Ford

Fahrbericht: Ford A-Modell – Der Ami vom Rhein

Die weichen Sitze laden zum Verweilen an, der Geruch von Sprit und Öl klammert sich an die Nasenwand. Die Bedienung sieht auf den ersten Blick einfach aus – aber nur dann. Willkommen in der Vergangenheit von Ford. Mit dem Modell A hat in Köln alles begonnen. Mittlerweile sind 80 Jahre vergangen und nicht nur im Hauptwerk des Fiesta hat sich eine Menge verändert.

[foto id=“363453″ size=“small“ position=“left“]Mit leichtem Gurgeln springt der Vierzylinder des Oldtimers unwillig an, die Ventile schnattern um die Wette und aus dem langen Auspuff dringen die ungefilterten Abgase nach außen. Nach den ersten Umdrehungen wird mittels des Hebels am Lenkrad die Zündung angepasst und das Benzin-Luft-Verhältnis geändert. Mit festem Fußtritt auf das linke Pedal und gleichzeitigem zarten Zurückführen des Ganghebels wird der erste von insgesamt drei Vorwärtsgängen eingelegt. Das Modell A war der erste Ford mit der heute noch üblichen Bedienung durch Gas-, Brems- und Kupplungspedal sowie Schalthebel. Das unsynchronisierte Getriebe verlangt allerdings ein ebenso empfindliches Gehör wie feines Gespür – sonst kratzt es unangenehm im Gebälk und der Oldtimer hoppelt wie ein Hase.

Mit ein wenig Übung tuckert der Oldie aber genügsam und leise vor sich hin, wie die Schiffe, die auf dem Rhein bei Niedrigwasser ihre Fahrrinne suchen. Der Wind zischt durch die geöffnete Frontscheibe und die fliegende Wachtel zeigt als Kühlerfigur den rechten Weg. Die Sitze ohne Seitenhalt wie ein Sofa, die dicken Teppiche an Boden und Seiten erinnern an die heimelige Vorkriegszeit. Der Vierzylinder mit 3,3 Liter Hubraum leistet stramme 29 kW/40 PS und treibt den Zweitürer auf über 100 km/h an – die sich [foto id=“363454″ size=“small“ position=“left“]allerdings dann eher wie 180 km/h anfühlen.

Vorsicht und vorausschauendes Fahren

Vorsicht und vorausschauendes Fahren sind geboten, denn die Bremsen verdienen unter heutigen Gesichtspunkten ihren Namen nicht. Mit vollem Krafteinsatz geht es in die Eisen, um den Zweitürer überhaupt rechtzeitig stoppen zu können. Bremskraftverstärker und Scheibenbremsen gab es damals nicht. Autofahren war purer Luxus, mit dem Ford A sollte es für einen breiten Kreis erschwinglich werden – das Basismodell kostete damals 3.750 Reichsmark. [foto id=“363455″ size=“small“ position=“right“]

Produktion

Weltweit wurden rund 4,8 Millionen Fahrzeuge von dem Typ gebaut, allerdings nur 11.211 Einheiten davon in Köln. 1930 kaufte Firmengründer Henry Ford das 170.000 Quadratmeter große Gelände mit 280 Meter Rhein-Front in Köln-Niehl. Für den Standort sprachen die freie Fläche, aber auch die Bahnanschlüsse und die Nähe zum Ruhrgebiet. Außerdem konnten über den Rhein viele Teile günstig transportiert werden. 1930 legte der damalige Kölner Oberbürgermeister und spätere Dauer-Kanzler Konrad Adenauer den Grundstein. Der erste Pkw vom Typ Modell A lief am 2. Juni 1931 vom Band. Nach ein paar Wochen war aber wegen der Weltwirtschaftskrise schon wieder Schluss und es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis die Produktion neu aufgenommen wurde. Es folgten noch vor dem Krieg die Modelle V8, das B-Modell, der Eifel und der Taunus. Während des Zweiten Weltkriegs wurden dann bei Ford hauptsächlich Lkw für die Wehrmacht gebaut. Als Logo diente allerdings nicht mehr die Ford-Pflaume, sondern eine Plakette mit einer Zeichnung des Kölner Doms.

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Wiederaufbau

Nach der Zerstörung des Werks im Krieg ging man den Wiederaufbau an. Ab November 1948 startete die neue Pkw-Produktion. Das Emblem des Doms musste [foto id=“363457″ size=“small“ position=“left“]dem Kölner Stadtwappen weichen. Aus dem Werk kamen viele Taunus-Modelle und später Granada, Consul, Capri, Fiesta, Puma und Scorpio. Seit 1975 ziert auch wieder das ursprüngliche, ovale blaue Logo die Fahrzeuge.

Heute werden in Köln-Niehl der Fiesta und sein Van-Ableger Fusion gebaut. Die Montagehalle ist so groß wie 17 Fußballfelder, das gesamte Werk würde sogar 132 Feldern Platz bieten. Neben Fiesta und Fusion werden hier auch die V8- und V12-Motoren für Aston Martin und der V6-Motor für die Allrader Ford Ranger und Land Rover Discovery produziert. [foto id=“363458″ size=“small“ position=“right“]

‚Und trotzdem vorwärts!‘

Die Montage ist im Laufe der Zeit immer weiter perfektioniert worden. Verließen im Jahr 1931 nur 6.000 Autos das Band, sind es heute 1.770  – am Tag. Vergangenes Jahr kamen so 391.439 Fahrzeuge zusammen, davon gehen 87 Prozent ins Ausland. Bisher roltlen fast 14,8 Millionen neugebaute Autos aus dem Werksgelände. Zurzeit arbeiten rund 17.300 Mitarbeiter in Niehl, damit ist Köln der größte und wichtigste Standort der Ford Motor Company weltweit. Vor 80 Jahren, als das erste A-Modell in Niehl montiert wurde, war natürlich alles anders. Viele mühsame Handgriffe mussten sitzen, damit das Auto fertig wird. Dafür funktioniert die solide Technik noch heute. „Und trotzdem vorwärts!“ Das am Eckpfeiler der Ufermauer in Stein gemeißelte Lebensmotto von Firmengründer Henry Ford gilt heute noch immer – auch für den 80jährigen Oldtimer.

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