Elektroautos im Alltag: auto.de-Gespräch mit Christoph Friedrich, Stadtwerke Leipzig

Schon das „Betanken“ eines Elektroautos kann zum Problem werden, fehlt es an Ladestationen. So ist für ein erfolgreiches „Projekt Elektroauto“ der örtliche Energieversorger entscheidend. Ist der mit im Boot, und stellt ein entsprechendes Netz von Ladestationen zur Verfügung, lässt sich auch ein Elektroauto im Alltag einsetzen.

auto.de hatte mit dem Nissan Leaf einen echten Stromer im Test. Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der Oktoberausgabe des auto.de-Magazins, das ab 19.10.2012 am Kiosk für 1,50 Euro zu haben ist. Vor dem Test des Nissan Leaf führte auto.de ein Gespräch mit Christoph Friedrich, Leiter Elektromobilität Stadtwerke Leipzig zum Thema Elektroautos.

auto.de: Welche Elektro-Fahrzeuge haben die Stadtwerke und die Stadt Leipzig derzeit im Einsatz?

Friedrich: Derzeit zählen wir einen Mitsubishi i-MiEV, einen Nissan Leaf und einen Audi A2 electric zu unserer eigenen E-Fahrzeugflotte. Darüber hinaus sind zehn Fahrzeuge Bestandteil der städtischen Flotte und vier in der LVB-Gruppe (Leipziger Verkehrsbetriebe). Inzwischen sind über 100 Elektrofahrzeuge in Leipzig öffentlich zugelassen und nutzen die 28 Ladesäulen, die von den Stadtwerken Leipzig errichtet wurden.

Die Anschaffung weiterer Modelle streben wir an. So können die erforderlichen Prozesse entwickelt werden, die benötigt werden, wenn elektrische Energie für Elektrofahrzeuge zur Verfügung gestellt werden soll. Außerdem soll deren Anwendung erforscht und erprobt werden. Das Projekt trägt dazu bei, sowohl die öffentliche Wahrnehmung als auch die Akzeptanz der Elektromobilität zu erhöhen, indem ihre Nutzung erleichtert und „erfahrbar“ wird. Insbesondere der geplante stufenweise Ausbau der Anwendungen für die durch die Bevölkerung nutzbaren E-Fahrzeuge soll dazu beitragen. Im Rahmen der Förderprogramme planen wir die Beschaffung von weiteren 79 E-Fahrzeugen für uns und unsere Partner.

Unser Ziel ist es, die Elektromobilität als Impulsgeber zu fördern und die notwendige Infrastruktur in Leipzig zur Verfügung zu stellen. Wir bauen überall dort Ladesäulen auf, wo Bedarf besteht.

auto.de: Welches Modell erwies sich bislang als besonders alltagstauglich? Bei welchem Fahrzeug wäre für einen normalen Alltagseinsatz „nachzubessern“?

Friedrich: Wir sind mit allen der von uns verwendeten Modelle zufrieden. Kleine Verbesserungspotenziale reichen wir direkt an die Fahrzeughersteller weiter. Da wir uns auf keine Langzeitstudien berufen können, nutzen wir unsere Schnittstelle sowohl mit den E-Fahrzeugbetreibern als auch mit den E-Ladesäulen-Herstellern. Zudem erfahren wir mit unserem neuen Modell, dem Nissan Leaf, eine neue Stufe in der Elektromobilität. Die Reichweite sowie die Beschleunigung überzeugen. Bei verschiedenen Veranstaltungen erhalten Interessenten die Möglichkeit, an Probefahrten teilzunehmen und die Elektromobilität persönlich zu erfahren. Diese Aktionen helfen, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen.

auto.de: Erhalten Energieversorger die Elektrofahrzeuge von den Herstellern gratis – aus Image-Gründen – oder ist ein Obolus zu entrichten?

Friedrich: Die Elektrofahrzeuge finanzieren wir selbst. Ein Teil der Fahrzeuge wird im Rahmen unseres Engagements in drei Projekten durch die Bundesregierung gefördert. Das Programm „SaxMobility II“ unterstützt die Anschaffung von 27 E-Fahrzeugen bis September 2014. Im Rahmen des Förderprojektes „econnect Germany“ planen wir bis Juni 2014 die Anschaffung von drei E-Fahrzeugen.

Zukünftig streben wir auch im Rahmen des Schaufensters „Elektromobilität verbindet Bayern und Sachsen“ – „Verbundvorhaben Leipzig“ die Beschaffung von weiteren E-Fahrzeugen in Leipzig und der Region an.

auto.de: Gibt es finanzielle Anreize etwa für Fuhrparkbetreiber bei der Anschaffung von Elektroautos von Seiten der Regierung?

