Elektrisch auf zwei Rädern – Es fehlt was

Es gibt sie schon seit Jahren, doch so richtig kommen elektrische betriebene Motorräder und Roller nicht in Fahrt. Zwar finden sich in der Liste der Hersteller mittlerweile bekannte Namen wie Yamaha, Piaggio oder Peugeot, doch der Anteil an Neuzulassungen hierzulande tendiert gegen Null. Kein Wunder: Begibt man sich zu den Treffpunkten der Biker, dann merkt man schnell, dass Themen wie Leistung und Sound dominieren. Dinge wie Umwelteigenschaften oder Reichweite interessieren die Klientel kaum.

Dabei gibt es mittlerweile auch E-Bikes, die eine ordentliche Portion Power vorweisen können, wie etwa die 40 kW/55 PS starke Brammo Empulse, doch den passenden Sound sucht man freilich vergebens. Kurz gesagt: Für die Bikerszene sind sie kein Thema.

Viel eher vorstellen könnte man sie sich als Flitzer für die Stadt, als Botenfahrzeug, für Pizzadienste und für den täglichen Trip zur Arbeitsstelle. Doch fehlen die Impulse und die Händlerorganisationen jener Hersteller, die im Kraftradmarkt den Ton angeben, schließlich wollen die E-Roller und E-Krafträder ja beworben, verkauft, gewartet und repariert werden. Zudem kämpfen die elektrischen Zweiräder mit den gleichen Problemen wie die E-Autos: Lange Ladezeiten und begrenzte Reichweiten lassen potenzielle Käufer zögern, zudem trauen viele den neuen Technologien noch nicht so recht über den Weg. Immerhin: Die Aufpreise fallen im Vergleich zu den Pkw nicht so hoch aus, und gerade im Rollerbereich gibt es kaum Unterschiede im Design.

Dennoch gibt es eine ganze Reihe von größtenteils unbekannten Firmen, die leichte und schwerere E-Motorräder oder auch Elektroroller herstellen. Und wenn irgendwann einmal die Ladeinfrastruktur für die E-Autos steht, geht vielleicht auch bei den Bikes etwas.

Einer den Pioniere ist der amerikanische Hersteller Zero, der sowohl zwei Stadtflitzer namens XU und MX sowie die Enduro FX, wie auch zwei schwere Motorräder namens S und DS offeriert. Jüngster Spross ist die modernisierte FX, die Zero im vergangenen Herbst vorgestellt hat. Sie lässt sich als leichte Alltags-Enduro charakterisieren; in ihr arbeitet ein komplett neu konstruierter E-Motor, den Zero „Z-Force“ nennt. Er soll erheblich leistungsstärker als die bisherigen Aggregate sein, und die neuen Akkus sollen vor allem in der Reichweite kräftig zugelegt haben: Zero gibt maximal 113 Kilometer an.

Wie auch die übrigen Zeros wird es die FX in zwei Powervarianten geben, die durch unterschiedliche Akku-Kapazitäten erreicht werden: 2,8 Kilowattstunden mit einer Leistung von 15 kW/27 PS und 5,7 Kilowattstunden mit 32 kW/44 PS. Beide erreichen die gleiche Höchstgeschwindigkeit von 137 km/h. Gleich ist auch das maximale Drehmoment von beachtlichen 95 Nm, das ein enormes Beschleunigungspotenzial aus dem Stand verspricht.

Erheblich verkürzt haben soll sich die Ladedauer

Mit Hilfe eines neu entwickelten, gegen Aufpreis angebotenen Schnelllade-Zubehörs soll der Akku innerhalb von nur einer Stunde auf 90 Prozent geladen werden. Konventionell angeschlossen erreicht die Batterie in vier (2,8 kWh) beziehungsweise acht Stunden ihre maximale Kapazität. Das schwächere 2,8-kWh-Bike kostet 9.495 Euro, die Power-Variante mit 5,7 kWh gibt’s für 11.995 Euro.

So richtig nach erwachsenem Motorrad sieht die Brammo Empulse aus, die es auch in einer geschärften R-Variante gibt. Wasserkühlung, Sechsganggetriebe, 160 km/h Spitze, Brembo-Doppelscheibenbremse, 180er Hinterradreifen, fast 200 Kilometer Reichweite im Stadtverkehr (90 km auf der Autobahn) – das sind Daten, mit denen sich jedes herkömmliche Bike auch sehen lassen könnte. Hinzu kommt ein schickes, kraftvolles Design. Auch Fahrwerk und Material- und Verarbeitungsfinish erreichen Klassenstandards.

Der E-Motor liefert 40 kW/55 PS bei 8.200 Umdrehungen und 63 Newtonmeter Drehmoment (die R schafft 90 Nm), die 213 kg Fahrzeuggewicht vorwärts treiben. Die Ladezeiten betragen zwischen 3,5 und 8 Stunden. Doch so viel Elektromotorrad hat seinen Preis: Brammo ruft rund 13.000 Euro für die Basis-Empulse auf; für die R 14.600 Euro.

Mehr Auswahl gibt es bei den elektrischen Rollern

Neben vielen unbekannten Namen tauchen auch die Unternehmen auf, die im Rollermarkt stark vertreten sind. So etwa Peugeot mit dem E-Vivacity. Und nur wenige Hersteller haben so viel Erfahrung mit Elektrorollern wie die Franzosen: Schon vor rund 15 Jahren hatte Peugeot den Scoot Elec im Programm. Der hatte damals Nickel-Cadmium-Batterien, während der E-Vivacity Lithium-Ionen-Akku besitzt, die dreimal mehr Strom speichern. Das bedeutet, dass der moderne E-Roller weniger wiegt (115 kg) und mit einer Akku-Ladung weiter fährt (60 km). Der E-Motor stellt 3 kW/4,1 PS zur Verfügung, die Ladezeit beträgt fünf Stunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 45 km/h. Zudem hält er unter der Sitzbank ein Helmfach parat sowie ein kleines Fach vorn im Beinschild. Der Preis liegt bei 4.000 Euro brutto.

Auch Piaggio möchte den E-Roller-Zug nicht verpassen, so er denn irgendwann in Schwung kommt. Doch der MP3 ist kein pures Elektro-Bike. Sein 125 Kubikzentimeter großer Benzinmotor wird von einem E-Motor unterstützt, der kurze Strecken den MP3 alleine antreiben kann – wichtig für Städte in Italien, die Zonen für E-Fahrzeuge eingerichtet haben oder diese planen. Ansonsten unterstützt der E-Motor den 18 kW/24 PS starken Benzinmotor beim Beschleunigen. Der MP3 ist übrigens ein Roller mit Parallelogrammschwinge vorn – also zwei Vorderrädern – und kann als LT-Version auch mit Autoführerschein bewegt werden, sofern dieser vor dem 19. Januar 2013 erteilt wurde. Der MP3 Hybrid wurde im Herbst 2009 vorgestellt und spielt in einer anderen Liga als der Peugeot-Roller – entsprechend kostet er mit 9.390 Euro wesentlich mehr.

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