Vor der Detroit Motor-Show: Sehnsucht nach dem Auto-Zar

Barack Obama soll unverzüglich einen Verantwortlichen für die Sanierung der Automobilindustrie in den USA benennen. Das fordern Experten ebenso wie Manager der betroffenen Hersteller Ford, General Motors (GM) und Chrysler angesichts der Tatsache, dass die Unternehmen bis zum 17. Februar der Regierung beweisen müssen, dass sie mit Hilfe der Kredite überlebensfähig sind.

Gelingt es nicht nachzuweisen, dass sie kräftig genug sind, einen Produktmix auf die Beine zu stellen, der sich am amerikanischen Markt behaupten kann, hat die Regierung das Recht, die bisher gezahlten Milliardenkredite zurückzufordern. Die Entscheidung über Wohl oder Wehe soll der Leiter einer noch zu schaffenden Behörde treffen, eben der jetzt so dringend geforderte Verantwortliche für die Sanierung. Die Amerikaner haben in ihrer unvergleichlichen Art, treffende Namen zu finden, nennen diesen Mann den „Auto-Zar“.

Jetzt schon müssen GM und Chrysler an die Regierung alle zwei Wochen über den finanziellen Zustand ihrer Unternehmen berichten. Später wird der Auto-Zar diese Berichte abfordern. Er muss der Regierung bis 31. März 2009 berichten, ob alles einen guten Gang nimmt.

Bisher fällt es schwer, Zeichen der Hoffnung am Horizont zu entdecken. Zwischen Dezember 2007 und Dezember 2008 verlor Chrysler 53 Prozent seines Absatzes. Bei Ford und GM waren es immerhin noch 30 Prozent, wobei GM jetzt für den Dezember 2008 Wachstum gegenüber dem Vormonat meldete.

Es wird in jedem Fall eng. Aber die Deadline, die die Industrie als Damokles-Schwert empfindet, birgt für andere offenbar Hoffnung. So sucht der Präsident der Autobauer-Gewerkschaft (United Auto-Workers-UAW), Ron Gettelfinger, nach einer Möglichkeit, dem frisch gebackenen Präsidenten davon zu überzeugen, dass die UAW das Ziel nicht im vorgegebenen Zeitrahmen schafft. Die Bush-Administration hatte auch der UAW einen Termin gesetzt: Bis Ende 2009 müssen die Einkommen der Arbeiter bei den großen Drei auf demselben Niveau sein wie die bei den Nicht-amerikanischen Herstellern im Lande.

Auch diese Entwicklung führt die Kenner der Szene dazu, von Obama eine rasche Entscheidung über den Auto-Zar zu treffen. Man will an das Geld, das zur Zeit noch vom US-Kongress für die Zeit nach dem Amtswechsel blockiert wurde, man will die UAW zur Kooperation zwingen und man sucht die Chance, glaubwürdige und vielversprechende Businesspläne in Kooperation mit dem Auto-Zar aufbauen und – im Zweifelsfall – vielleicht auch verzögert abliefern zu dürfen.

Zur Detroit Motor Show, deren Pressetage am kommenden Sonntag beginnen, werden die Medien vermutlich noch wenig revolutionäre Neuerungen aus den Entwicklungsabteilungen der Amerikaner zu sehen bekommen. Statt der Augen sind dieses Mal die Ohren gefordert. Was spricht man so in interessierten Kreisen. Ahnt man schon, wer die fast untragbare Bürde des Auto-Zars auf sich nehmen könnte? Und weiß man, wie der denkt? Vielleicht ist es ja einer der Puristen, der das Heil der Industrie in einer geordnet abgewickelten Insolvenz sieht.

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