Mercedes-Benz

Mercedes-Benz CLS Shooting Brake: Stil-Ikone mit Rucksack

Von Ingo Koecher — Der Mercedes-Benz CLS Shooting Brake ist für Daimler mehr als eine Fingerübung der Designer und Ingenieure. Die Stuttgarter präsentieren einen Kombi mit Coupé-Heck, der vieles sein will – nur kein Kombi.

Hartnäckig halten sich Gerüchte, Porsche plane eine weitere Variante seiner Coupé-Limousine Panamera. Eine Art Kombi soll es sein. Also ein Ableger mit mehr Nutzwert. Der natürlich eines nicht darf: aussehen wie ein klassischer Kombi. Das ginge dann doch zu weit für ein Fahrzeug aus Zuffenhausen.

Ob das Teil jemals kommt, darüber kann derzeit nur orakelt werden. Fest steht: Wenn Porsche sich dazu entschließt, wäre wieder mindestens einer schneller gewesen. Wieder – wie damals, als erste Gerüchte über den Panamera aufkamen, dann Aston Martin mit dem Rapide vorlegte und Mercedes-Benz mit dem CLS längst Auszeichnungen einheimste. Das Vorbild aller derzeit erhältlichen viertürigen Coupés war vom Start weg eine [foto id=“436354″ size=“small“ position=“right“]Design-Ikone. Nicht anders verhält es sich jetzt, acht Jahre später, mit dem CLS-Ableger Shooting Brake.

Schon mit der Einführung ihres viertürigen Coupés, das 2004 zu den Händlern rollte, begannen die Stuttgarter, klassische Modellstrukturen zu vermischen. Trotz der Erweiterung des Coupés vom Zwei- zum Viertürer verwässerte Daimler nicht das Coupé-Konzept. Lange Motorhaube, schmale Fenstergrafik, rahmenlose Seitenscheiben, dynamisch nach hinten geneigtes Dach. Mit dem Viertürer gelang Mercedes-Benz eine zeitlose Weiterentwicklung. Im Spätherbst 2012 geht sie mit dem CLS Shooting Brake in die nächste Runde.

Zwei Diesel, drei Benziner, bis zu 557 PS

Die Ausstattungsunterschiede sind marginal, der Preisaufschlag überschaubar. Entscheidet man sich für den einzigen Reihenvierzylinder-Diesel der Modellfamilie, den CLS 250 CDI BlueEfficiency, kostet der Shooting Brake in der Basisausführung 61.761 Euro ein. Macht 1904 Euro mehr als fürs Coupé. Dem Vierzylinder stellt Mercedes einen V6-Diesel, einen V6-Benziner sowie zwei V8-Triebwerke zur Seite. Letztere kosten 1309 Euro mehr als der CLS ohne Ladeabteil (ab 82 229 Euro).

Unabhängig von der Motorisierung ist die Motorhaube des CLS raumgreifend geformt. Der kleine Selbstzünder entfacht darunter 204 PS und beachtliche 500 Newtonmeter (Nm) Drehmoment. Die V6- und V8-Triebwerke leisten als Benziner und Diesel 265 bis 408 PS, das Topmodell CLS 63 AMG mit V8-Benziner liefert 525 PS und 700 Nm. Geschaltet wird in allen Ausführungen mit der Siebenstufen-Automatik 7G-Tronic Plus. Schaltwippen am Lenkrad spendiert Mercedes serienmäßig.

Die Fahreigenschaften des CLS Shooting Brake überzeugen in allen Lebenslagen. Der Edellaster liegt stabil auf der Straße, die Lenkung arbeitet direkt, Schaltverzögerungen kennt der 7G-Tronic-Plus-Automat nicht. Ab Werk verbaut Daimler im CLS 250 und CLS 350 das Direct-Control-Fahrwerk mit Niveauregulierung an der Hinterachse. [foto id=“436355″ size=“small“ position=“left“]Der CLS 500 verfügt in Serie über Airmatic mit adaptivem Dämpfungssystem und Niveauregulierung vorn und hinten. Dem CLS 63 AMG vorbehalten bleibt das Ride Control Sportfahrwerk mit verstellbarem Dämpfersystem inklusive Niveauregulierung am Heck.

