Blauer Engel: Auf Reifen kaum zu finden

Umweltschutz liegt bei Autofahrern im Trend. Die Fahrzeughersteller werben mittlerweile massiv mit einer ganzen Reihe von Öko-Siegeln um Kunden. Die Reifenhersteller hingegen halten sich auffallend zurück. Der jüngst wieder eingeführte „Blaue Engel“ für Pkw-Pneus wird kaum genutzt. Und das, obwohl sich das Umweltsiegel bundesweiter Bekanntheit erfreut und auch noch vom neutralen Umweltbundesamt (UBA) verliehen wird.

Bisher hat sich einzig der koreanische Hersteller Hankook für die Beantragung des Gütezeichens entschieden. Seitdem darf der Ganzjahresreifen Optimo 4S mit dem Engel vermarktet werden.

Kriterien für die Vergabe sind vor allem ein leiser Lauf und ein geringer Rollwiderstand. Damit die Sicherheit nicht auf der Strecke bleibt, müssen die Reifen auch über eine gute Verzögerungswirkung auf nasser Fahrbahn verfügen. Das UBA orientiert sich bei den Anforderungen an den für 2012 geplanten europaweiten Grenzwerten und geht teilweise über diese hinaus. „Die EU-Grenzwerte für den Rollwiderstand bei Pkw-Reifen sind wenig ambitioniert. Der Blaue Engel legt hier einen strengeren Maßstab an“, sagt UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann. Er rechnet mit möglichen Kraftstoff-Einsparungen im Wert von 250 Euro über die Lebensdauer eines Reifens.

Trotzdem ist der Blaue Engel bei der Industrie bislang wenig populär. Zahlreiche Hersteller haben Reifen im Programm, die die Kriterien erfüllen würden. Bei Goodyear verweist man beispielsweise darauf, dass der Blaue Engel außerhalb Deutschlands nicht bekannt ist. Daher spiele er für das Marketing des Unternehmens keine Rolle. Ähnlich argumentiert auch Continental. Die Hannoveraner führen zudem die geplante EU-Kennzeichnung an, die Rollwiderstand und Lärmentwicklung künftig deutlich machen soll. Zudem setzt jeder Hersteller eigene Öko-Label ein; so tragen Leichtlaufreifen etwa den Beinamen „Eco“ oder „Efficient“ oder das Kürzel „e“. Für den Verbraucher sind diese aber nur schwer verständlich.

Die schwierige Geschichte des Blauen Engels für Reifen reicht bereits lange zurück. Schon vor der Jahrtausendwende hatte das UBA einen ersten Versuch unternommen, das Siegel zu etablieren. Damals hatte Dunlop die notwendigen Qualitätstests bereits fast vollständig absolviert, als das Unternehmen plötzlich einen Rückzieher machte. Grund war möglicherweise die Diskussion um das schlechte Nassbremsverhalten der damaligen Öko-Reifen. Denn geringer Rollwiderstand führte damals zwangsläufig zu längeren Bremswegen auf Nässe. Auch heute ist das Problem prinzipiell noch vorhanden, bei den Reifen namhafter Hersteller spielt es jedoch keine große Rolle mehr.

Trotzdem hat das Image von „Umwelt-Reifen“ wohl dauerhaft gelitten. Die Industrie arbeitet daher in der Werbung heute eher mit Begriffen wie „Wirtschaftlichkeit“, statt das Wort „Umwelt“ in den Mund zu nehmen. Dennoch: Es gibt nun wieder einen Ganzjahresreifen mit dem „Blauen Engel“.

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