Friedrich: Uns sind keine finanziellen Anreize seitens der Bundesregierung bekannt. Im Rahmen unseres Engagements in den Projekten stehen wir verschiedenen Fuhrparkbetreibern beratend zur Seite. Wir sehen uns als Treiber von Elektromobilität und suchen fortlaufend nach neuen Schnittstellen. Demnach stehen wir neuen Kooperationen offen gegenüber.

auto.de: Ist die finanzielle Entlastung durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen im städtischen Fuhrpark bereits messbar?

Friedrich: Durch das Projekt SaxMobility I (dem Vorgänger von SaxMobility II) verfügt die städtische Fahrzeugflotte seit letztem Jahr über zehn Mitsubishi i-MiEVs.

Eine Auswertung der Erfahrungen, die damit gemacht werden, steht noch an. Grundsätzlich richtet sich eine mögliche finanzielle Entlastung nach dem jeweiligen Fuhrpark. Potenzial für mögliche finanzielle Vorteile sehen wir sowohl in der Wartung als auch beim Laden der Elektrofahrzeuge.

auto.de: Für die Elektromobilität in Leipzig sind bis 2014 derzeit 75 Ladesäulen geplant. Soll dabei das Prinzip der RFID-Karten beibehalten werden oder ist durch die Zunahme von Elektrofahrzeugen bereits in naher Zukunft ein anderes Abrechnungsmodell, etwa per EC-Karte denkbar?

Friedrich: Derzeit erarbeiten wir im Projekt „SaxMobility II“ ein Zugangs- und Abrechnungssystem, das mit mobilen Endgeräten, wie etwa einem Smartphone, bedient werden kann. Mittels einer in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern entwickelten App soll der Anwender auf seine Anfrage per SMS eine TAN zugeschickt bekommen, mit der er sich an der gewünschten Ladesäule freischalten kann. Die Abrechnung erfolgt dann über die Telefonrechnung. Momentan gibt es die Möglichkeit, über eine Zugangskarte (auf Basis des RFID) eine Authentifizierung an den Ladesäulen vorzunehmen. Diese Karten können direkt bei uns angefragt werden (elektromobilitaet@swl.de).

auto.de: Welche Möglichkeiten weg von der punktuellen Versorgung mit Ladestationen, hin zu flächendeckenden Lademöglichkeiten, etwa Steckdosen an Straßenlaternen (?), sehen Sie persönlich?

Friedrich: Elektromobilität soll zukünftig über die drei Lademöglichkeiten „Laden im öffentlichen Bereich“ „Laden zu Hause“ und „Laden beim Arbeitgeber“ stattfinden. Diese drei Optionen unterstützen wir aktiv. Rahmen des Schaufensters „Elektromobilität verbindet Bayern und Sachsen“ erfolgt u. a. die breite wissenschaftliche Vernetzung und der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie die Erforschung ob hierzu Straßenlaternen geeignet sind. Bei dieser Lösung könnte die vorhandene Infrastruktur genutzt und Platz gespart werden.

Zudem erweitern die Stadtwerke Leipzig ihr UMWELT PLUS-Programm um ein spezielles Paket zur Förderung der Elektromobilität. Dieses besteht aus der Kombination einer Lademöglichkeit für den Kunden zu Hause (Wall-Box) sowie der fachlichen Überprüfung der Hausinstallation für diese Lademöglichkeit und unserem Naturstromprodukt strom21.natur.

Öffentliche Verwaltungen und immer mehr privatwirtschaftliche Unternehmen in Deutschland stellen ihren Mitarbeitern elektrische Fahrzeuge zur Verfügung, um diese im Flottenbetrieb zu testen. Auch im Carsharing-Sektor wird das Angebot inzwischen um Elektro-Autos erweitert. Gerade junge Städter wollen gar nicht unbedingt ein Auto besitzen. Aber sie wollen es nutzen können – am besten einfach, flexibel und umweltfreundlich. Gemeinsam mit Partnern entwickeln die Stadtwerke für Leipzig die passenden Verkehrskonzepte im Individual- und Flottenverkehr.

Um das umweltschonende Potenzial des Elektroantriebs vollständig auszuschöpfen und die CO2-Emissionen auf null zu reduzieren, unterstützen die Stadtwerke Leipzig das Laden mit Strom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Der Dreiklang von grünem Strom, guter Ladeinfrastruktur und verbesserten Antriebseinheiten bei Elektroautos macht erst ein komplettes neues System der Elektromobilität aus. Die Mitarbeit an der Entwicklung eines solchen Systems fügt sich in die Strategie der Stadtwerke Leipzig ein, ihre Kunden schon heute konsequent mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen.

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