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Toyota testet Seifenkiste – Viel Wind um eine schwarze Röhre

Der Windkanal bei Toyota Motorsport in Köln hat schon viele Fahrzeuge gesehen, doch noch nie eine schwarze Röhre, wie sie heute vermessen werden soll. Es ist eine Seifenkiste, die auf ihre aerodynamischen Eigenschaften untersucht werden soll. Die Konstrukteure des Gefährts vom Ruppi-Team sind gespannt und erhoffen sich von den Toyota-Experten wichtige Tipps. Immerhin wurden hier schon Formel-1-Boliden und Le-Mans-Sportwagen optimiert. Und am 8. September steht das Team in Leverkusen auf der Startrampe, dann geht es um alles.

Seifenkistenrennen, gibt es so etwas überhaupt noch?

Aber sicher. Immerhin haben die tollkühnen Piloten einen eigenen Verband hinter sich, der sogar Meisterschaftsrennen veranstaltet.

Myron E. Scott war ein aufmerksamer Mann, dem die Welt einen neuen Begriff verdankt. Der Zeitungsphotograph der Daily News in Dayton, Ohio, beobachtete irgendwann im Jahr 1933 Jugendliche beim Bau eines bis dahin noch namenlosen Vehikels. Das änderte sich, als Scott später seine Reportage geschrieben hatte. Die Jungs hatten als Basis für ihre abenteuerlichen Gefährte Holzkisten genommen, in denen unter anderem auch Seife an Läden geliefert wurde. Für den [foto id=“430595″ size=“small“ position=“left“]fotografierenden Reporter war die Sache klar: Die Jungs bauten rollende Soap Boxes, also Seifenkisten, und seit knapp 80 Jahren steht dieser Begriff für motorlosen Rennsport.

Scott hätte für die Vehikel auch einen anderen, peinlicheren, Namen wählen können, denn in solchen Kisten wurde auch Käse ausgeliefert. Glück gehabt – wer will schon in einer Käsekiste über eine Rennstrecke rauschen? Bald  darauf fand ein großes Seifenkisten-Derby in Dayton statt, und Ohio ist bis heute eine Hochburg der Renner geblieben, denn seit 1935 findet in Akron die amerikanische Meisterschaft und gleichzeitig auch die Weltmeisterschaft der Seifenkisten-Flitzer statt. Die Stadt hatte immerhin schon damals den Bastlern eine permanente Rennstrecke spendiert. Das verpflichtet.

In Deutschland wurden die Rennen bis Anfang der 1970er Jahre von Opel organisiert. Nach dem Ausstieg der Rüsselsheimer wurde es still um die rasenden Kisten. Weitgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit rauschen die Seifenkisten, die längst nichts mehr mit Verpackungsmaterial gemeinsam haben, die Startrampen herunter, werden Deutsche [foto id=“430596″ size=“small“ position=“right“]und Europa-Meister gekürt, wobei für die Konstruktionen ein immer größerer Aufwand getrieben wird. Allerdings ist fraglich, ob es eine der flotten Kisten schon mal in den Windkanal einer Motorsportabteilung geschafft hat.

Nicht nur wegen des Termins im Windkanal der Toyota Motorsport GmbH fällt das noch unlackierte, vom Kölner Internet-Neuwagen-Portal MeinAuto.de finanzierte Renngerät aus dem Rahmen. Das Projekt steht unter dem Motto: Zurück auf die richtige Bahn – vom Straftäter zum Seifenkisteningenieur. Entwickelt und gebaut wird die Kiste im Haus Rupprechtstraße, wo sechs Haftentlassene eine siegfähige Seifenkiste auf die dünnen Räder stellen sollen. In der Schreinerei, wo ansonsten Kleinmöbel entstehen, dreht sich aktuell alles um die „Ruppi-Kiste“.

Gestartet wird beim „Smidt-Seifenkisten-Cup“ am 8. September in Leverkusen-Edelrath. Wenn alles nach Plan läuft, wird der 23-jährige Christian Naujoks hinter dem Lenkrad sitzen. Bis dahin liegt allerdings noch viel Arbeit vor den Konstrukteuren. Die Messungen bei Toyota legten doch einige aerodynamische Defizite offen, die nun beseitigt werden müssen. Außerdem muss noch die Front- und Heckpartie gebaut werden. Bis dahin werden aus den bereits 250 geleisteten Arbeitsstunden rund 300 geworden sein, und mit etwas Glück wird Naujoks dann nach einer rasanten Fahrt – die Gefährte erreichen bis zu 70 km/h – als Sieger abgewinkt werden.

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