Assistenzsysteme – Auf Sicht

Die Kamera hinter der Frontscheibe bekommt mehr zu tun: Der austro-kanadische Zulieferer Magna Electronics baut die Linse hinter dem Glas zum Multifunktionstalent aus – bis 2015 soll die Optik gar das Radarmodul der aktiven Temporegelung ersetzen. Auch der Notbremsassistent zur Verhinderung von Auffahrunfällen kann in Zukunft auf ihre Bilder zurückgreifen.

Magna war vor rund drei Jahren heißester Kandidat, den damals angeschlagenen Autobauer Opel zu übernehmen. Geschäftsbeziehungen pflegen die beiden Firmen bis heute – Magna Electronics liefert unter anderem die Kameras für eine ganze Reihe nützlicher Features. So werden Tempolimits in Echtzeit in das Display eingeblendet; es gibt eine Warnung bei Verlassen der Spur, einen Frontkollisionsalarm sowie eine Anzeige, die dem Fahrer mitteilt, dass es teuer werden könnte, falls der Abstand zum Vordermann noch einen Tick schrumpft.

Doch das ist erst der Anfang.

Ein in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren der RTWH Aachen präparierter Passat CC ist mit einer leistungsfähigen Frontkamera ausgestattet, die deutlich mehr kann. Zum Beispiel Bilddaten liefern, deren Auswertung erst einen Alarm auslösen und dann eine Vollbremsung zur Folge haben kann. Unterhalb von 30 km/h kommt das Fahrzeug im Notfall tatsächlich noch vor dem Hindernis zum Stillstand – auch dann, wenn der Lenker eingeschlafen oder bewusstlos geworden ist.

Nicht nur vorwegfahrende Autos, sondern auch Fußgänger werden berücksichtigt. Bei schnellerer Fahrt kracht es indessen – es sei denn, man tippt im letzten Moment noch das Bremspedal an. Im Gegensatz zu den heute meist konventionellen Bremsassistenten braucht das System keinen besonders schnellen Pedalimpuls, sondern aktiviert sich ebenso bei langsamer Reaktion. Auf der komfortrelevanten Seite steht der aktive Tempomat, der seine Signale durch die Optik empfängt.

Gegenüber radarbasierten Systemen haben Kameras Vorteile bei der Erkennung von weichen Hindernissen. Fußgänger aber auch Tiere reflektieren keine Radarstrahlen, werden aber von Kameras erfasst. Zudem sind die Optiken günstiger als die Radarsysteme. Es gibt aber auch Nachteile. Die Reichweite der Optik liegt nur bei etwa 100 Metern, während das Radarmodul locker die doppelte Strecke erfassen kann. In der geschwindigkeitslimitierten (Rest-)Welt mag das funktionieren – ob ein Autohersteller diese Lösung im highspeedverwöhnten Deutschland kaufen möchte, bleibt abzuwarten.

Dass die Anti-Crash-Vorrichtung zuverlässig funktioniert, haben die Techniker bereits unter Beweis gestellt. Auf einem Versuchsgelände rund um das Böblinger Meilenwerk stellten sie vorsichtshalber ein Gummiauto auf, an dem man sich versuchen konnte. Ab 45 Stundenkilometer sollte man das Bremspedal gut im Griff haben, sonst ist ein unfreiwilliger Kontakt mit dem anderen Verkehrsobjekt nicht mehr abwendbar. In rund drei Jahren möchten die Austrokanadier gerne in den Markt mit dem kamerabasierten Assistenten. Bis dahin werden wohl noch viele Gummiautos zusammengestaucht.

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