Laborwerte vs. Testverbrauch

Als Testwagen fuhr auto.de den CLS 350 BlueEfficiency mit V6-Benziner und 306 PS. Den mittleren Verbrauch des Einstiegsbenziners gibt Daimler mit 7,3 l/100 km an. Im Test ermittelte auto.de einen  Verbrauch von 10,9 l/100 km im Normalbetrieb. Der Mehrverbrauch von 3,6 l/100 km übersteigt bei Weitem die Zehn-Prozent-Grenze, die Kunden zum Wandeln berechtigt. Daran ändert auch die serienmäßige ECO Start-Stopp-Funktion nichts.

Bei der Innenraumgestaltung des CLS kennt Daimler keinen Preisdruck. Entsprechend positiv ist der Gesamteindruck. Materialauswahl und Verarbeitung sind vom Feinsten und stimmig. Zudem bietet Daimler über Pakete oder Einzelkomponenten die Möglichkeit, Innenraum und Funktionalität individuell anzupassen. Die Preise für Holz-Leder-Lenkrad (702 Euro), Schiebedach (1.380 Euro), Sitzklimatisierung (1.285 Euro), zahlreiche Leichtmetallräder in 18 und 19 Zoll (je nach Modell bis zu 3.045 Euro) sowie Infotainment- und Navigationssysteme (488 bis 3.474 Euro) entsprechen denen des CLS Coupé.

Großes Heck mit kleiner Klappe

Am Innenraum gibt es dort wie hier nichts zu meckern, höchstens die eingeschränkte Sicht nach schräg hinten. Sie ist der zum Heck hin abfallenden, coupéhaften Linienführung zwischen C- und D-Säule geschuldet. Der fein ausgeschlagene Laderaum schluckt 590 Liter. Mit umgeklappten Rücksitzen sind es bis zu 1.550 Liter. Eigentlich [foto id=“436356″ size=“small“ position=“right“]üppig, Sperriges hat hier dennoch nichts verloren: Das Beladen über die ovale Heckklappen-Öffnung ist etwas knifflig.

Wer sich für 4.700 Euro Aufpreis den optionalen designo Holzladeboden aus amerikanischem Kirschbaum gönnt, der sollte unbedingt an die Sicherung der Ladung denken. Nach Angaben von Daimler soll der Boden kratzfest sein. Das ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Schiffseigner vor dem Betreten des Holzbodens ihrer Yacht die Schuhe ausziehen. Will man es nicht auf einen Kratztest ankommen lassen, empfiehlt es sich, 32 Euro in eine spezielle Kofferraum-Schutzmatte zu investieren (oder 80 Euro in eine flache Wanne). Dann bleibt das Furnier unberührt.

Umfangreich fällt die Serienausstattung aus. Sie umfasst sechs Airbags sowie Becken- und Fensterairbags, Antiblockiersystem ABS, Anti-Schlupf-Regelung ASR, Bremsassistent BAS, elektronisches Stabilitätsprogramm ESP, Müdigkeitswarner Attention Assist und Berganfahrhilfe. Komfort ab Werk liefern Tempomat, CD-Radio mit USB-Schnittstelle und MP3-Funktion, 10,9-Zoll-Multifunktionsdisplay, elektrisch verstellbare Sitze vorn sowie Klimaanlage und elektrische Fensterheber.

Der Bolide unter den Edellastern

Parallel zur Topversion mit 525 PS gibt es die leistungsgesteigerte „Edition 1“ mit 557-PS-Version mit 800 Newtonmetern Drehmoment. Die Gangwechsel bei den AMG-CLS übernimmt ein 7-Gang-Automatik-Sportgetriebe mit Race-Start-Funktion und den vier Fahrprogrammen „C“ (Comfort), „S“ (Sport), „S+“ (Sport plus) sowie „M“ (Manuell). Je nach Modus wird automatisch die Gasannahme beim Tritt in die Alu-Pedale angepasst. Sie ist im Modus C am weichsten, im Modus M am sportlichsten abgestimmt. Maximalen Grip beim Start liefert die Race-Start-Funktion.

