Wucht-Brummer: Treffen der Fernreise-Mobile in Mendig

In einem Punkt sind sich Pi und Hebel einig: „Der Trend geht zum Zweit-Kat“, da gibt es für die beiden keinen Zweifel. Die beiden sprechen allerdings nicht über neue, erweitere Möglichkeiten der Abgasreinigung. Sie stehen auf dem Gelände des Alten Forts in Mendig und unterhalten sich über Pis Neuerwerbung: Einen vierachsigen Allrad-Laster, einen MAN Kat I.

Den hat sich der Unternehmer aus dem Rheinland als „Zweitwagen“ angeschafft – als Ergänzung zu seinem dreiachsigen Kat I, mit dem er seine Reisen unternimmt. Reisen, das ist das bestimmende Thema hier in der Eifel, beim Willy-Janssen-Treffen am ersten Wochenende im September. Ein paar hundert Fahrzeuge plus Besatzungen haben sich eingefunden – vom Land Rover Defender über den legendären VW Bus und den kultigen Allesüberwinder Unimog bis hin zu den schweren allradgetriebenen Lkw von MAN, Mercedes oder Steyr. [foto id=“377286″ size=“small“ position=“right“]Beinahe alle haben etwas gemeinsam: Sie heben sich von der „Weißware“, Reisemobile aus der Produktion von Großserienherstellern, wohltuend ab.

Die überwiegende Marke hieß Eigenbau

Der überwiegende Teil der hier versammelten Mobile ist Marke Eigenbau, mit viel Liebe und technischem Sachverstand zusammengebaut. Mobile „von der Stange“ sind eher selten, umgebaute Feuerwehrautos, der friedlichen Nutzung zugeführte ehemalige Militär-Laster, ausgebaute Busse, das ist die Mischung, die das Treffen im Eifelort Mendig für die Auto-Nomaden so interessant macht. Bauherren-Modelle anderer Art – nicht immobil, sondern dieselbetrieben in der Lage, jederzeit den Ausblick vor den Fenster zu wechseln.

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Die ersten sind schon Tage vor dem eigentlichen Termin angereist. So wie Hebel und seine Frau Petra. Die sind schon am Mittwoch angereist. „Das ist wie Urlaub hier“, meint Hebel. Er gehört zu denen, die immer wieder mal über den Platz schlendern, sich die Fahrzeuge der Neuankömmlinge ansehen und bei einem gut gekühlten Tässchen Gerstensaft über Technik reden – oder über Reiseziele, Regionen, die man meiden und solche, die man noch gefahrlos bereisen kann. Es geht um Solaranlagen, Brennstoffzellen, Differenzialsperren, Seilwinden, Kompressor-Kühlboxen – und das Leben unterwegs.

Das kennen etwa Sabine und Burkhard Koch nach einigen Jahren unterwegs sehr gut. [foto id=“377288″ size=“small“ position=“right“]Sie sind mit ihrer „lila Pistenkuh“, einem Magirus Deutz 170 D 12 A aus dem Baujahr 1983 auch wieder auf dem Platz.
Ebenso wie Hebel und Pi treffen auch die Kochs in Mendig alte Freunde und neue Bekannte. Die Szene ist überschaubar, man kennt sich. Und trifft sich – sei es unterwegs, in Afrika, Indien – oder hier, Zuhause, in der Eifel. Wer nicht dabei sein kann, in Mendig, der lässt wenigstens grüßen. Ein Freundes lässt Hebel durch seinen Sohn gute Wünsche überbringen. Der Vater weilt gerade im Oman, der Sohn ist mit eigenem Mobil angereist. Hebel wundert sich: „Den kenne ich schon, seit der ein kleiner Knirps war – dass der jetzt schon selbst Auto fahren darf, herrje, wie die Zeit vergeht“.

Die Szene ist überschaubar und man kennt sich

Hebel, selbst Familienvater, kennt die Szene schon seit Jahren und Jahrzehnten. Angefangen hat es bei ihm, wie bei vielen anderen, mit einem Hanomag AL 28. An dem wurde immer wieder aus- und umgebaut. Bis er dann eines Tages bei einem – im wahrsten Sinne des Wortes – „Reise-Bus“ landete. Der spielte jedoch nur eine kurze Zwischenrolle im Leben des Rheinländers und seiner Frau Petra. Als sie irgendwann mit dem Wohn-Bus am Strand im Sand steckenblieben – sehr zur Erheiterung anderer Mitreisenden – war es klar: „Es muss wieder was mit Allradantrieb her“. Ein Mercedes 911 wurde es dann, ein so genannter Rundhauber. Der wird vermutlich auch das Mobil sein, mit dem Hebels dann – irgendwann – mal auf die schon lange geplante große Reise gehen. „So ein, zwei Jahre dürfen es gerne werden“.

Bis zur nächsten Fernreise müssen Lagerfeuergeschichten genügen

[foto id=“377289″ size=“small“ position=“left“]Bis es soweit ist, müssen erst mal die Geschichten abends am Lagerfeuer genügen. Bei Gerstenkaltschale, vergorenem Traubensaft, gegrilltem totem Tier und Diesel-Gesprächen mit Freunden. Die von ihren Reisen berichten, von denen, die bereits zu Ende sind, und von denen, die noch anstehen. Von Grenzen, an denen die Einreise stunden- oder tagelang dauerte, von echten und falschen Polizisten, an denen ohne Schmiergeld-Zahlung kein Vorbeikommen war, von eingebrochenen Fahrzeugen, die in mühseliger und Tage dauernder Schaufelarbeit wieder befreit werden mussten, kurz: Von dem alltäglichen Wahnsinn unterwegs, wenn es nicht nur über die deutsche Allenstraße geht, sondern die alte Gräberpiste unter die grobstolligen Reifen genommen wird. Und eines ist allen klar: Irgendwann wird der Selbstzünder unter der Haube wieder angeworfen, irgendwann eght es wieder los. Nach Indien, Usbekistan, Australien oder nach Mendig – zum nächsten Willy Janssen-Treffen.

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