Test: Kymco Myroad 700i ABS – Schnelle schwere Fuhre

Der neue Maxi-Roller Myroad 700i ABS ist der jüngste Coup der taiwanesischen Herstellers Kymco. Er bietet den Reise-Scooter ab 8.499 Euro an. Damit liegt dieser rund 3.000 Euro unter dem vergleichbaren BMW 650 GT und ist immerhin noch knapp 1.600 Euro günstiger als der Suzuki Burgman 650. Mit seinen 700 ccm-Zweizylinder-Motor, 43 kW/59 PS Leistung und fast 300 Kilogramm Lebendgewicht beschleunigt der Myroad 700i ABS rasant und bietet bis zum Spitzentempo 170 km/h guten Windschutz.

Großroller wie dieser wirken bereits optisch schwer mit ihren ausladenden Formen. Passend dazu ist der Kymco fahrbereit satte 292 Kilogramm schwer. Zum Vergleich: Kaum [foto id=“429790″ size=“small“ position=“left“]mehr Ballast schleppt eine 125 PS starke Harley-Davidson V-Rod mit sich herum. Und selbst die direkten Rivalen Suzuki Burgman 650 oder BMW C 650 GT sind um stolze 15 (Suzuki) bis 31 Kilogramm schlanker. Hier geht es aber um die zwei Seiten einer Medaille, denn große Außenmaße sorgen für mehr Schutz des Fahrers vor Wind und Regen sowie üppiges Stauvolumen. Exakt diese beiden Eigenschaften heben einen Maxi-Scooter von schlankeren Rollern oder Motorrädern ab und erschließen ihm zusätzliche Kunden wie etwa großstädtische Berufspendler, die im Stau oder auf Parkplatzsuche gerne Zeit sparen. Beispiel Myroad 700i: Zwei Helme lassen sich locker im beleuchteten Staufach unter der bequemen Sitzbank verstauen – oder auf längerer Fahrt das Reisegepäck von Fahrer und Beifahrer. Außerdem sitzt dort eine 12 Volt-Steckdose etwa als Stromquelle fürs Navi.

Dank der Motorleistung schüttelt der Myroad in Fahrt jegliche Behäbigkeit ab, die Skeptiker ihm im Stand unterstellen. Der Clou: Das Fahrwerk lässt sich in Bewegung dreistufig von komfortbetont bis sportlich-straff verstellen. Somit kann man die Abstimmung des Rollers unterschiedlichen Situationen anpassen – von schnellen Landstraßenkurven auf glattem Asphalt bis hin zu holprigem Kopfsteinpflaster. Auch in dieser Hinsicht ist der Myroad also für die große Tour gerüstet, zumal er mit [foto id=“429791″ size=“small“ position=“right“]5,3 l/100 km Durchschnittsverbrauch und seinem 14 Liter-Tank immerhin gut 260 Kilometer Reichweite ermöglicht. Schade: Die Zuladung von 172 Kilogramm wird bei zwei größeren Passagieren für weite Reisen knapp.

Bei Überlandfahrten kommt dem 2,31 langen Scooter ein ebenfalls großer Radstand zugute. Jedoch in der Stadt, dem eigentlichen Stammrevier dieser Fahrzeugklasse? „Kompromiss“ wäre schon zu streng gesagt, denn die Zugeständnisse, die einem das Dickschiff bei der Agilität abverlangt, halten sich in erträglichen Grenzen. In engeren Kurven muss man den Kymco mit ein wenig Nachdruck in Schräglage bringen, das ist schon alles. Selbst bei 82 Zentimeter Breite ist der Roller-Pilot mit seinem Myroad 700i im dicksten Großstadtverkehr flott unterwegs und dank 62,6 Newtonmeter Drehmoment ohnehin der König der Ampelstarts. Und das, obwohl sich der Taiwanese mit seiner stufenlosen Variomatik beim engagierten Losfahren eine Gedenksekunde gönnt, ehe er flott drauflos prescht. Derart rasanter Vortrieb verlangt qualifizierte Verzögerung. Dafür sorgt auch bei schwierigen Verhältnissen ein Bosch-ABS im Zusammenspiel mit den kräftigen und gut dosierbaren Bremsen.

Der Pilot hat den Straßenverlauf durch eine ausreichend große Windschutzscheibe im Blick. Darunter liegen modern gestaltete, klar ablesbare Instrumente im Sichtfeld, die bei ungünstigem Lichteinfall stark spiegeln. In einem LCD-Display lässt sich zum Beispiel die aktuelle Fahrwerkseinstellung (S für soft, M für medium oder H für hard) ablesen. Praktische Ablagen vorne offenbaren eine Schwäche des großen Kymco-Rollers: [foto id=“429792″ size=“small“ position=“left“]Die Materialanmutung mancher verwendeter Kunststoffe lässt zu wünschen übrig. Damit muss sich ein Kymco-Käufer ebenso abfinden wie mit dem bisweilen etwas rustikalen Sound des Zweizylinder-Motors.

Die Optik ist bei derartigen Großrollern an sich eine Geschmacksfrage. Allerdings bewegt sich das moderne Design des Myroad durchaus auf Augenhöhe mit den Rivalen aus Japan, Deutschland oder Italien. Ins Auge springen vor allem die schnittigen Klarglasscheinwerfer an der Front oder LED-Leuchten bei den Blinkern und am Heck. Die kultige Optik einer Vespa ist davon zwar ein deutliches Stück entfernt, aber den Roller-Klassiker gibt es auch nur bis 300 cm³ und 22 PS.

Fazit

Leichten Schwächen hält der Kymco Myroad 700i ABS wesentliche Pluspunkte entgegen: Reichhaltige Ausstattung, sicheres Fahrverhalten, hoher Langstreckenkomfort bei ausreichender Agilität sowie reichlich Wind- und Wetterschutz. In der Preis-Leistungs-Frage schließlich spielt der Maxi-Scooter aus Taiwan seinen stichhaltigsten Trumpf aus und muss sich unterm Strich keineswegs vor den Großrollern etablierter Marken verstecken.

Datenblatt: Kymco Myroad 700i ABS



Motor: Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Motor mit vier Ventilen, Hubraum 298,9 ccm, Leistung 43,3 kW/59 PS bei 7.250/min, max. Drehmoment 62,7 Nm bei 6.000/min, stufenlos Variomatik, Fliehkraftkupplung


Fahrwerk: In der Dämpfung vom Lenker aus elektrisch verstellbar; Stahlrohr-Rahmen; vorn Telegabel (41 mm), hinten Variomatikgehäuse als Schwinge mit zwei hydraulisch gedämpften Federbeinen mit verstellbarer Federvorspannung; Zwei-Scheibenbremse vorn 280 mm, hinten 240 mm
Maße und Gewichte: Radstand 1,623 Meter, Sitzhöhe 0,78 Meter, Leergewicht 292 kg, Zuladung 172 kg, Tankinhalt 14 Liter


Messwerte: Vmax 170 km/h, Verbrauch: ca. 5,3 Liter/100 km, Reichweite 264 km
Preis: 8.499 Euro

 

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