VW

Test: VW Touareg Hybrid vs. Lexus RX 450h

 

Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe. Zum Beispiel, wenn zwei Hersteller im SUV-Segment ein Hybridfahrzeug anbieten. Der eine – Lexus – bereits in zweiter Generation, der andere – VW – erst neuerdings. VW hat schon häufig gezeigt, dass man aus einem späteren Markteintritt Nutzen ziehen kann. Zum Beispiel indem man Fehler des Vorreiters nicht wiederholt. Daraus könnte man in unserem Vergleich auf einen Vorteil für VW schließen, zumal der neue Touareg bei seiner Vorstellung in diesem Frühjahr tolle Kritiken einheimste. Nicht zuletzt, weil er 200 Kilogramm leichter wurde als sein Vorgänger und damit in allen Varianten auch deutlich sparsamer daherkommt.

Der Lexus RX 450h wiederum hat bei seiner Vorstellung im vergangenen Jahr die Kritiker mit einem Verbrauchsnormwert von 6,3 Litern überrascht. Dafür fehlt ihm die geländegängige Allradtechnik. Technisch ist er ein Fronttriebler mit automatisch aktiviertem elektrischen Hinterradantrieb, eine Auslegung, die ihm im normalen Autoalltag keine Nachteile einbringt. Im schweren Gelände aber dürfte ihm der Touareg immer überlegen sein.

 

[foto id=“321093″ size=“small“ position=“left“]Das Autoleben spielt sich aber auf normalen Straßen ab. Erst recht bei Menschen, die wahrscheinlich der Umwelt zuliebe oder aus Verantwortung für den Klimaschutz ein Hybridmodell ordern. Schließlich verspricht die Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor beste Bedingungen zum sparsamen Umgang mit dem Rohstoff Öl, weil Teile der Fahrt elektrisch und womöglich aus beim Bremsen zurückgewonnener Energie bewältigt werden können.

 

Beide Kontrahenten nutzen einen starken V6-Benziner als Hauptantriebsquelle. Der 3,5-Liter des Lexus leistet 183 W/249 PS, der 3,0-Liter-Kompressor des VW kommt auf 245 kW/333 PS. Lexus addiert die mögliche Leistungsabgabe der Batterie von 37 kW/50 PS zur Motorleistung und kommt so auf eine Systemleistung von 220 kW/299 PS. VW fügt 34 kW/46 PS E-Motorenpower hinzu und kommt auf 279 kW/380 PS. Das sind jeweils Werte, von denen man nicht unbedingt auf ein sparsames Auto schließen würde. Während Lexus die Kräfte über ein stufenloses Planetengetriebe verteilt, nutzt VW ein Achtgang-Automatikgetriebe mit Freilauf, das über Kupplungen die Antriebsmotoren anbindet.

 

[foto id=“321094″ size=“small“ position=“right“]Schon daraus ergeben sich deutliche Unterschiede beim Fahren. Während der Lexus sanft und ruckfrei anfährt und sich im Grunde wie ein starker und schneller Prius anfühlt, geht der Touareg nicht ganz so geschmeidig ans Werk. Einmal in Fahrt, sind Schaltrucke aber kaum noch feststellbar. Dafür kann er, was dem Lexus nur selten gelingt: rein elektrisch mindestens ein paar hundert Meter fahren, zumindest wenn die Batterie voll genug ist. Auch der Japaner rollt elektrisch los, schaltet aber relativ früh den V6 zu.

 

Bei flotter Fahrt auf der Autobahn stoppt der VW den Verbrenner, sobald man den Fuß vom Gas nimmt. Dann segelt der Wolfsburger Hybrid im Freilauf und kommt ganz ohne Benzin aus. Im Lexus stoppt der V6 auch, allerdings bremst der E-Motor mehr ab und lädt früher die Batterie auf als der VW. Nun sollte man annehmen, dass sich daraus im Alltag auch Unterschiede im Spritverbrauch ergeben, schließlich fährt der Touareg gefühlt viel länger elektrisch oder mit abgeschaltetem Motor. Das ist auch so, aber anders als erwartet.

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Der Lexus übertrifft den Normvorgabe von 6,3 Litern im Alltag um drei Liter, was absolut gesehen für ein Auto mit 2,2 Tonnen Gewicht und knapp 300 PS Leistung noch in Ordnung geht. Der Touareg will mit 8,2 Litern auskommen. Bei gleicher Fahrweise auf den gleichen Strecken zeigt der Bordcomputer aber glatte 14 Liter an. Also fast 6 Liter mehr als vorgesehen. Selbst bei extrem sparsamer Fahrweise ließen sich am Ende eines 100 Kilometer-Turns bestenfalls Werte um 12 Liter herausfahren. Der Touareg ist mit 2,3 Tonnen ähnlich schwer wie der Lexus, daran kann es also nicht liegen. Auch die Leistungswerte liegen nicht so weit auseinander, dass man derartige Unterschiede herausfahren müsste. Vielleicht fehlt es den Wolfsburgern einfach an Erfahrung mit der Hybridtechnik.

 

[foto id=“321096″ size=“small“ position=“left“]Dafür können sie ihr Auto schöner ausstatten. Das Interieur des Touareg wirkt einfach edler als das des RX, obwohl der gegenüber dem Vorgängermodell auch deutliche Fortschritte gemacht hat. Aber im Detail ist der VW das wertigere Auto.

 

Kunststück: Er ist ja auch deutlich teurer. Lexus ruft mindestens 59.690 Euro für den RX 450h auf. Weitere 5.860 Euro werden für die empfehlenswerte Executive-Ausstattung mit Soundsystem, Navi, Rückfahrkamera, elektrischer Hecklappe, Parkassistent und 19-Zoll-Felgen fällig. VW verlangt für den Hybrid ohne Extras bereits 73.500 Euro, woraus sich bei fleißigem Gebrauch der Individualisierungsoptionen schnell 90.000 Euro und mehr machen lassen. In dieser Preisklasse mag ein Praxisverbrauch von 14 Litern finanziell dann auch nicht mehr schmerzen. Geht es aber um den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen – und den wollen die meisten Hybridfahrer ja mit ihrem Kauf gerade dokumentieren – verfehlt der Touareg Hybrid das Klassenziel klar und deutlich.

 


Datenblätter
  Lexus RX 450h VW Touareg Hybrid
Maße in L x B x H in m 4,77 x 1,895 x 1,69 4,80 x 2,21 x 1,73
Radstand: 2,74 Meter 2,89 Meter
Kofferraumvolumen: 446 – 1.570 Liter 580 – 1.642 Liter
Leergewicht: 2.185 kg 2.315 kg
Motor: 3,5l-V6-Benziner 3l-V6-Benziner (Kompressor)
  183 kW/249 PS 245 kW/333 PS
maximales Drehmoment: 317 Nm 4.800 U/min 440 Nm 3.000-5.250 U/min
E-Motor: 123 kW/167 PS (vorn) 34,3 kW/46 PS
  50 kW/68 PS (hinten)  
Systemleistung: 220 kW/299 PS 279 kW/380 PS
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 s 6,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h 240 km/h
Verbrauch: 6,3 Liter 8,2 Liter
CO2-Ausstoß: 148 g/km 193 g/km
Abgasnorm: Euro 5 Euro 5
Preis: ab 59.690 Euro ab 73.500 Euro

 

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