Gastkommentar: Mercedes plant den technologischen Durchmarsch

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Mercedes-Benz steht unter Hochdruck. Musste sie sich noch in der nahen Vergangenheit vorhalten lassen, in Sachen alternativer Antriebstechnologien nicht offensiv genug aufgetreten zu sein, plant sie nun den Großangriff: Kein Feld soll unbeackert bleiben, keine Technologie soll links liegen gelassen werden.

Elektroautos mit Batterie und Brennstoffzelle, Hybridantriebe für alle Modellreihen, ja sogar der neue Supersportwagen SLS soll in einer rein elektrisch betriebenen Hochleistungsvariante auf den Markt kommen. Mercedes-Vertriebschef Klaus Maier redete sich auf dem TecDay förmlich in innovative Rage. Das langfristige Ziel sei nach wie vor das emissionsfreie Fahren mit Brennstoffzellen– und Batteriefahrzeugen.

Wenn Klaus Maiers Schwärmen für die technologischen Asse im Ärmel des Unternehmens für manchen Beobachter auch ein wenig zu zukunftsorientiert und visionär geklungen haben mag, tatsächlich hat er die Bodenhaftung für das Heute nicht verloren: Zwar stehe die Industrie „vor einem Paradigmenwechsel für die individuelle Mobilität“, aber man müsse immer auch die Frage nach dem „wirklichen Mehrwert für die Umwelt und den Kunden“ stellen. Mercedes fahre deshalb „mehrspurig“ in die Zukunft.

Völlig zu Recht macht Maier deutlich, dass „das Zeitalter der Elektromobilität nicht auf Knopfdruck beginnen“ werde, wie das einige Politiker und Teile der Öffentlichkeit zu glauben scheinen. „Alternative Antriebe erfordern auch alternative Infrastrukturen. Erst dann besteht echte Chancengleichheit für das Elektroauto“, sagt Maier.

Die Erwartungen ans elektrische Fahren seien zwar gewaltig. „Der Verbrennungsmotor – das steht außer Zweifel – wird deshalb auch in den kommenden Jahrzehnten weiterhin das Rückgrat der individuellen Mobilität sein – bei Pkws genauso wie bei Nutzfahrzeugen.“ Deshalb hänge es auch maßgeblich von der Weiterentwicklung moderner Diesel und Benziner ab, wie viel CO2 in Summe tatsächlich eingespart werde. Mit der BlueTec-Dieseltechnologie habe Mercedes den saubersten Diesel auf den Markt gebracht. Mit den neuen BlueTec-Dieseln in der GL-, ML– und R-Klasse seien nun in diesem Jahr gleich vier EU-6-fähige Dieselmodelle im Angebot. Damit erfüllt Mercedes bereits die Abgasgrenzwerte, die erst im September 2014 in Kraft treten.

In der Tat beeindruckend, was Mercedes-Benz jetzt (endlich) so offensiv kommuniziert: Ende des Jahres könne der Kunde zwischen 58 BlueEfficiency-Modellen wählen. Nächstes Jahr sollen weitere 18 dazukommen. „Daneben haben wir heute schon 116 EU-5- und EU-6-fähige Fahrzeuge im Programm“, erläutert Klaus Maier. Dass er sich einen Dreizylinder in der C-Klasse vorstellen kann, schränkt er klugerweise damit ein: „Wenn er die Anforderungen an einen Motor von Mercedes-Benz erfüllt.“ Er meint natürlich die Anforderungen des Kunden. Und wie sich die entwickeln werden, kann niemand voraussagen.

Überraschend klingt Maiers rigoroses Bekenntnis: „Der Klimawandel ist Fakt.“ Damit wird deutlich, dass das Unternehmen eine neue, grüne Richtung eingeschlagen hat. Gut nur, dass Klaus Maier nicht gesagt hat, der vom Menschen verursachte Klimawandel sei Fakt. Trotzdem ist festzustellen, dass dieses Bekenntnis zum Klimawandel eigentlich gar nicht nötig wäre. Denn dass sparsamere Motoren und umweltgerechte Technologien notwendig sind, ist alleine schon Fakt genug. Und Mercedes-Benz will sich sichtbar nicht länger vorwerfen lassen, zu langsam auf die Entwicklung reagiert zu haben. Jetzt wird in allen Bereichen Gas gegeben. Das Motto ist der technologische Durchmarsch an allen Wettbewerbern vorbei. Bleibt zu hoffen, dass die Kunden das zu honorieren bereit sind.

(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienstes „PS-Automobilreport)

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