Lancia

Lancia Musa JTD Platino Plus: Platz in der Nische

Auffälliger geht es kaum. Der Lancia Musa kleidet sich in ein zweifarbiges Blechkleid, wie man es sonst nur von einem Maybach, Bentley oder Rolls Royce kennt. Wie es um die praktischen Qualitäten steht, klärt der Praxistest.

Klein und fein

Der Italiener bietet seinen Passagieren eine Menge Platz. Und er spielt die Rolle des noblen Citybegleiters. Das gelingt am konsequentesten mit der Topversion Platino Plus – von der Lederausstattung bis zum Navigationssystem mit Farbmonitor Luxus pur. Dazu kombinieren wir den knauserigen Turbodiesel 1.9 JTD. Schließlich lernt man von reichen Leuten das Sparen, wie meine Oma schon immer betonte.

Schaut mich an!

Der auffällige Chrom-Kühlergrill, zweifarbige 16-Zoll-Alufelgen und die extravagante Lackierung – oben dunkel, unten hell – machen aus dem Lancia Musa einen echten Blickfang. Es ist schlicht unmöglich, sich mit dem Fahrzeug unbeobachtet in der Stadt zu bewegen. Neugierige Augenpaare überall. Innen empfängt der Testwagen mit dunkelbraunen Lederpolstern und hell abgesteppten Ziernähten. Lenkrad, Schalthebel und die Armlehnen der vier Türen sind ebenfalls in edle Tierhaut gehüllt. Die Kunststoffe des Innenraums nehmen das hell-dunkel-Spiel auf. Hier und da glänzt etwas Chrom.

Teils, teils

Für den stilsicheren Auftritt verlangt Lancia 22.290 Euro. Bei diesem Preis stört die nachlässige Verarbeitung des Testwagens doch stark. Schiefe Spaltmaße im Innenraum und schlecht entgratete Kunststoffverkleidungen passen so gar nicht zur luxuriösen Optik. Auch das Navigationssystem mit integriertem CD-Radio und 7-Zoll-Farbdisplay hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits schnelle und präzise Routenführung, andererseits eine extrem unübersichtliche Bedienungsoberfläche. Uneingeschränkten Genuss bietet dafür das serienmäßige Glasschiebedach "Granluce", das sich über den ganzen Himmel erstreckt. Der vordere Teil lässt sich öffnen, hinten sorgte es auch bei dunkelgrauen Wolken für einen hellen Innenraum. Tempomat und die Zwei-Zonen-Klimaautomatik sind ebenfalls ohne Aufpreis an Bord. Für die Sitzheizung gilt das nicht – unverständlich bei serienmäßigen Ledersitzen. Warme Polster und Seitenairbags kosten im Paket 340 Euro Aufpreis, das unbedingt empfehlenswerte Stabilitätsprogramm ESP kommt auf 500 Euro extra.

Familienbande

Kaum jemand dürfte beim Anblick des Musa daran denken, dass es sich um einen auf edel getrimmten Fiat Idea handelt. Technik, Karosserie und das Innenraumkonzept sind im Prinzip identisch. Beim Testwagen steckt ein durchzugstarker 1,9-Liter Vierzylinder mit 100 PS (74 kW) unter der Haube. Maximal 179 Stundenkilometer sind damit möglich, von null auf 100 km/h geht es in 11,7 Sekunden. Das Verlangen dem kleinen Van die Sporen zu geben, kommt dennoch selten auf. Denn das komfortable Fahrwerk reagiert auf hohes Kurventempo mit deutlicher Seitenneigung. Auf den zwar bequemen aber mit nur wenig Seitenhalt gesegneten Vordersitzen kein wirkliches Vergnügen. Zudem wird es innen mit zunehmender Geschwindigkeit recht laut. Ein sechster Gang könnte das Problem lösen, doch Lancia begnügt sich mit einer Fünfgangbox. Belassen wir es also bei einer am Genuss orientierten Fortbewegung. Dann reichen rund sechs Liter Diesel je 100 Kilometer.

Klein und wendig

In der Stadt erobert der 3,99 Meter kurze aber 1,70 Meter hohe Musa kleinste Parklücken. Dank einer serienmäßigen akustischen Einparkhilfe am Heck und einer Lenkung mit City-Modus ist das ein Kinderspiel. Per Knopfdruck erhöht sich die Servounterstützung so stark, dass zum Rangieren ein Finger am Lenkrad reicht. Auf der Landstraße wird automatisch wieder die Standardeinstellung aktiviert. Eine Fiat-Spezialität, die im Laufe der Jahre verfeinert wurde. Trotzdem ist die elektrische Servolenkung kein Muster an Lenkexaktheit.

Pfiffig gemacht

Von einem Van, und sei er noch so klein, erwartet man Platz und intelligente Variabilität. Hier kann der Musa richtig punkten, denn der Italiener entpuppt sich im Praxistest als geräumiger Vertreter seiner Zunft. So fühlen sich im luftigen Innenraum selbst große Personen wohl. Die Instrumente thronen in der Mitte des Armaturenbretts. Das schafft Platz für zwei Staufächer, die sich links und rechts daneben unter Klappen verbergen. Kleinkram wie Geldbörse, Handy oder Schlüssel verschwindet in einer der insgesamt 21 Ablagen. Für eine Extraportion Behaglichkeit lassen sich die Lehnen der hinteren Plätze in der Neigung justieren. Wer bei der Rast die Beine ausstrecken möchte, legt dazu einfach die Lehnen der Vordersitze flach. Die geteilte Rückbank lässt sich zudem längs verschieben. Dadurch variiert der Kofferraum zwischen 320 und 390 Liter. So viel wie bei Golf und Co. Die sind jedoch eine Fahrzeugklasse höher angesiedelt. Insgesamt kennt die Sitzlandschaft 32 Variationen.

Fazit: Wer mit Luxus lockt, darf sich keine nachlässige Verarbeitung leisten. Schade dass der extravagante Auftritt des Lancia Musa dadurch an Glanz verliert. Davon abgesehen: Technik und das Innenraumkonzept überzeugen. Doch das bietet auch ein Fiat Idea – für deutlich weniger Geld.

mototype.de, Holger Schilp

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Gast auto.de

November 4, 2008 um 10:34 am Uhr

Er sieht klasse aus. Schade, dass es in unserer Region wenige ortsnahe Händler gibt. Er ist superschick und als Platino bestimmt klasse;) Gruss aus MG

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