Zu Besuch bei Ducati – Zwischen Pino und Panigallina

Kaum eine Urlaubsfahrt ist eintöniger als die Durchquerung der Poebene auf dem Weg an die italienische Adria. Und gleichzeitig kann kaum eine Urlaubsfahrt spannender werden für Menschen mit Benzin im Blut. Denn hier in der Region Emilia-Romagna sind sie alle vereint: Ferrari, Lamborghini, Maserati, um nur einige italienische Autolegenden zu nennen. Und eben Ducati: die Motorradlegende schlechthin.

Dem Mythos Ducati auf die Spur[foto id=“508758″ size=“small“ position=“right“]

In Bologna, am Stammsitz der Marke mit den klassischen Merkmalen V2-Motor, Desmodromik und Trockenkupplung kommt man dem Mythos Ducati auf die Spur. Ein Besuch dort, wo heute die Modelle Panigale, Monster oder Multistrada entstehen, und wo schon Legenden wie Ducati 900 Super Sport oder 916 gefertigt wurden, lohnt sich ohne Zweifel. Es ist nur ein kurzer Abstecher von der Autobahn Modena-Rimini, und dennoch ein tiefgreifendes Erlebnis nicht nur für eingefleischte Ducatisti.

Die Legende fühlen

„Mehr als 20.000 Fans erfüllen sich Jahr für Jahr [foto id=“508759″ size=“small“ position=“left“]einen Traum und buchen unsere Werks- und Museums-Tour. Darunter sind auch viele Fahrer von BMW, Honda oder Harley-Davidson. Ducati ist eben eine Legende, und Biker wollen wissen und fühlen, warum.“ Livio Lodi lebt Ducati. Wer Glück hat, bekommt vom Museums-Chef persönlich jene Führung, die er zuvor für faire 10 Euro im Internet unter www.ducati.de gebucht hat. Gruppen von 10 bis 40 Personen sind ebenso willkommen wie Pärchen oder Singles. Nur Voranmeldung ist nötig, sonst steht man vor verschlossenen Türen, weil alles längst ausgebucht ist.

Via Antonio Cavalieri Ducati im Bologneser Stadtteil Borgo Panigale. Hausnummer 3 ist der Stammsitz der Motorradmarke. Hier entstehen seit 1946 vorzugsweise rote Zweirad-Legenden wie Marianna, Pantah oder der heutige Supersportler 1199 Panigale. Hier erzählen Livio oder seine Mitarbeiterin Maria Anekdoten und verraten bislang unbekannte Details hinter der großen Historie. Bei der rund einstündigen Führung durch die heiligen Werkshallen erfährt der Besucher, wie bis zu 350 Ducati pro Tag an vier Produktionsstraßen entstehen. Was dazu nötig ist, damit zwei Arbeiter in 60 Minuten einen Motor [foto id=“508760″ size=“small“ position=“right“]zusammenschrauben können. Und wie lange der fertige Supersportler 1199 Panigale Superleggera seine 205 PS auf dem Prüfstand unter Beweis stellen muss, ehe Techniker Pino eines von 500 limitierten Exemplaren aus dem Werk entlässt – im Wert von 64.500 Euro.

Rekordzeit

In 64 Minuten entsteht laut Maria eine komplette Ducati 1199 Panigale, in 50 Minuten eine Monster, noch so ein Liebling der italienischen Massen. Und am Ende der Fertigung in Borgo Panigale steht ein Kabinen-Versuchslauf, der in fünf Minuten bei bis zu 200 km/h zeigt, ob alles in Ordnung ist mit dem motorischen Meisterwerk, dem Fahrwerk und allen elektronischen Kontrollen. Und dann schiebt Techniker Pino die sündhaft teure Verlockung auf zwei Rädern zum Versand, wo sie auf den Weg gebracht wird zu ihrem stolzen, neuen Besitzer.

Sehenswertes Ducati-Museum[foto id=“508761″ size=“small“ position=“left“]

Anschließend können sich die Ducati-Gäste im liebevoll aufbereiteten Museum ein Bild davon machen, wie es zum Mythos Ducati gekommen ist. Der Brückenschlag also von der Vorkriegsproduktion von Radios, der Nachkriegslegende „Cucciolo“, das in einer Millionen-Auflage bis 1955 ganz Italien mobilisierte, bis hin zur 205 PS-Kanone 1199 Panigale. Oder deren neue, kleine Schwester 899 Panigale, von Maria liebevoll „Panigallina“ genannt. An solchen Namen alleine merkt man schon, dass die Italiener ihre Ducatis nicht nur kennen und fahren, sondern lieben.

Das Museum zeigt mit vielen Exponaten sowie dokumentarisch in Bild, Film und Ton die Geschichte Ducatis seit 1946. Klangvolle Namen wie der des berühmten Ingeniere Fabio Taglioni nehmen immer konkreter Gestalt an, wenn man zum Beispiel Details über seine Erfindung der Ducati-eigenen Ventilsteuerung „Desmodromik“ erfährt. Oder der designierte Harley-Rivale Ducati Apollo von 1963, der sich als viel zu schwer erwies und deshalb nie in Serie gehen konnte – alleine der V4-Motor hätte die damals[foto id=“508762″ size=“small“ position=“right“] schmalen Reifen mit der Wucht von 220 kg völlig überfordert. Immerhin war die Apollo die erste Ducati mit längs eingebautem V-Motor, was sich in der Folge mit Zweizylindern zum Markenzeichen entwickeln sollte. Dazu Geschichte und Motorräder von legendären Ducati-Rennfahrern wie Paul Smart, Mike Hailwood oder Valentino Rossi.

Draußen beim Pförtner wartet schon die nächste Gruppe von Besuchern. In ihren Augen liest man die Vorfreude auf das, was wir gerade hinter uns haben: Einen Rundgang durch die heiligen Hallen von Ducati, und eine willkommene Abwechslung auf dem mühseligen Weg durch die Poebene der Emilia Romagna.

 

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