Studie zur Akzeptanz von eCall – Der vernetzte Autofahrer

Nach den Plänen der EU-Kommission sollen Neuwagen ab 2015 europaweit mit dem Notrufsystem eCall ausgestattet werden, das bei schweren Unfällen automatisch Alarm auslöst. Dazu werden einer Notrufzentrale zahlreiche detaillierte Sensordaten des Fahrzeugs und die Koordinaten des Unfallorts weitergeleitet sowie eine Sprechverbindung aufgebaut. Die EU-Kommission hofft, dadurch die Zahl der Unfalltoten europaweit in jedem Jahr um 2.500 reduzieren zu können. Doch das vernetzte Auto liefert neben den für die Rettungsdienste relevanten Daten auch zahlreiche weitere Informationen, sogenannte Mehrwertdienste, die für andere Zwecke genutzt werden können. Das Institut für Versicherungswesen an der Fachhochschule Köln hat jetzt untersucht, wie groß die Akzeptanz von eCall sowohl als Notrufsystem als auch möglicher Mehrwertdienste unter Autohaltern in Deutschland ist.

„Noch ist der Kenntnisstand nicht besonders groß“, erklärt der Autor der Studie, Horst Müller-Peters. Von den rund 1.000 Befragten gaben nur etwa 40 Prozent an, von diesem Notrufsystem gehört zu haben. Darunter waren deutlich mehr Männer als Frauen und deutlich mehr jüngere als ältere. Wie das Notrufsystem funktioniert, ist für die Mehrheit der Befragten unklar. Fast ausnahmslos wird eCall aber als vernünftige Sache gesehen, nur vier Prozent bewerten es negativ und sehen sich dadurch zum gläsernen Menschen gemacht. Die voraussichtlichen Kosten von 150 bis 200 Euro nehmen die meisten der Befragten in Kauf, aber die Datenkontrolle erscheint ihnen wichtig.

Bei einem Unfall wird die Datenweitergabe akzeptiert. Fast 75 Prozent der Befragten sind mit dem automatischen Versand an Polizei und die Rettungsdienste einverstanden. Zudem könnten sich viele Halter die Datenweiterleitung an den Versicherer und die Verkehrsleitzentrale vorstellen. Deutlich zurückhaltender werden die Autofahrer, wenn es um Einsatzzwecke jenseits von Unfällen geht. Schließlich ist das Spektrum der erzeugten Daten sehr groß: Es reicht von Informationen zur Fahrzeugnutzung wie der aktuellen Position und den Bewegungsdaten, der gefahrenen Geschwindigkeit oder der Nutzungszeiten über Umfeldinformationen bis hin zum  Betriebszustand des Fahrzeugs. Dabei werden beispielsweise der Kilometerstand oder das Datum der fälligen Inspektion übermittelt. Aber auch allgemeine sicherheitsrelevante Daten wie die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit, oder das Anlegen des Gurtes werden erfasst.

Eine automatische Übermittlung solcher Informationen wird deutlich weniger akzeptiert. Die Option, die Datenübermittlung selbst zu beeinflussen, erhöht die Akzeptanz deutlich. Dennoch fanden sich außerhalb des Unfallszenarios keine Fälle, in denen die Mehrheit eine Datenweitergabe befürwortet. Knapp jeder Zweite würde sich unter Umständen auch mit seiner Werkstatt vernetzen. Eine Verbindung mit dem Kfz-Hersteller lehnen die meisten Halter aber ab.

Obwohl sich die Befragten überwiegend sehr datenschutzorientiert äußern, ist ihr tatsächliches Verhalten in anderen Lebenssituationen deutlich anders, deckt die Studie auf. Jeweils etwa die Hälfte der befragten Kfz-Halter nutzt Rabattsysteme wie Payback oder soziale Netzwerke wie Facebook, und jeder dritte Smartphone-Nutzer verwendet zudem Ortungssysteme. Die hohe Bedeutung, die die Bevölkerung dem Schutz der Privatsphäre zumisst, findet sich im Alltagsverhalten also oft nicht wieder. „Der Verzicht auf Anonymität ist in gewissem Grad käuflich“, glaubt der Autor der Studie. Ein solches Auseinanderdriften von Einstellungen und Verhalten sei wohl auch für die Fahrzeugvernetzung zu erwarten: Bequemlichkeit, Gewohnheit und kleine Anreize könnten die Akzeptanz von Mehrwertdiensten verbessern – „oder aber negativ ausgedrückt, die Menschen ein Stück korrumpieren, trotz grundsätzlicher Bedenken ihre Privatsphäre noch ein Stück weiter zu öffnen.“ Hier sieht Müller-Peters nicht zuletzt Politik und Verbraucherschutz gefordert, die Auswirkungen eines allzu sorglosen Umgangs mit den persönlichen Daten abzufedern.

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