Morgan

British Open: 100 Jahre Morgan

Im besten Sinne „altmodisch“ sind die Sportwagen der britischen Marke Morgan. Seit nun 100 Jahren rollen die puristischen Spaßautos technisch nur dezent weiterentwickelt aus der Manufaktur. Noch heute werden Techniken aus dem Kutschenbau eingesetzt. So wundert es nicht, dass die Marke auch den Rekord für den am längsten produzierten Serien-Pkw der Welt hält.

In einer Garage in Malvern Link in Großbritannien bastelt im Jahr 1909 Harry Frederick Stanley Morgan sein erstes Auto, ein Dreirad mit zwei gelenkten Vorderrädern und nur einem Hinterrad, das ein sieben PS starker Zweizylindermotor von Peugeot antreibt. Seine Freunde sind von seinem Mobil so angetan, dass Morgan sich zum Bau weiterer Fahrzeuge überreden lässt und noch im selben Jahr die Morgan Motor Company gründet.

Die skurrilen „Three Wheeler“ (Dreiräder) werden zum Verkaufserfolg. Sie sind steuerlich begünstigt, da sie nur über ein angetriebenes Rad verfügen und so zur Gattung der Motorräder zählen. Rund 3 000 Exemplare werden in den zwanziger Jahren in Malvern Link in der Nähe von Birmingham gebaut. [foto id=“108722″ size=“small“ position=“right“]

Im Lauf der Jahre wächst die Modellpalette, die Threewheeler gibt es als Zwei- und Viersitzer, sogar als Lieferwagen mit Kastenaufbau werden sie gebaut. Und sie treten auf Rundstrecken und bei Geländerennen an, wo die bezahlbaren Spaßmobile etliche Geschwindigkeitsrekorde purzeln lassen. So schafft schon 1928 ein Three Wheeler Tempo 180. Die Erfolge im Motorsport machen die junge Marke bekannt.

1935 kommt das erste vierrädrige Auto, der Morgan 4/4 (Four Four) ins Programm. Den leichten Sportwagen verkauft Morgan noch heute – hier und da ein wenig modifiziert, aber konzeptionell im Prinzip unverändert. Damit dürfte der 4/4 weltweit das am längsten in Serie gebaute Fahrzeug sein. Wie gehabt kümmert man sich bei Morgan um die Fertigung von Fahrwerk, Rahmen und Karosserie, die Motorentechnik kauft man von Fremdfirmen dazu. Eine bis heute beibehaltene Praxis des Unternehmens. Den ersten Morgan 4/4 befeuert ein Coventry Climax-Motor, der aus 1,1 Liter Hubraum muntere 34 Pferdchen traben lässt.

Neben wechselnden und immer stärker werdenden Motoren erfährt der Morgan 4/4 in den mittlerweile mehr als [foto id=“108723″ size=“small“ position=“left“]sieben Jahrzehnten seiner Bauzeit gerade mal eine optische Überarbeitung. Im Jahre 1954 integriert Morgan die bis dahin frei stehenden Scheinwerfer in die Karosserie, die Frontpartie bekommt ihre typische Wölbung. Der Rest ist „traditionell“, die Vorderachse etwa entspricht immer noch der Konstruktion von 1909 aus dem ersten Threewheeler. Noch heute werden die Rahmen, wie im Kutschenbau, in Handarbeit aus Eschenholz gesägt und gehobelt. Mit einer aus dem Jahr 1915 stammenden, handbetriebenen Maschine und einem geglätteten Baumstamm bringt man auch noch im dritten Jahrtausend Karosserieteile in Form.

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Video: Morgan – Handmade

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Die Frage, warum Morgan seit mehr als 70 Jahren ein und dasselbe Auto baut, beantwortet der Charles Morgan, der das Familienunternehmen seit 1999 in dritter Generation leitet, knapp und präzise: „Weil die Kunden es so wollen“. Aktuell treibt ein 82 kW/112 PS starker 1,6-Liter Ford Duratec Motor den rund 800 Kilogramm leichten Roadster an. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei rund 185 km/h. Ein großer Wurf gelingt dem Unternehmen 1968 mit dem Morgan Plus 8, dem wohl klassischsten aller Roadster. Im Prinzip ist der Plus 8 ein Morgan 4/4 mit längerem Radstand und einem Rover-V8-Triebwerk unter der verlängerten Motorhaube. Auch in Deutschland wird [foto id=“108724″ size=“small“ position=“right“]Morgan mit dem Bestseller zum Mythos unter Sportwagen-Freunden. Auch der Plus 8 ist heute noch im Programm, wird aber von einem V6-Benziner angetrieben und heißt daher schlicht und einfach Morgan Roadster.

Im Jahr 2000 kommt mit dem Aero Eight die dritte Modellreihe, für Morgan nach mehr als sechs Jahrzehnten die erste komplette Neuentwicklung. Für eingefleischte Morgan-Fans ist das Design mit den „schielenden“ Frontscheinwerfern gewöhnungsbedürftig. Die schräge Optik ist auch Resultat einer vom Windkanal diktierten aerodynamischen, aber weiterhin unverkennbaren Roadster-Linienführung. Unter der Haube kommt ein Achtzylindermotor von BMW zum Einsatz, der in seiner aktuellen Version aus 4,8 Litern Hubraum 271 kW/368 PS entwickelt.

Im aktuellen Jubiläumsjahr baut Morgan vermutlich um die 700 Fahrzeuge, so viele wie nie zuvor seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Rund 100 davon dürften nach Deutschland kommen. Von Wirtschaftskrise also keine Spur. Und das alles in einer Manufaktur, die für den Bau eines Fahrzeugs 14 Tage braucht. Hier ist Handarbeit noch [foto id=“108726″ size=“small“ position=“left“]Trumpf. So ganz nebenbei ist Morgan die wohl älteste im Familienbesitz befindliche Automarke der Welt – und, neben Bristol, aktuell der wohl letzte noch existierende rein britische Autohersteller. Auch für die Zukunft scheint Morgan gerüstet. 2008 zeigte man auf dem Genfer Autosalon das Lifecar, ein Null Emission Fahrzeug mit Brennstoffzellen und Bremsen-Energie-Rückgewinnung. Rund 650 Kilo leicht soll das Fahrzeug sein, das über vier aufs Chassis montierte Elektromotoren verfügt. Die Reichweite soll bei rund 400 Kilometern liegen, der Kraftstoffverbrauch bei 1,8 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer Fahrstrecke. Beste Chancen also für das Werk, auch die nächsten Jahre als Familienunternehmen zu bestehen.

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