Kommentar: Hausaufgaben machen

Tanken für umgerechnet 65 Cent pro Liter? Erdgas macht es möglich. Bislang nutzen jedoch lediglich rund 70 000 Autofahrer in Deutschland den alternativen Kraftstoff, der nicht nur günstiger, sondern auch sauberer als Benzin und Diesel ist. Angesichts der CO2-Diskussion klingt die Zahl der Nutzer unverständlich. Offensichtlich hat die Industrie hier ein Kommunikationsproblem. Aufklärung scheint nötig, wie auch die Tatsache belegt, dass viele Autofahrer bis heute den Unterschied zum weit populäreren Flüssiggas (LPG) nicht kennen.

Wasserstoff und Strom als umweltfreundliche Antriebe sind derzeit zwar populär, vorerst aber für die Massenmobilität noch Zukunftsmusik. Erdgas (CNG) ist als sauberer Treibstoff aber bereits kostengünstig verfügbar. Es geht in der aktuellen Diskussion als Alternative jedoch weitgehend unter. An den nur bescheidenen Fahrleistungen der Vergangenheit kann das nicht liegen. Vorbei sind die Zeiten, in denen DSF-Moderator Wolfgang Rother einem fast 100 PS starken Erdgas-Auto vor laufender Kamera mangels Motorkraft ein Fahrverbot für die linke Autobahnspur erteilte. Opel und Volkswagen haben mit ihren neuen 150 PS starken Erdgas-Turbomotoren Antriebe geschaffen, die den Vergleich mit Benzinern nicht mehr scheuen müssen.

Am Begriff Gas, der nicht ganz frei von Befürchtungen einer Gefahr ist, kann es ebenfalls nicht liegen, dass CNG-Autos eher ein Schattendasein fristen. Sicherheitsbedenken gegen den Einsatz im Fahrzeug sind längst ausgeräumt, und über 300 000 Autofahrer haben sich schließlich mittlerweile hierzulande ja auch für ein – zugegebenermaßen preisgünstigeres – Flüssiggasfahrzeug entschieden. Ihnen fällt der Preisvergleich an der Zapfsäule auch leichter als Erdgas-Fahrern. LPG wird in Litern gemessen, Erdgas in Kilogramm. Da fällt das Umrechnen schwer. Hier sollten sich Autohersteller und Mineralölkonzerne etwas einfallen lassen.

Eines der größten Mankos von Erdgasfahrzeugen ist das nach wie vor relativ dürftige Tankstellennetz. Mit bundesweit rund 900 Stück ist das Versorgungsnetz noch viel zu weitmaschig gestrickt. Auto- und Ölindustrie schieben sich hier gegenseitig den Schwarzen Peter zu.

Alle haben ihre Hausaufgaben zu machen: Die Mineralölkonzerne, in dem sie ein wenig in Vorleistung beim Ausbau des Tankstellennetzes gehen, die Autohersteller, in dem sie beispielsweise mit Händler-Sonderschauen stärker für ihre Erdgas-Fahrzeuge werben, und die Autofahrer, die sich einfach einmal Zeit für eine Probefahrt mit einem CNG-Modell nehmen sollten.

Welche Marktmacht der Kunde hat, hat er mit der rasanten Popularität von LPG-Autos ja bereits bewiesen. Vielleicht lässt sich das beim Erdgas ja wiederholen. Die Umwelt würde es danken. Und das Portemonnaie auch. So hat der ADAC erst kürzlich ermittelt, welches Auto für zehn Euro Tankkosten am weitesten fährt: Sieger wurde ein Erdgasfahrzeug.

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