MG

Fahrbericht MG Rover TF 135: Frischluftvergnügen für Hartgesottene

Je nach Preislage mal komfortabler und schneller oder eben mal etwas weniger bequem. Würden aber alle Menschen so pragmatisch und kopfgesteuert ihre Kaufentscheidung treffen, gäbe es die Begriffe "Faszination Auto" oder "Traum-Auto" nicht. Hätten die Ferraris und Lamborghinis ihre Daseinberechtigung ebenso verloren wie die Fahrspaß-Autos á la Morgan oder Triumph, die nicht nur Emotionen schüren, sondern auch weit mehr sein wollen als reine Fortbewegungsmittel. Dazu gehört zweifelsohne auch der klassische MG, der in der 50er und 60er-Jahren Weltruhm erlangte, unter dem Rover-Dach als MG TF wiederbelebt wurde und schnell eine neue, kleine Fangemeinde fand.
MG Rover TF. Foto: Auto-Reporter/Rover
Klein, weil der reinrassige Zweisitzer mit Frischluftzuführung seinem Besitzer durch seine Kompromisslosigkeit nun wirklich etliche Zugeständnisse gegenüber einem "vernünftigen" Auto abverlangt. Das fängt beim Einstieg des tief gelegenen MG an, setzt sich über die Bewegungsfreiheit im Innenraum einschließlich nicht idealer Sitze fort und findet bei Ablage-Möglichkeiten und Stauraum trotz der 210 Liter Volumen hinter dem Motor seinen Höhepunkt. Ein komplettes Reserverad statt eines Runflatreifens verhindert, dass man mehr als zwei mittelgroße Reisetaschen verstauen kann. Das reicht eben kaum mehr als zu einem Wochenendtrip. Und auch die Verarbeitung sowie die Verdeck-Bedienung ist alles andere als "state of the art". Das ist aber nicht der Gattung Roadster, sondern eher der berühmt-berüchtigten und gefürchteten alten England-Qualität sowie den Entwicklern anzulasten, die beim Wettbewerb leicht nutzerfreundlichere Verdeck-Konstruktionen hätten entdecken können.
Für die Fans aber gewiss Nebensächlichkeiten. Haben sie sich doch den MG vor allem wegen seiner Fahrqualitäten und einige sicherlich auch wegen seines Traditions-Images gekauft. Und da dürfte niemand enttäuscht werden. Selbst mit der 100 kW/136 PS-Motorisierung – die stärkste Version verfügt über 118 kW/160 PS – verhilft der Vierzylinder dem 1,2 Tonnen schweren Fahrzeug zu einer Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h sowie einem Sprint von Null auf 100 km/h in 8,8 Sekunden. Wichtiger für die Spezies aber noch: Durch eine sehr präzise, allerdings einigen Kraftaufwand erfordernde Schaltung mit kurzen Wegen, einer strammen Kupplung und einer sehr direkten Lenkung ist sofort Renn-Atmosphäre angesagt. Dank eines straffen, aber gut abgestimmten Fahrwerks werden dann diese Vorschußlorbeeren auch dank des Mittelmotor-Konzepts vor allem auf kurvenreichen Straßen mit einer außergewöhnlichen Neutralität voll eingelöst. Schweißperlen sind da wirklich ein Fremdwort.
Vor der Auslotung des Grenzbereichs muss aber dennoch gewarnt werden. Denn im Falle eines Falles verhindert eben kein ESP den urplötzlichen Heckschwenk. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist allerdings der Komfort. Nicht nur Rückengeschädigte werden nach längerer Fahrt vor allem die Querrillen verfluchen. Erfreulich wiederum der Spritverbrauch, der sich selbst bei forscher Fahrweise nur schwerlich auf über zehn Liter treiben lässt. Gehts ländlich-sittlich zu, um einmal nur die frische Luft unter blauem Himmel zu genießen, kann man den TF auch mit gut sieben Litern ohne zu schleichen bewegen. Um beim Geld zu bleiben: Mit einem Basispreis von 22 050 Euro ist der TF in der 135er-Version trotz Englischem Pfund z.B. gegenüber dem Toyota MR2 oder Mazda MX5 absolut wettbewerbsfähig, weist aber auch eine geringere Ausstattung auf. Wichtig zu wissen, aber dennoch Nebensächlichkeiten. Denn wer sich für einen MG TF entscheidet, hat eben andere Wertvorstellungen von einem Auto. Und das müssen nicht die schlechtesten sein.
Von Frank Braun
26. April 2004. Quelle: Auto-Reporter

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