Hintergrund: Man sieht sich im Leben immer zwei Mal

Nun ist die Zeit der Provokationen hoffentlich vorbei. Mit der Entscheidung, Karl-Thomas Neumann durch Elmar Degenhardt zu ersetzen, den Vorstand zu erweitern und später auch den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden neu zu besetzen, kehrt hoffentlich in Hannover und auch bei Schaeffler in Herzogenaurach Ruhe ein. Das jedenfalls ist das Ziel der heutigen Entscheidungen des Aufsichtsrats.

Wer ist der Neue? Groß, schlank, aufrecht und korrekt wirkt Elmar Degenhardt (50) bei jedem Auftritt. Das wird den ehemaligen Conti-Vorsitzer Manfred Wennemer veranlasst haben, ihn in einem „Spiegel“-Interview als „Bürokraten“ zu beschreiben. Die beiden kannten sich noch aus einer kurzen Phase der Zusammenarbeit, als Degenhardt ab 1998 in der Geschäftsführung von Conti Teves in Frankfurt saß.

Degenhardt war in Frankfurt geblieben, als die Continental AG 1998 von ITT Industries das Bremsengeschäft von ITT Automotive kaufte und es in Conti Teves umbenannte. Er war einer der wenigen, die blieben. Den Rest des Topmanagements hatte Conti in die Wüste geschickt, darunter auch Jürgen Geißinger (50), der damals Chef von ITT Automotive war.

Der Käufer war Hubertus von Grünberg, Vorstandsvorsitzender und später Aufsichtsratsvorsitzender der Continental AG und Mitglied des Beirats der Schaeffler-Gruppe, bei der Geißinger dann als Chef eingesetzt wurde. Von Grünberg war vor seinem Amt bei Conti der Chef von ITT Automotive. In Frankfurt setzte er einen ehemaligen Entwicklungschef von ITT Automotive als Conti Teves-Chef ein.

Geißinger und Degenhardt stammen von der Ausbildung her aus demselben Umfeld. Degenhart hat einen Abschluss als Diplom-Ingenieur in Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart und promovierte am Fraunhofer Institut IPA, Stuttgart. Geißinger hat seine berufliche Laufbahn ebenfalls beim Fraunhofer Institut begonnen. In den zehn Jahren zwischen 1993 und 2003 war Degenhart in verschiedenen leitenden Positionen bei den Automobilzulieferern ITT Automotive Europe und Continental in Deutschland und den USA tätig.

Seit 1998 trug er als Mitglied der Geschäftsleitung von Continental Teves die Verantwortung für den Bereich Elektronische Bremssysteme. Nach einer Zwischenstation im Bereichsvorstand Chassisysteme bei der Robert Bosch GmbH führte Degenhart von 2005 die Keiper Recaro Group. Seit August 2008 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung Automotive der Schaeffler Gruppe mit einem Umsatz 2008 rund sechs Mrd Euro und etwa 40 000 Mitarbeitern.

Wenn man die Geschichte der beiden Manager Geißinger und Degenhardt anschaut, könnte man die Idee entwickeln, es sei gar nicht Schaeffler das Unternehmen, das die Conti übernimmt, sondern ITT Automotive. Man sieht sich im Leben eben immer zwei Mal.

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