Kommentar: Manchmal reicht ein “sorry“ nicht aus

„Gestern direkt nach dem Rennen war ich noch in der Hitze des Geschehens, aber nachdem ich die Szene gegen Rubens nochmals angeschaut habe, muss ich doch sagen, dass die Stewarts Recht haben mit ihrer Einschätzung: das Manöver gegen ihn war zu hart. Ich wollte es ihm natürlich schwer machen mich zu überholen, ich zeigte ihm auch deutlich, dass ich ihn innen nicht vorbei lassen wollte, aber ich wollte ihn logischerweise nicht gefährden mit meinem Manöver. Wenn er dieses Gefühl hatte, dann sorry, das war nicht meine Absicht,“ mit diesen Worten verabschiedet sich Michael Schumacher auf seiner Internet-Seite in die kurze Sommerpause der Formel 1.

Doch manchmal reicht ein „sorry“ einfach nicht aus. Von einem siebenfachen Formel-1-Weltmeister hätte man sich eine gradlinigere Einstellung und eine aufrichtige Haltung zum heiklen, wenn nicht sogar lebensgefährlichen, Manöver auf dem Hungaroring gewünscht. Im Gegenteil, selbstsicher und fast schon arrogant entgegnet er den Anschuldigungen rund um den Überholvorgang. Erst 24 Stunden später kommt Schumacher zur Ansicht, die ein „sorry“ entlockt.

Zu spät – so vermittelte er nach dem Rennen keine Spur von Einsicht, ein Wort der Entschuldigung hörte man schon gar nicht. Zu sehr scheint der Stachel seines früheren Ferrari-Teamkollegen Rubens Barrichello zu stecken, der sich auch gegen die „Teamorder“ von Ferrari auf dem Hockenheimring ausgesprochen hat, die Michael Schumacher ja unterstützt hat, „man sei ja hier nicht auf einer Kaffeefahrt.“ Nein, so verbindlich kennt man den ehrgeizigen Rheinländer auch nicht, der erst einmal das Ego vor sein Namen setzt, ehe er sich einsichtig gibt – und von Kaffeefahrten sowieso nichts hält. Schumacher bleibt eben Schumacher, auch wenn manchmal etwas von einem Formel-1-Opa zu hören ist. Der Mercedes-Benz-Werksfahrer ist alles andere als ein Opa, das lässt sich unterstreichen – auch wenn er drei Jahre in F1-Rente war.

Die Gefahr ist nur, dass von seinem glänzenden Comeback unter dem strahlenden Stern des schwäbischen Automobilherstellers, der Glanz zu verblassen droht. Aber wen soll es stören – wollen die Fans solche Manöver sehen, machen diese lebensgefährlichen Spielchen etwa den Nervenkitzel aus? Formel-1-Legende Jackie Stewart sah die Situation als eine „Einladung zur Katastrophe“ und war geschockt. Nur gut, dass sich ein britischer Formel-1-Opa an dieser Stelle aufregt und die Strafe (zehn Startplätze beim GP Belgien nach hinten versetzt) als „das Mindeste“ ansieht. Und Ex-Formel-1-Pilot Derek Warwick, heute Renn-Kommissar, forderte sogar die Sperre für Michael Schumacher und gibt gleich das Argument: „Das wäre ein Zeichen für die jungen Fahrer gewesen, dass wir so etwas nicht tolerieren.“

Aber vielleicht sind dies veraltete Ansichten, in einer Welt, in der sportliche Fairness, Rücksicht und Verständnis kaum noch geltende Werte sind – und einen Formel-1-Fahrer schon gar nicht nach vorne bringen. Das Manöver zwischen Schumacher und Barrichello ist geschehen, nur danach hätte das Verhalten des siebenfachen Weltmeisters souveräner sein müssen.

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