Kommentar: Die Mauer muss weg!

Asiaten wären stolz auf so eine Lösung: Niemand hat das Gesicht verloren. Der Norden rund um Volkswagen und den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) jubelte verhalten, während der Süden nur um die Figur Wendelin Wiedeking trauerte und sich über die Zusage freute, Porsche werde seine Unabhängigkeit behalten.

Wenn man die immer noch nicht unmissverständlichen Zeichen der Zeit richtig deutet, soll der Sportwagenbauer Porsche im VW-Konzern ähnlich aufgehängt werden wie zum Beispiel Audi – als eine eigenständige, selbst fürs Geschäft verantwortliche Aktiengesellschaft unter dem Dach des Konzerns. Bis Donnerstag, 13. August 2009, sollen die Grundlagen für die Integration von Porsche für den VW-Aufsichtsrat endscheidungsreif aufbereitet sein.

Am 48. Jahrestag des Mauerbaus in Ostberlin werden dann beide Seiten damit beginnen müssen, die Mauer einzureißen, die sie während der Auseinandersetzung zwischen Wolfsburg, Hannover, Stuttgart und seinem Vorort Zuffenhausen immer höher wachsen ließen. Schon bei den Parteifreunden und Ministerpräsidenten der beiden Bundesländer wird es einigen Gesprächsbedarf geben, bei den Managements sowieso. Die Porsches und Piechs werden auch nicht sofort wieder ein Herz und eine Seele sein. Die beiden Kampfhähne und Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Günther Osterloh (VW) und Uwe Hück (Porsche) konnte erst ein Machtwort des IG Metallvorsitzenden Erwin Huber trennen.

Wenn nun endlich auf dem Weg zum integrierten Unternehmen alles gut geht, wird ein einmalig umfangreicher Integrationsprozess Raum greifen müssen. Denn allzu Viele werden zunächst ihre persönlichen Verletzungen verarbeiten und den Kulturschock überwinden müssen, bevor sie an einer gemeinsamen Zukunft bauen können. Die Porsche-Mitarbeiter fühlen sich überrannt und erobert – wie damals die Chrysler-Mitarbeiter, als Daimler und Chrysler das Zusammengehen unter „Gleichen“ verkündeten. Hoffentlich läuft das zwischen Niedersachsen und Schwaben besser als zwischen Schwaben und Amerikanern. Die Mauer muss weg!

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