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BMW Z4 M Roadster: Windspiele mit MMMummm

Nix mit Salamitaktik. BMW schickt gleich die ganze Palette des überarbeiteten Z4-Roadsters auf den Markt. Ein echter Kracher ist die M-Variante mit 343 PS. Die Frischluftrakete kostet rasante 57.900 Euro.

Kühle Frühlingsgefühle

Das Wetter kann sich nicht zwischen Regen und Sonnenschein entscheiden. Mitte Februar beginnt der Tag eben auch im spanischen Jerez sehr kühl. Dann bleibt die knapp geschnittene Stoffmütze des Z4 M eben zu. Trotzdem wird mir bald heiß werden, da bin ich mir sicher. Und das wird vermutlich nicht an der Klimaautomatik liegen. Bevor der sportliche Luftikus die Muskeln dehnen darf, noch ein kurzer Blick auf das Facelift.

Profil geschärft

Neue Stoßfänger an Front und Heck verlängern die scharfen Kanten der Z4-Karosserie. In Erwartung des enormen Kühlungsbedarfs – der hochgezüchtete Sechszylinder quetscht aus jedem seiner 3,2 Liter Hubraum 106 PS – wurde die Front mit großen Luftschlitzen perforiert. Sieht schon im Stand richtig schnell aus. Das gilt auch für die 18-Zoll-Felgen, die sich satt in die Radhäuser schmiegen. Am Heck finden sich neu gestaltete Rücklichter mit drei horizontalen LED-Leuchtstreifen, die in zwei Stufen aufleuchten. Je stärker gebremst wird, desto heller warnen sie. Für den Hintermann ein wichtiges "Hallo-wach!", denn die Hochleistungsbremsanlage braucht nur 34 Meter, um aus Tempo 100 zu stoppen.

Passt perfekt

In den Z4 steige ich nicht ein, ich streife ihn über wie einen Rennoverall. Dazu lasse ich mich in den tiefen Fußraum-Schacht gleiten. Viel Platz ist da nicht, doch es reicht. Die Verkleidung des Instrumententrägers besteht aus Leder, das sich im Carbon-Look tarnt. Sehr edel und dem hohen Kaufpreis durchaus würdig. Per Knopfdruck werden die Leder-Sportsitze elektrisch justiert. Das griffige Dreispeichenlenkrad mit Bedientasten liegt angenehm in der Hand und aus dem Mitteltunnel ragt der kurze Schaltstummel des Sechsganggetriebes. Mit der Modellpflege hat die Fünfgang-Box auch bei den schwächeren Versionen ausgedient. Hinter den Kopfstützen schützen Überrollbügel vor den Folgen allzu sportlicher Fahrweise. Dazwischen lässt sich ein Windschott einrasten. Wie es sich für einen Sportwagen gehört, liegen Tacho, Drehzahlmesser und die Temperaturanzeigen als wichtigste Informationslieferanten zentral im Blickfeld. Angesichts der erfreulich wenigen Knöpfe und Schalter fragt man sich, wozu BMW für andere Modelle das iDrive-System mit Bildschirm und Controller entwickelt hat. Geht doch auch so.

Das Spiel beginnt

Gestartet wird klassisch per Zündschlüssel. Doch das erwartete Inferno bleibt zunächst aus. Der 3,2-Liter-Reihensechszylinder klingt druckvoll, aber metallisch nüchtern. Nach der kühlen Nacht warnen orangefarbene Lämpchen am Drehzahlmesser, wie hoch das Triebwerk gedreht werden darf ohne dass es Schaden nimmt. Nach einigen quälend langen Kilometern sind 7,2 Liter Motoröl und fast elf Liter Kühlwasser endlich auf Temperatur. Trocken und verbindlich – keinesfalls brutal – informiert das Fahrwerk über alle Nachlässigkeiten der Straßenbauer. Dafür klebt der Zweisitzer bei forciertem Tempo geradezu auf der Straße, die sich wie eine Achterbahn durch die Landschaft schlängelt. Das zunächst noch regennasse Asphaltband ist kaum breit genug, wenn sich zwei Fahrzeuge begegnen. Dank zielgenauer Lenkung und harmonisch ausbalanciertem Fahrverhalten stellt sich dennoch ein sicheres Gefühl ein. Für optimale Traktion in Kurven ist das Hinterachsdifferenzial mit einer Sperre ausgerüstet. Dennoch lässt sich der Z4 M selbst im dritten Gang noch zu leichten Drifts überreden – bis das Stabilitätsprogramm DSC mäßigend eingreift. Das macht Spaß. Keine Ahnung, warum der Beifahrer etwas blass um die Nasenspitze ist.

Bis in die höchsten Töne

Von scheinbar unbändigem Leistungswillen besessen, schmirgelt die Nadel des Drehzahlmessers über die Skala. Jetzt jubeln endlich auch der Motor und die vierflutige Auspuffanlage um die Wette. Gaswegnehmen und es bollert im Heck. Offen lässt sich das noch besser genießen. Per Knopfdruck ist das in wenigen Sekunden erledigt. Bei 7.900 Umdrehungen sind alle 343 Pferdchen hinter der BMW-Niere versammelt. Jedes davon muss nur 4,1 Kilogramm bewegen, insgesamt etwas mehr als 1,4 Tonnen. Nach einem Druck auf die "Sport-"Taste auf dem Mitteltunnel spricht das Aggregat noch giftiger an. Wer das Leistungspotenzial nutzt, treibt den Durchschnittsverbrauch locker auf 20 Liter. Im Alltag sollten 10 bis 13 genügen. Egal bei welchem Tempo: die tatsächliche Geschwindigkeit wird ohne Kontrollblick auf den Tacho stets unterschätzt. Damit ist der Führerschein auf Landstraßen eigentlich ständig in Gefahr. Dort dauert der Zwischenspurt von 80 auf 120 Stundenkilometer – genau wie der Antritt aus dem Stand auf Tempo 100 – nur glatte fünf Sekunden.

Immer schneller

Zum Ausklang des Testtages geht es auf den Formel-1-Kurs von Jerez de la Frontera. Dort pulverisiert der M-Roadster mühelos die Tempo-200 Marke. Mit einer etwas längeren Geraden wären 250 Stundenkilometer möglich. Dann setzt der elektronische Begrenzer dem Treiben ein Ende. Endlich lässt sich der Grenzbereich mit ausgeschaltetem DSC ohne Gefährdung erfahren. Und der ist atemberaubend hoch angesiedelt. Willig folgt das Fahrzeug den Kommandos, die mit Gasfuß und der präzisen Lenkung erteilt werden. Weich und ohne giftige Reaktionen geht es im dritten und vierten Gang durch lang gezogene Kurven. Auch wenn die Fahrbahn mit zunehmendem Tempo immer schmaler zu werden scheint. Während der Z4 M noch mit knisternden Bremsen hinter der Boxengasse steht, geht es zurück nach Berlin. Mit Bus und Flugzeug. Schade, diesen Test hätte ich gerne noch etwas ausgedehnt.

Fazit: Der BMW Z4 M Roadster ist ein sportliches Präzisionsinstrument. Schade nur, dass im Kaufpreis keine Dauerkarte für die Benutzung einer Rennstrecke enthalten ist.

mototype.de, Holger Schilp

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