Hintergrund Truck-Symposium: Bestehen im Wettbewerb

„Das erste Quartal 2009 brachte die befürchtetet Katastrophe“, lautet das Fazit der aktuellen Konjunkturanalyse des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). „Es kam noch weitaus schlimmer als im letzten Vierteljahr 2008, das bislang als das schlechteste überhaupt galt“, heißt es weiter. Vor diesem Hintergrund befasste sich das diesjährige Truck-Symposium des TÜV Rheinland und des ADAC Mittelrhein „Truck und Mobilität“ kürzlich auf dem Nürburgring mit dem Thema „Bestehen im Wettbewerb – Betriebskosten senken, Mehrwerte schaffen“.

Die BGL-Umfrage, an der sich 601 Unternehmen beteiligten, ergab: Knapp 50 Prozent der Betriebe reduzierten in den ersten drei Monaten dieses Jahres ihren Fuhrpark und Fahrerbestand. Fast 70 Prozent bezeichneten ihr Betriebsergebnis als „schlecht über 77 Prozent kämpften mit sinkenden Umsätzen und rund 75 Prozent mit einer zurückgehenden Fahrzeug-Auslastung. Und auch der europäische Nutzfahrzeug-Absatz ist weiter auf Talfahrt. Der Negativtrend hält bereits 13 Monate an. Im Mai dieses Jahres ging in Europa der Absatz von Lkw und Bussen im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 40 Prozent auf rund 139 000 Einheiten zurück. Bei den schweren Lastwagen über 16 Tonnen Gesamtgewicht registrierte der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) sogar ein Minus von fast 50 Prozent. Die Hersteller konnten lediglich rund 13 300 Fahrzeuge absetzen.

Zu Beginn der Fachtagung gab Prof. Dr.-Ing. Brauckmann zunächst einen Rückblick über die Entwicklung und Aktivitäten in Sachen EU-Berufskraftfahrerqualifikation – Thema des letztjährigen Symposiums „Arbeitsplatz Lkw – investieren in die Zukunft“. Alle Neueinsteiger in den Fahrberuf im Güter- und Personenverkehr, die gewerblich mit Fahrzeugen der Führerscheinklassen C (Lkw) und D (Bus) unterwegs sind, müssen nun eine Grundqualifikation oder Beschleunigte Grundqualifikation mit IHK-Prüfung absolvieren. Außerdem sind jetzt alle fünf Jahre regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen Pflicht – auch für erfahrene Bus- und Lkw-Fahrer, die ihren Führerschein vor dem 10. September 2008 beziehungsweise vor dem 10. September 2009 erwarben und als „Besitzständler“ keine Grundqualifikation benötigen.

Neben der Beschleunigten Grundqualifikation bietet TÜV Rheinland bundesweit unter anderem folgende anerkannte Weiterbildungsmodule nach dem Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz (BKrFQG) in offenen oder betriebsinternen Schulungen an: „Eco-Training“, „(Sozial-)Vorschriften im Güterverkehr“, „Sicherheitstechnik und Fahrsicherheit“, „Ladungssicherheit“ und „Schaltstelle Fahrer: Dienstleister, Imageträger, Profi“. Bis heute hat TÜV Rheinland rund 2500 Aspiranten geschult.

Über das Eco-Training, die fahrpraktische Umsetzung der Berufskraftfahrer-Qualifikation, wie sie TÜV Rheinland und der ADAC anbieten, informierte Christoph Walter, Leiter Fahrsicherheitstraining Marketing & Produktmanagement beim ADAC. Hier lernen Fahrer und Fuhrparkverantwortliche, wie sie ohne Zeitverlust den Kraftstoffverbrauch von Lkw durch vorausschauende Fahrweise erheblich verringern können. Durch den Material schonenden Betrieb sinken zugleich die Ausgaben für Reparaturen, Wartung und Reifen. Hinzu kommt ein reduzierter CO2-Ausstoß. „Im Durchschnitt erreichen die Teilnehmer eine Verbrauchsreduzierung um rund 1,5 bis drei Liter“, erklärte Walter.

Da die Gelder für die Förderprogramme „De-Minimis“ sowie „Aus- und Weiterbildung“ noch nicht ausgeschöpft sind, können Eigentümer und Halter von mautpflichtigen, in Deutschland zugelassenen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mindestens zwölf Tonnen noch bis zum 15. Oktober 2009 beim Bundesamt für den Güterverkehr (BAG) ihre Anträge einreichen. „Gemeinsam mit den Interessenten erarbeiten wir Konzepte für gezielte, individuelle, praxisorientierte Qualifizierungsmaßnahmen wie die Beschleunigte Grundqualifikation oder Eco-Training und beraten bei der Beantragung der öffentlichen Mittel“, betonte Prof. Dr.-Ing. Brauckmann.

Philippe Chantraine skizzierte als Vertreter der Europäischen Kommission die Entwicklungen in der europäischen Straßenverkehrspolitik. Die EU-Initiativen umfassen Berufs- und Marktzugang, Infrastruktur, Sozialvorschriften, Straßenverkehrssicherheit und europäische Verkehrspolitik. So einigten sich bereits die EU-Verkehrsminister über das sogenannte Road Package. Dieses Straßenpaket enthält unter anderem die Neufassung der Marktzugangsverordnung für den grenzüberschreitenden Güterverkehr mit der Kabotage-Regelung. Diese legt fest, wie viele Transporte ein ausländisches Unternehmen in einem Land durchführen darf. Die Minister beschlossen: drei Kabotage-Fahrten innerhalb von sieben Tagen nach einer grenzüberschreitenden Beförderung. „Die Definition von Kabotage ist nunmehr vereinheitlicht, vereinfacht und somit [foto id=“95722″ size=“small“ position=“right“]besser kontrollierbar geworden“, sagte Chantraine und unterstrich, dass die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten in Form von gezielten Kontrollen und den Austausch über Verstöße noch verstärkt werden müsse.

