Suzuki

Suzuki im auto.de-Gespräch: “Von der Normalität noch weit entfernt“

Bensheim – „Unsere Werke sowie die Unternehmenszentrale liegen alle in der Gegend von Hamamatsu, etwa 450 Kilometer von Fukushima und der Katastrophen-Region entfernt“, betont Thomas Wysocki auf die Frage, wie schwer Suzuki von den Erdbeben- und Tsunami-Folgen in Japan betroffen ist. „Glücklicherweise“, so der Verkaufs- und Marketingdirektor von Suzuki in Deutschland, „sind weder Mitarbeiter zu Schaden gekommen, noch sind unsere Werke beschädigt worden.“

Aber leider wohl doch einige Händler sowie Zulieferer?

Thomas Wysocki: Leider, ja. Teilweise sogar erheblich.

Und wie hat Ihre Konzernzentrale in Japan darauf reagiert?

Thomas Wysocki: Unsere größte Sorge galt und gilt natürlich den Menschen in der Katastrophen-Region. Viele von ihnen haben Familienmitglieder und all ihr Hab und Gut verloren. Unsere japanische Muttergesellschaft, die Suzuki Motor Corporation, hat deshalb bislang 100 Millionen Yen für Rettungsteams zur Verfügung gestellt, darüber hinaus 50 kleine Carry-Transporter, 100 Motorroller sowie Medikamente und Trinkwasser.

Sie haben als deutscher Importeur auch Ihre Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter zu Spenden aufgerufen …

Thomas Wysocki: … die vom Roten Kreuz in Japan dort zur Verfügung gestellt werden, wo es am dringendsten benötigt wird. Auch hier hat sich die große Solidarität mit den Betroffenen gezeigt: Bislang sind etwa 50 000 Euro an Spendengeldern zusammengekommen.

Auch bei Ihnen musste die Produktion sicher angepasst werden, oder?

Thomas Wysocki: Wie alle japanischen Automobilhersteller haben auch wir in der Tat unsere Produktion in den japanischen Werken direkt nach der Katastrophe gestoppt, um unseren Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich um ihre Familien und Freunde zu kümmern. Außerdem mussten wir uns einen Überblick über das Ausmaß und die Folgen für unsere Produktion verschaffen.[foto id=“359682″ size=“small“ position=“left“]

Und wie ist der Stand jetzt Mitte Mai?

Thomas Wysocki: Mittlerweile ist die Produktion in allen unseren Werken wieder angelaufen, derzeit aber nur im Tagesschichtbetrieb, weil vor allem die Versorgung mit Zuliefererteilen noch nicht vollständig gesichert ist und wir uns deshalb teilweise mit vorhandener Lagerware behelfen müssen. Einige unserer Zulieferer haben ihre Werke in der Katastrophen-Region. Wir wollen ihnen die notwendige Zeit geben, um ihre Strukturen wieder aufzubauen und notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Die japanische Wirtschaft wird diese Katastrophe nur in gemeinsamer Anstrengung meistern können.

Und Deutschland? Welche Auswirkungen sind bei uns schon eingetreten beziehungsweise noch zu erwarten?

Thomas Wysocki: Bislang sind die Auswirkungen für uns in Deutschland gering. Das liegt vor allem daran, dass etwa 75 Prozent unserer Fahrzeuge gar nicht in Japan, sondern in unseren Werken in Ungarn und Indien gebaut werden. Außerdem waren unsere Lager mit den meisten Modellen gut gefüllt, so dass wir noch ein wenig Zeit überbrücken können.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Suzuki im auto.de-Gespräch – Teil II

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Und wenn’s eng wird? Vor allem Ihr Werk in Ungarn bezieht doch Teile aus Japan, die etwa im Swift, Splash und SX4 verbaut werden. Und Esztergom ist eben das Werk, aus dem größtenteils Ihre Ware für die europäischen Märkte kommt.

Thomas Wysocki: Aktuell produzieren wir da im Tagesschichtbetrieb, also nicht mit voller Auslastung, um möglichen Lieferengpässen entgegenzuwirken. Sollte es allerdings dauerhafte Probleme mit der Teilelieferung aus Japan geben, kann es zum einen oder anderen Engpass kommen, den wir dann demnächst auch bei uns merken.

Welche Entscheidungen stehen Ihnen über den Mai hinaus bezüglich der Produktion möglicherweise noch ins Haus?

Thomas Wysocki: Die Situation bezüglich unserer Lieferanten in Japan ist weiterhin unübersichtlich und wird sicher noch einige Zeit so bleiben. Von einer Rückkehr zur Normalität sind wir noch weit entfernt.
Gleichwohl gilt: Wir beobachten die Situation vor Ort sehr genau und sind in engem täglichen Kontakt mit unserer japanischen Muttergesellschaft. Wie sich die Lage insbesondere bei der Produktion entwickeln wird, hängt nicht zuletzt von der Energieversorgung vor Ort und der Situation bei den Zulieferern ab. Entscheidungen müssen deshalb von Fall zu Fall getroffen werden.

Haben Sie Angst davor, dass irgendwann diese Meldung kommt: „Autos aus Japan weisen radioaktive Strahlung auf“?

Thomas Wysocki: Natürlich verstehen wir die Sorge unserer Kunden sehr gut, aber wir können beruhigen: Unsere Werke liegen eben sehr weit entfernt von Fukushima und der Katastrophen-Region.[foto id=“359684″ size=“small“ position=“left“]

Trotzdem ist das Thema Radioaktivität nicht von der Hand zu weisen?

Thomas Wysocki: Und wir nehmen es in der Tat sehr ernst. Wir arbeiten eng mit der japanischen Automobilherstellervereinigung JAMA zusammen, die unabhängige Experten damit beauftragt hat, Messungen an den Produktionsstätten vorzunehmen. Darüber hinaus gibt es nicht erst seit der Katastrophe in Japan sehr strenge Einfuhrkontrollen für Waren, die in die Europäische Union kommen. In Bremerhaven, wo alle unsere Fahrzeuge aus Japan eintreffen, wurde durch die staatliche Hafenbehörde vor dem Einlaufen des Schiffs in den Hafen eine Messung der radioaktiven Strahlung vorgenommen, um alle Risiken auszuschließen.

Und das Ergebnis?

Thomas Wysocki: Es wurde keine gesundheitsgefährdende Strahlung gemessen. Wir sind uns sicher, dass es auch so bleibt – im Interesse der Konsumenten, von Suzuki und der japanischen Wirtschaft im Allgemeinen.

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