Zur Ausstattung des diabolisch röhrenden Rennlasters CLS 63 AMG Shooting Brake gehören ab Werk allerlei Zierrat in Klavierlack-Optik, eine Sport-Auspuffanlage mit verchromten Doppelendrohren, eine verbreiterte [foto id=“436357″ size=“small“ position=“left“]Vorderachse, Hochleistungsbremsen, Sportfahrwerk und AMG Sportsitze. Unbezahlbar: das automatische Zwischengas beim Runterschalten. Besser kann das nicht mal Porsche.

Fazit

Mit dem CLS Shooting Brake liefert Mercedes-Benz einen Kombi mit Coupé-Heck. Wenn sich auch die Namensgebung erst nach intensiver Beschäftigung mit der Materie erschließt, kommt am Ende doch nur ein Kombi heraus. Der allerdings ist elegant, hochwertig und nicht ganz billig. Letzteres ist allerdings auch nicht der Anspruch des Herstellers, der mit dem CLS ganz klar Premium-Kunden im Auge hat. Die können sich an Design, Fahreigenschaften und Komfort des Shooting Brake berauschen. Rauschen wird es bei sportlicher Fahrt auch im Tank. Die Herstellerangaben in Sachen Verbrauch sind nicht zu erreichen – nicht einmal mit der von auto.de getesteten kleinsten Motorisierung.

+ Eleganter, hochwertiger Kombi
+ Kraftvolle Motoren
Eingeschränkte Sicht nach hinten
Hoher Verbrauch


Bewertung –
Mercedes-Benz Shooting Brake CLS 350 BlueEfficiency


Exterieur-Design 1,3
Interieur-Design 1,2
Multimedia 1,2
Navigation 1,3
Fahrbetrieb 1,3
Verbrauch 3,0
   
Kosten pro Jahr*  
   
Anschaffungspreis Testfahrzeug 65.628,50 Euro
Kraftstoffkosten** 2697,75 Euro
Steuern 60,00 Euro
Wertverlust 9.843,75 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
12.601,50 Euro
   
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
1,6
   

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,65 Euro/Liter Super und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

Datenblatt – Mercedes-Benz CLS Shooting Brake
   
fünftüriger, fünfsitziger Premium-Kombi
   
Länge/Breite/Höhe: 4,96 m/1,88 m/1,41 m
Radstand: 2,88 m
   
Motoren:
 
Benzin
V6 mit 225 kW/306 PS
V8 mit 300 kW/408 PS bis 410 kW/557 PS
Diesel
Reihen-Vierzylinder mit 150 kW/204 PS
V6 mit 195 kW/265 PS
   
Hubraum: 2.143-5.461 ccm
max. Drehmoment: 370-800 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 235-250 km/h (elektronisch abgeregelt)
Beschleunigung 0-100 km/h:
4,4-7,8 s
   
Verbrauch lt. Hersteller: 5,3-10,1 l/100 km
CO2-Ausstoß Hersteller: 139-235 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Energieeffizienzklasse: A-F
   
Ausstattung
(Serie, Auswahl):
sechs Airbags, Becken- und Fensterairbags, Antiblockiersystem ABS, Anti-Schlupf-Regelung ASR, Bremsassistent BAS, elektronisches Stabilitätsprogramm ESP, Müdigkeitswarner Attention Assist, Berganfahrhilfe, Tempomat, CD-Radio mit USB-Schnittstelle und MP3-Funktion, 10,9-Zoll-Multifunktionsdisplay, elektrisch verstellbare Sitze vorn, Klimaanlage, elektrische Fensterheber
   
Gewichte/Zuladung  
Leergewicht: 1.830-2.005 kg
zul. Gesamtgewicht: 2.355-2.530 kg 
Kofferraumvolumen: 590-1.550 l
   
Preise Basismodell: ab 61.761 Euro
Topmodell: ab 117.512 Euro
***Basierend auf Berechnungen des bayerischen Landesamt für Umwelt

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Lexus UX 300h: Neue innere Werte

Lexus UX 300h: Neue innere Werte

Die Top Ten der Woche bei der Autoren-Union Mobilität

Die Top Ten der Woche bei der Autoren-Union Mobilität

Mercedes-AMG bringt ein zweites Cabriolet

Mercedes-AMG bringt ein zweites Cabriolet

zoom_photo