Jens Riepenhusen, Leiter Inlandsterminals und Technik bei BLG Automobile Logistics, erläuterte die aktuelle Marktentwicklung aus Sicht eines von der Krise betroffenen, weltweit operierenden Automobil-Logistikers. 2008 erwirtschaftete die Bremer Unternehmensgruppe mit ihren 15 800 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 970 Millionen Euro. BLG Logistics verschiffte und transportierte 5,7 Millionen Kraftfahrzeuge für zahlreiche führende Hersteller – mit See- und Binnenschiffen, Lkw und auf der Schiene. Durch Fahrzeugaufbereitung, Sonderlackierungen und den Einbau von technischen Komponenten wie beispielsweise Autogasanlagen, Parksensoren oder Multimediasysteme nach Kundenwünschen erweitert das Unternehmen ständig sein Technikportfolio.

Welche Faktoren heute ein energieeffizientes Nutzfahrzeug bestimmen, schilderte Yaris Pürsün von der Daimler AG. „Der Kraftstoffverbrauch ist mit 30 Prozent zweitwichtigster Kostenblock hinter den Personalausgaben, die sich auf 40 Prozent belaufen“, hob Pürsün hervor. „Intelligent gesteuerte Aggregate wie etwa ein vollautomatisiertes Getriebe mit verbrauchsoptimalem Gang ermöglichen erhebliche Einsparpotenziale.“ Auch die Verringerung des Luft- beziehungsweise Rollwiderstandes spart Diesel. Gleichzeitig wies Pürsün auf die Auswirkungen von Zustand und Wartung des Lkw auf den Kraftstoffkonsum hin. Zu niedriger Reifendruck, falsch eingestellte Spoiler, schleifende Bremsen oder schlecht gespannte Planen bedeuten mehr Verbrauch. Sein Fazit: Gute Wartung lohnt sich.

Wie ein vollautomatisches Reifendruck-Kontrollsystem wie „Pneuscan ATM“ hilft, Betriebskosten zu senken, schilderten Dirk Reinsch, Mitarbeiter der Fuhrpark Business Service GmbH in Berlin, einem Tochterunternehmen der Berliner Stadtreinigungsbetriebe, und Ulrich Pingel, Geschäftsführer des Herstellers Ventech GmbH. Pneuscan misst während der Fahrt über eine Sensorfläche den Druck sämtlicher Reifen des Fahrzeugs – ohne Anhalten, ohne Anschluss ans Ventil und ohne schmutzige Hände. „Kunden sparen durch den korrekten Druck bis zu drei Prozent Kraftstoff, optimieren gleichzeitig die Lebenszeit der Reifen und minimieren Ausfälle auf der Straße“, stellte Pingel klar.

Reinsch ergänzte: „Dort steckt für Flottenbetreiber noch jede Menge Potenzial drin.“ Denn eine Testreihe mit rund 100 Fahrzeugen der Berliner Stadtreinigung ergab: zehn bis 20 Prozent Unterdruck in rund 45 Prozent der Reifen. 20 Prozent Unterdruck führt durch erhöhten Verschleiß und Kraftstoffverbrauch bei einem Sattelzug mit einer Laufleistung von 150 000 Kilometern zu Mehrkosten von rund 2500 Euro pro Jahr.

Wie der richtige Reifen für Leistungssteigerung, Umweltschutz und Kostensenkung sorgt, berichtete Lutz Herrmann, Vertriebsleiter Lkw-Reifen bei Michelin. „Mit unserer neuartigen Durable-Technologie ergeben sich weitaus höherer Laufleistungen.“ Dies ermöglicht ein über den gesamten Umfang der Lauffläche gewickeltes Endlos-Stahlseil mit bis zu 400 Metern Länge. Eine patentierte „Wassertropfen-Lamelle“ sorgt zudem dafür, dass sich das Profil nach Zweidrittel Abrieb von selbst erneuert. Weitere Sparpotenziale ergeben sich durch das bei Lkw-Reifen übliche Nachschneiden des Profils. Die durchschnittliche Treibstoffeinsparung beträgt dabei 1,74 Liter pro 100 Kilometer, die Laufleistung vergrößert sich um 27 Prozent.

Dass sich optimale Wartung rechnet, bestätigte Alfred Mayr, Geschäftsführer der ADAC Service GmbH: „Wirtschaftlichkeit steht für Lkw-Kunden an erster Stelle.“ Mit seinen speziellen Mobilitäts- und Servicepaketen für Transportunternehmen sieht sich der ADAC TruckService als Partner für individuelle Lösungen. Diese umfassen neben Wartung und Reparaturen unter anderem auch Versicherungsleistungen, Ersatzteilmanagement und Mobilitätsgarantien. Der Lkw-Schutzbrief bedeutet beispielsweise: Festkosten statt Pannenrisiko für ein ganzes Jahr. „Noch beauftragen viele Unternehmen den Pannenhelfer erst, wenn der Lkw liegenbleibt“, erklärte Mayr. „Durch frühzeitige Vorsorge lassen sich aber Havarien häufig verhindern.“ Der ADAC TruckService rückte 2008 europaweit 110 000 Mal aus. Davon halfen die gelben „Brummi-Engel“ allein 95 000 Mal in Deutschland. „Was dabei zählt“, betonte Mayr, „ist eine möglichst schnelle Reaktionszeit und eine hohe Reparatur-Erfolgsquote.“

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