oder Vollbremsung verwendeten Radarsensoren nutzt. „Ist der Fahrer abgelenkt“, betont Haab, „registriert deshalb nicht die unmittelbare Gefahr eines Auffahrunfalls und ignoriert dazu auch noch die optischen sowie akustischen Warnsignale, greift das System ein und bremst den Wagen ab.“ Gleich haben wir das Hindernis erreicht.

Erst automatische Teil-, dann Vollbremsung

Dreimal werden wir akustisch gewarnt. In gut anderthalb Sekunden kracht’s. Doch die Elektronik nimmt selbsttätig eine Teilbremsung vor, verzögert das Auto mit [foto id=“312267″ size=“small“ position=“left“]rund 40 Prozent der maximalen Bremsleistung. Es folgt ein weiteres spürbares Signal zum Handeln. Haab tritt die Bremse. Durch die Plus-Bremshilfe steht die angepasste Bremskraft zur Verfügung. Wir weichen aus. Im letzten Moment. Beim zweiten Versuch reagiert Haab auch nach der automatischen Teilbremsung nicht. Das System erkennt den Aufprall als unvermeidbar, aktiviert aber noch rund eine halbe Sekunde vorher maximale Bremsleistung. „Wenn Sie Glück haben, wiegt der Unfall dann“, so Haab, „nicht mehr ganz so schwer.“

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Bis Tempo 200 möglich; Weg vom Kollisionskurs; Auf Sensor-, Radar- und Kamerabasis

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Bis Tempo 200 möglich

Mit Haabs Kollege Simon Tattersall erfahren wir, was passiert, wenn wir, ohne es zu wollen, eine durchgezogene Markierung überqueren. Über den elektronischen Schleuderschutz bremst die [foto id=“312269″ size=“small“ position=“right“]aktive Spurhaltung in diesem Fall die gegenüberliegenden Räder ab. Im Kombiinstrument warnt uns eine entsprechende Anzeige. „Das System“, erklärt Tattersall, „steuert einen elektrischen Impulsgeber im Lenkrad an.“ Kurzzeitige Vibrationen machen darauf aufmerksam, gegenzulenken. Die Elektronik nimmt wahr, wenn man die Markierungen auf der Fahrbahn überfährt, leitet einen leichten, wie Tattersall sagt, „kurskorrektiven Bremseingriff“ ein, der zwischen 60 und Tempo 200 möglich ist. „Sie wertet sogar die Aktivitäten des Fahrers aus und kann auf diese Weise ermitteln, ob das Fahrzeug absichtlich oder unabsichtlich die erkannte Fahrspur verlässt.“

Weg vom Kollisionskurs

Wir ziehen, diesmal mit Sicherheitsspezialist Markus Fach am Steuer, beim normalen Fahren langsam einfach einmal nach links rüber. Dort ist, als Matten-Fahrzeugattrappe angebracht [foto id=“312270″ size=“small“ position=“left“]an einer ML-Klasse, schon ein anderer Wagen unterwegs. Im Glas des Außenspiegels leuchtet ein rotes Warnsignal auf, das wir übersehen. Wir blinken, ignorieren auch das akustische Signal, kommen dem Gefährt auf der Nachbarspur gefährlich nah. Durch den jetzt über den aktiven Totwinkelassistenten erfolgenden Bremseingriff wiederum an den Rädern auf der Seite gegenüber entsteht eine die Richtung korrigierende Bewegung weg vom Kollisionskurs – bis wir selbst wieder gegen die Eingriffswirkung lenken oder beschleunigen; in diesem Fall wird das System zwischen 30 und Tempo 200 aktiv.

Auf Sensor-, Radar- und Kamerabasis

Rund 20 Assistenzsysteme sind inzwischen in der Mercedes-Oberklasse verfügbar. Sie dienen sensor-, radar-, kameragesteuert etwa dazu, früh kritische Situationen zu erkennen und vorbeugende Maßnahmen einzuleiten (Pre Safe). Sie [foto id=“312271″ size=“small“ position=“right“]helfen, ausreichend Abstand zum Vordermann zu halten (Distronic Plus). Sie verbessern die Bremsleistung, versuchen, unbeabsichtigtes An- und Zurückrollen zu verhindern (Adaptive Brake, Bremsassistent) und nachfolgende Verkehrsteilnehmer deutlicher nach einer Notbremsung zu warnen (Adaptives Bremslicht). Sie erkennen Temposchilder (Speed Limit Assist). In Millisekunden passen sie das Fahrwerk an die jeweils aktuelle Fahrsituation an (Active Body Control). Durch entsprechende Verteilung der Antriebskräfte erhöhen sie die Stabilität bei Kurvenfahrten (Torque Vectoring Brake). Sie stellen das Licht gezielter auf Wetter-, Verkehrs- und Nachtbedingungen ein (Intelligent Light System). Und warnen den Fahrer mittlerweile sogar rechtzeitig, wenn er müde wird (Attention Assist). Sicher ist sicher.

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