Fahrbericht ORA Funky Cat: Kommunikativer Elektro-Kleinwagen

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Der chinesische Automobilhersteller GWM (Great Wall Motor) führt mit dem ORA Funky Cat sowohl eine neue Marke als auch ein ganz neues Elektroauto in den deutschen Fahrzeugmarkt ein. Auf einer mehrtägigen Testfahrt in Portugal wurde der rein elektrische Kleinwagen ausgiebig von uns erprobt. Lesen Sie den Fahrbericht, um zu erfahren, welche Stärken und Schwächen der chinesische Neuling dabei offenbart hat.

Außendesign

Äußerlich vermischen sich bei der fetzigen Katze bekannte Designelemente wie die mit dem Porsche 911er vergleichbaren Frontleuchten und eine dem Mini Cooper ähnliche Silhouette mit neuartigen Formen wie dem einzigartig gestalteten Heck, bei dem die durchlaufende Rückleuchte mittig unter die Scheibe statt in das Kofferraumblech integriert ist. Die in den schnittigen Heckdiffusor integrierte Bremsleuchte erinnert an einen Formel E Rennwagen und trägt zum Retro-Futurism-Design bei, wie es ORA selbst bezeichnet. Die 18 Zoll großen Leichtmetallfelgen sind vorerst nur in einer Ausführung erhältlich und eher schlicht gehalten. Ein auffälligeres Raddesign gibt es für das kommende Topmodell GT.
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Plattform

Great Wall Motor macht gemeinsame Sache mit BMW und so überrascht es nicht, dass sich der ORA Funky Cat die Plattform mit der kommenden Neuauflage des Mini Electric teilt. Ein kleiner Lithium-Eisenphosphat-Akku mit prismatischen Zellen und einer Brutto-Kapazität von 48 kWh sowie ein großer, ternärer Lithium-Akku mit zylindrischen Zellen und einer Brutto-Kapazität von 63 kWh stehen zur Auswahl. Auf Basis dieser Plattform kommt die chinesische Katze auf die Abmessungen von 4,24 m Länge, 1,83 m Breite und 1,60 m Höhe mit einem Radstand von 2,65 m.
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Serienausstattung

Die Basisausstattung 300 für das europäische Modell fällt üppig aus, nicht zuletzt aufgrund der Emil Frey Gruppe, die für den deutschen Markt als Exklusiv-Importeur fungiert und sicherstellen wollte, dass die anspruchsvolle Kundschaft in Deutschland zufriedengestellt wird. Neben LED-Scheinwerfern, einer Klimaautomatik und 10,25-Zoll-Display mit Navigationssystem zählen zu den serienmäßigen Besonderheiten etwa eine 360 Grad Rundumsichtkamera, alle gängigen und in der Regel aufpreispflichtigen Assistenzsysteme von adaptiver Tempomat bis hin zu Spurhalteassistent sowie eine noch ausbaufähige Sprachsteuerung. Das Testfahrzeug in der vorletzten Ausstattungsstufe 400 Pro+ verfügt sogar über eine Wärmepumpe.
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Innenraum

Nimmt man auf den perforierten Kunstledersitzen des Testfahrzeugs Platz und aktiviert wahlweise die Sitzlüftung und/oder Sitzheizung in Kombination mit der Massagefunktion, macht sich durchaus Bewunderung breit. Für einen elektrischen Stadtflitzer ist der ORA Funky Cat sehr bequem und mit elektrischem Schiebedach sowie Kofferraum bestens ausgestattet. Das Kofferraumvolumen beträgt bei umgeklappter Rücksitzbank bis zu 858 Liter und fasst auch im Normalzustand ausreichende 228 Liter. Ansonsten wirken die Oberflächen des Interieurs wertig und auch die Verarbeitung macht einen soliden Eindruck. Bei laufender Fahrt ist kein Knacken oder Klappern zu hören und auch sonst bleibt es erstaunlich ruhig im Inneren des Autos - lautere Windgeräusche kommen erst bei Geschwindigkeiten ab 110 km/h auf.
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Infotainment

Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Infotainmentsystem ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite überzeugt das Touchdisplay mit einer guten Bedienbarkeit und reagiert schnell auf jeden Fingerdruck. Auch die angepriesene Sprachsteuerung kann bei den trainierten Befehlen wie „Kippe das Schiebedach an“ oder „Spiele Musik von meinem Lieblingskünstler“ überzeugen.  Auf der anderen Seite fällt einem bei längerer Benutzung die fehlende Ausgereiftheit des Systems auf. So kommt es bei der mehrtägigen Testfahrt nicht nur einmal vor, dass das GPS-Navi vollständig versagt und man auf die Routenführung mit Google Maps via Smartphone zurückgreifen muss. Ebenso die Sprachsteuerung bedarf wohl noch des ein oder anderen Over-the-air Updates bis sie reibungslos und vollumfänglich funktioniert, denn mitunter einfache Befehle wie „Stelle die Lüftung aus“ oder „Hey ORA, wie geht es dir?“ werden nicht erkannt oder nur kryptisch beantwortet.

Die Katze auf Rädern lernt aber dazu, nicht nur nach Updates, mit denen zukünftig auch Apple CarPlay und Android Auto Einzug halten, sondern auch im Gespräch mit den Mitfahrenden. Stimmen, Redensarten und Sprachstil der Insassen werden scheinbar erkannt und das System fortlaufend daraufhin leistungsoptimiert. Anders als im europäischen Raum, gilt in China nicht der Hund, sondern die Katze als Begleiter. Einen solchen Begleiter symbolisiert auch der ORA Funky Cat, der einen mit der Zeit immer besser versteht und beiseite steht.

Akustische Rückmeldung von seinem Begleiter erhält der Fahrer über die Boxen des Autos. Diese Rückmeldung erfolgt oftmals auch unaufgefordert, wenn ORA den wahrgenommenen Lautstrom falsch interpretiert und sich irrtümlicherweise angesprochen fühlt. Das kann beispielsweise beim Anhören einer Sprachnachricht über die Lautsprecher des Smartphones passieren oder wenn man sich ganz einfach mit seinem Beifahrer unterhält und ist auf Dauer doch etwas störend. Wer genug gehört hat, kann ORA per Druck auf einen klassischen Knopf links vom Lenkrad stumm stellen, eine einfache und gut funktionierende Lösung. Für das Streamen vom Wunschkonzert über die voreingestellte App deezer eignet sich die verbaute Anlage gut.

Fahrverhalten

Das Auto agiert, wie es sich für eine Katze gehört, agil und wendig, selbst wenn der Wendekreis von 11,20 m in dieser Klasse kein Bestwert ist. Die Fahrwerksabstimmung wirkt sportlich-komfortabel, die Lenkung dagegen eher weich als direkt. Beschleunigt man den ORA auf 100 km/h passiert das ohne anfängliche Verzögerung in knapp 8 Sekunden. Das Fahrzeug zieht bei voller Beschleunigung teilweise minimal zur Seite und man muss leicht korrigieren, typisch Frontantrieb, vor allem im letzten der vier Fahrmodi mit der Bezeichnung "Sport". Weiter greift der serienmäßige Lenkassistent manchmal übereifrig beim Fahren ein, was zu Beginn etwas erschreckend sein kann, aber letztlich der Fahrsicherheit dienen soll. Mündlich ermahnt wird der Fahrer zusätzlich, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um ein paar km/h überschritten wird oder die Augen zu lange von der Straße abgewandt werden. Das kann teilweise ein recht nerviges Unterfangen sein, vor allem dann, wenn die ziemlich gut funktionierende Schilderkennung dann doch mal einen Fehler macht und das Auto einem unrechtmäßig die Geschwindigkeitsüberschreitung unterstellt.
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Reichweite

Lädt man den chinesischen Kleinwagen randvoll, bringt er einen 310 km (kleiner Akku) oder 420 km (großer Akku) weit oder im Geschwindigkeit begrenzten Stadtverkehr eventuell sogar noch etwas weiter. Voraussetzung zum Erzielen solcher Reichweiten sind ideale Wetterbedingungen wie auf unserer ausgiebigen Fahrt durch Portugal bei 20 Grad Außentemperatur, trockenen Straßen und blauem Himmel. Unter solchen äußeren Umständen weicht der Verbrauch tatsächlich nur geringfügig von den angegebenen 170 Wh pro Kilometer ab.
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Aufladen

