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BMW X6 Hybrid – Der elektrisierte Elefant

Wer sagt denn, dass Sparen keinen Spaß machen darf? Weil für BMW die Fahrdynamik das höchste Gut ist, und die Kunden von den Bayern trotzdem einen Geländewagen mit Hybridantrieb erwarten, haben die Ingenieure in München vor gut einem Jahr für den X6 neue Balance zwischen Effizienz und Emotion gesucht – und gefunden. Während die Konkurrenz E-Motoren als Appetitzügler einsetzt, nutzen die Bayern die zusätzliche Kraft als eine Art grünen Turbolader und rüsten ihr SUV-Coupé zum stärksten und sportlichsten Teilzeitstromer am Markt auf.

Dummerweise allerdings will davon zumindest in Deutschland kaum jemand etwas wissen: Weil der X6 ActiveHybrid mit seinen 103.000 Euro fast schon verboten teuer ist und die BMW-Diesel naturgemäß auch keine schlechte Figur machen, sieht man den Wagen bei uns fast ausschließlich mit Werkszulassung. Doch in Amerika, dem Mutterland des Hybrid-Erfolgs, sind die Vorzeichen etwas anders. Denn erstens kostet der ActiveHybrid dort etwa ein Drittel weniger als bei uns, und zweitens steht er dort nicht im Konkurrenz zum Diesel, den die Bayern in den USA dem [foto id=“341233″ size=“small“ position=“left“]X5 vorbehalten. So gesehen ergibt es Sinn, den Wagen auf dem Markt zu testen, für den er auch entwickelt wurde. Deshalb waren wir damit über 1.000 Meilen im winterlichen Colorado unterwegs.

Auf den ersten Blick

Dort schindet der Elektro-Bolide bereits auf den ersten Blick mächtig Eindruck. Schließlich ist die Haube so weit aufgeworfen, dass der Hybride sogar das M-Modell ziemlich blass und brav aussehen lässt. Darunter steckt der bekannte V8 mit 4,4 Litern Hubraum und 330 kW/407 PS, der mit gleich zwei Elektromotoren im riesigen Siebengang-Automatikgetriebe kombiniert wird. Sie haben 91 PS sowie 86 PS und treiben die Systemleistung auf 357 kW/485 PS. Gleichzeitig steigt das maximale Drehmoment auf 780 Nm und macht den Hybriden zu einem wahren Dampfhammer: Wer nur sachte das Pedal streichelt, schnurrt flüsterleise mit den E-Motoren davon. Doch sobald man den Fuß ein wenig senkt, arbeiten die Motoren nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark“ im Team. Dann erlebt man nach einer kurzen Gedenksekunde einen Boost-Effekt wie die Astronauten in Apollo 13 auf dem Weg aus der Erdatmosphäre: Obwohl mit 2,5 Tonnen so schwer wie ein Kleinlaster, beschleunigt der X6 wie ein Sportwagen in 5,6 Sekunden auf Tempo 100 und ist mit maximal 236 km/h so schnell, dass es in Colorado locker für den Knast reicht.[foto id=“341234″ size=“small“ position=“right“]

Sobald man allerdings auf die Bremse tritt, arbeiten die Elektromotoren als Generator, der einen Teil der Schubenergie in Strom umwandelt und auf diese Weise den Akku wieder lädt. Wann welcher Motor läuft und wie viel Strom im Akku ist, sieht der Fahrer in einer zusätzlichen Grafik, die BMW in leuchtendem Blau im Tacho integriert hat. Außerdem flimmert ein Leistungsdiagramm über den Bordmonitor, das den Fahrer auf dem Laufenden hält. Das ist auch gut so, denn mit den Ohren oder dem Popo-Meter sind die unterschiedlichen Betriebszustände kaum zu unterscheiden.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Video – BMW ActiveHybrid X6; Einzige Ausnahme; Blick auf das Thermometer; Am Ende der Testfahrt

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Video: BMW ActiveHybrid X6

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Einzige Ausnahme

Im reinen Elektrobetrieb ist es an Bord so ruhig, dass man bereits das stete Blasen der Klimaanlage als Lärmbelästigung empfindet. Noch schlimmer ist es allerdings für die [foto id=“341235″ size=“small“ position=“left“]Passanten auf dem Parkplatz von Wal-Mart & Co, wo sich der elektrisierte Elefant anpirscht wie ein U-Boot auf Feindfahrt und immer wieder für erschreckte Gesichter sorgt. Allerdings ist der Spuk schnell wieder vorbei: Für mehr als zwei bis drei Kilometer reicht der Strom im 100 Kilogramm schweren Metall-Hybrid-Akku unter dem Kofferraumboden nur selten, so dass der Achtzylinder bald aufbrüllt und der X6 wieder einstimmt in den Chor der Bigblocks, Hemis und sonstigen Vielzylinder, der in Amerika die Straßenmusik spielt.

Blick auf das Thermometer

Zwar sind die Akkus klimatisiert und der Wagen läuft bei allen Temperaturen problemlos. Doch dass es Winter ist in den Rockies und draußen beinahe arktisch kalt, merkt man nicht nur beim Blick auf das Thermometer, das bisweilen minus 20 Grad Celsius anzeigt. Davon zeugt auch die Fehlermeldung, mit der sich die Hybridtechnik erst verspätet zum Dienst meldet. Solange der V8-Motor zu kalt ist, läuft er einfach durch. Und das kann hier schon mal eine halbe Stunde dauern.[foto id=“341236″ size=“small“ position=“right“]

Am Ende der Testfahrt

Auch wenn BMW mehr Wert auf Spaß legt als auf Sparsamkeit, wirkt das Elektropaket natürlich als Spritbremse und drückt den Verbrauch immerhin um 20 Prozent. In der Theorie des Prüfstandes reichen dem X6 Hybrid deshalb 9,9 Liter. In der Praxis jedoch ist diese Wert nie zu erreichen. Selbst wer sich brav an die US-Gesetze hält und nie über 130 km/h beschleunigt, braucht locker zwölf bis 14 Liter, und bei Vollgas gönnt sich der V8 auch noch ein paar Schlucke mehr. Doch am Ende der Testfahrt zeigt der Bordcomputer einen Mittelwert von 12,5 Litern. Das entspricht genau dem Normverbrauch des X6 50i mit V8-Benziner und ohne elektrische Unterstützung. So lässt sich mit dem Hybridantrieb zumindest die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen. Doch ganz ehrlich: Bei einem Aufpreis von 26.200 Euro zum X6 50i und knapp 38.000 Euro zum ebenfalls nicht schwächlichen 306 PS starken Sechszylinder-Diesel bleibt der Hybrid wohl auch weiterhin ein selten gesehenes und gefahrenes Exemplar.

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