Interview mit Schrauber-Papst Etzold: Für viele Schrauber ist mein Buch die Bastler-Bibel

Den Grundstein seiner Buchreihe So wird’s gemacht hat Schrauber-Papst Dr. Rüdiger Etzold im Jahr 1974 gelegt. Kurz nach dem Verkaufsstart des ersten VW Passat präsentierte der Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik zum damals brandneuen Passat sein erstes Auto-Reparaturhandbuch unter dem heutigen Markenzeichen. 36 Jahre später sind mehr als 80 Bände lieferbar. Die Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben: Soeben ist der 150. Band „Skoda Fabia II ab 4/07“ unter der Federführung Etzolds im Delius Klasing Verlag erschienen.

Seit über 35 Jahren veröffentlichen Sie jährlich neue Bände in Ihrer So wird´s gemacht -Buchreihe. Inzwischen  haben Sie den 150. Band fertig gestellt. Was hat sich inhaltlich in diesem langen Zeitraum verändert?

Etzold: Wenn man sich den Band über den VW-Käfer anschaut, den ich 1977 veröffentlicht habe, dann beschreibe ich dort noch, wie man den Motor bis zur letzten Schraube zerlegen kann. Auch beim ersten Golf-Band gibt es noch derartige Informationen. Das ist jedoch nicht mehr erforderlich, denn solche Arbeiten führt heutzutage kein Hobby-Schrauber durch. Zwangsläufig schreibe ich auch nicht über Arbeitsschritte, die nicht mehr gebraucht werden. Letztens hat beispielsweise ein Leser einen meiner Bände in einem Internet-Forum schlecht benotet, weil er mit Hilfe meiner Reparaturanleitung den Zündzeitpunkt nicht einstellen konnte. Seitdem die Elektronik im Auto Einzug gehalten hat, ist das, wie vieles andere auch, erfreulicherweise nicht mehr vonnöten.

Es gibt sicherlich ein Ranking, welche Reparaturarbeiten von den Hobby-Schraubern am intensivsten in Angriff genommen werden.

Etzold: Die Bandbreite der gewünschten Reparaturanleitungen ist sehr groß. Intensiv genutzt werden die Swg-Bücher, um mit den Anleitungen Verschleißteile wie Filter, Bremsbeläge oder Glühlampen auszuwechseln, die Wartung durchzuführen oder Karosserie- beziehungsweise Fahrwerksteile zu erneuern.

Sie beschreiben also auch wie man die Bremsbeläge erneuert. Ist das nicht ein Sicherheitsrisiko?

Etzold: Grundsätzlich hat jeder Autobesitzer das Recht, an seinem Auto rumzuschrauben, wie er es für sinnvoll hält. Ich bin der Meinung, dass es von Vorteil ist, wenn sich der Hobby-Schrauber bei komplexen Arbeiten an die Vorgaben einer guten Anleitung hält. Dann kann er im Prinzip nichts falsch machen. Ein erhöhtes Sicherheitsrisiko gibt es schließlich schon, wenn man das Rad wechselt und vergisst, die Radschrauben mit dem vorgeschriebenen
Anzugsdrehmoment anzuziehen. Wie sinnvoll eine gute Reparaturanleitung sein kann, habe ich erst jüngst selbst erfahren. Ich habe ja schon vor 50 Jahren intensiv Reparaturen an VW Käfern durchgeführt. Vor einiger Zeit habe ich meinem 40 Jahre alten Karmann Ghia neue Radbremszylinder und neue Bremsbeläge gegönnt. Als ich den Bremshebel an den Bremsbacken befestigen wollte, wusste ich nicht mehr, an welcher Seite der Bremsbacke
der Bremshebel befestigt wird. Ein Blick in den VW-Käfer-Band – da gibt es eine gute Explosionsdarstellung von der Bremsanlage – und mein Problem war gelöst.

Es herrscht ja allgemein die Meinung vor, dass man an den aktuellen Autos selbst kaum noch Hand anlegen kann. Was halten Sie von dieser Aussage?

Etzold: Absoluter Unsinn. Richtig ist, dass durch den vermehrten Einsatz elektronischer Bauteile viele Arbeiten nicht mehr anfallen wie beispielsweise das Wechseln des Unterbrecherkontaktes, das Einstellen der Zündung, die  Reparatur eines Vergasers oder das zeitaufwendige Justieren des Ventilspiels. In meinen Büchern beschreibe ich Reparaturen am Auto, die in Eigenregie erledigt werden können. Und nach wie vor gibt es am Auto Verschleißteile (Filter, Bremsbeläge, Wischerblätter usw.), die in einem vorgeschriebenen Rhythmus  ausgewechselt werden müssen. Selbst einfache Arbeiten, wie beispielsweise das Auswechseln der Glühlampe,  werden von der Fachwerkstatt mitunter schon mit rund 100 Euro berechnet.

Mit meiner Anleitung kann man diese  Arbeit problemlos selbst durchführen. Das gilt auch für die Wartung, für die von der Werkstatt im Schnitt  zwischen 400 bis 600 Euro berechnet wird. Die aufwendigste Arbeitsposition bei den Wartungsarbeiten ist der Ölwechsel. Alle anderen Positionen sind vornehmlich reine Kontrollarbeiten. Die kann man leicht selbst umsetzen. Zudem sollte man bedenken, dass es sehr viele Bürger gibt, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage gar nicht in der Lage sind, die Kosten für eine Fahrzeug-Reparatur in der Werkstatt zu bezahlen. Sie sind nahezu gezwungen, anfallende Wartungs- und Reparaturarbeiten kostengünstig selbst durchzuführen. Auch für diese Schrauber ist mein Reparaturhandbuch die Bibel der Bastler, wie es Spiegel-Online ausgedrückt hat.

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