Beim ORA sind bis zu 67 kWh Ladeleistung an einer Wechselstrom-Ladesäule (DC) möglich, wobei sich der Akku innerhalb einer dreiviertel Stunde von 15 % auf 80 % aufladen lässt. Kein Bestwert, aber völlig ausreichend, wenn man in Betracht zieht, dass ein Auto wie der ORA Funky Cat ohnehin eher für den urbanen Bereich konzipiert ist und keine Ambitionen hat, eine Langstrecken-Legende zu werden. Dennoch arbeitet GWM wohl daran, die maximale Ladeleistung zukünftig weiter zu steigern, um die Ladezeit zu verkürzen.
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Preise

Der ORA Funky Cat 300 startet in Deutschland zu Preisen ab 38.990 €, wobei das Testfahrzeug in der Ausführung 400 Pro+ mit 47.490 € vor Förderung zu Buche schlägt und das im weiteren Verlauf des Jahres 2023 lieferbare Topmodell namens GT ab 49.490 € erhältlich ist. Die Ausstattungsvarianten sind mehr oder minder final in Paketen zusammengefasst und folglich lassen sich gegen Aufpreis nur farbliche Anpassungen im Inneren oder am Äußeren des Fahrzeugs vornehmen. Wer sich für einen ORA Funky Cat interessiert, kann bei auto.de mehrere Top-Angebote vergleichen und direkt eine unverbindliche Finanzierungsanfrage stellen. Rufen Sie uns einfach an oder holen Sie online ein kostenloses Angebot ein.
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Zusammenfassung

Der erfrischend anders daherkommende ORA Funky Cat ist ein gelungener erster Wurf, bietet eine außerordentlich umfangreiche Serienausstattung und überzeugt grundsätzlich mit Verarbeitung und Fahreigenschaften. Nachbesserungsbedarf gibt es vor allem beim Navigations- und Infotainmentsystem, das mit einer innovativen Sprachsteuerung viel bieten möchte, aber eben noch nicht zufriedenstellend abliefern kann. Die Preise des aus China stammenden Elektroautos stellen keine Kampfansage dar, sind im konkurrierenden Modellumfeld jedoch mehr als vertretbar und gerechtfertigt. Wir prognostizieren der modernen Marke ORA eine durchaus erfolgreiche Zukunft auf dem deutschen und europäischen Automarkt, vorausgesetzt, die Fahrzeuge werden fortlaufend verbessert und die technische Zuverlässigkeit bleibt auf lange Sicht bestehen.
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Technische Daten

Gesamtlänge 1.825 mm
Gesamtbreite 1.825 mm
Gesamthöhe 1.603 mm
Radstand 2.650 mm
Bodenfreiheit unbeladen 135 mm
Wendekreis 11,2 m
Kofferraumvolumen 228 l – 858 l (Sitze umgeklappt)
Sitzplätze 5
Motortyp Permanenterregter Synchronmotor
Max. Leistung 126 kW (171 PS)
Max. Drehmoment 250 Nm
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 8,3 s / 8,2 s
Antriebsart Frontantrieb
Reifengröße 215/50 R18
Felgengröße 7,0 J x 18
Batterietyp LFP / Ternäre Lithium
Netto-Kapazität 45,4 kWh / 59,3 kWh
Brutto-Kapazität 47,8 kWh / 63,1 kWh
Max. Ladeleistung AC 11 kW (Typ 2)
Max. Ladeleistung DC 64 kW / 67 kW (CCS)
Ladedauer AC, 0-100 % 5,5 h / 6,5 h
Ladedauer DC, 15-80 % 43 min / 48 min
Stromverbrauch kombiniert 16,7 kWh/100 km / 16,5 kWh/100 km
Max. Reichweite WLTP 310 km / 420 km
Leergewicht inkl. Fahrer 1.615 kg – 1.655 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 1.970 kg

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