Renault

Renault fährt in der Tradition der blauen Flunder

Aus einer Auto-Vergangenheit, die geprägt ist von Wahnwitz und Helden in hüfthohen Autos mit lächerlich-schmalen Rädern, erhebt sich derzeit ein Name, der vor allem in der Farbe Blau leuchtet: Alpine. Die französische Marke war vor fünfzig, sechzig Jahren die verrückte Idee eines renntauglichen Leichtgewichts, ein scharfes Rallye-Tier und dann der Fuß von Renault in der Tür der Welt des Sportwagens. Allerdings hat der französische Autoriese nach einigen Jahren dann doch auf den entschlossenen Schritt hin zu einem dauerhaften Sportwagen-Engagement (trotz seiner teuren Formel-Eins-Beteiligung) verzichtet.

Leichtbau und Turbo für besseres Image

Dafür soll ab 2016 auch der neue Alpine-Sportwagen wieder stehen. Bei Renault[foto id=“493088″ size=“small“ position=“right“] ist man sicher, mit dem künftigen Zweisitzer – natürlich blau lackiert – an die Tradition der Rédélé-Alpine anknüpfen zu können. Mit Leichtbau und kleinen Turbomotoren sollen sie der französischen Rhombus-Marke wieder zu jener Unbeschwertheit im Auftritt verhelfen, die ihr im Nissan-Renault-Konzern durch die Konzentration auf Elektromobile und Kostenreduktion droht, verloren zu gehen. Beim Formel 1-Rennen in Monaco im vergangenen Jahr haben die Franzoden bereits die das Konzeptfahrzeug Alpine A110-50 präsentiert. Das 880 Kilo Leichtgewicht mit einem Karosseriekleid aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) treibt ein V6 mit 3,5 Litern Hubraum und 294 kW/400 PS an. Im November vergangenen Jahres hat Renault dann eine Kooperation mit dem englischen Sportwagenhersteller Caterham Cars bekannt gegeben. Die beiden Hersteller entwickeln zusammen eine Plattform und ein Fahrgestell, um dann aber jeweils ein eigenes Fahrzeug auf den Markt zu bringen: einen neuen Alpine und das erste Caterham Straßenmodell nach 17 Jahren. Beide Sportwagen werden im Alpine Werk Dieppe [foto id=“493089″ size=“small“ position=“left“]in der französischen Provinz Normandie entwickelt und gebaut.

Erfolgsgeschichte von Alpine

Ein Blick in die Alpine-Geschichte macht Auto-Fans Hoffnung für die Zukunft. In den 1950er und 1960er Jahren konnte sich ein vermögender und von Enthusiasmus geprägter Autohändler noch erfolgreich dazu entschließen, Rallyes zu fahren und dafür seine Autos selbst zu bauen. Alles war nach dem Krieg in Bewegung und es begann für Alpine mit der Begeisterung eines jungen Renault-Händlers im nordfranzösischen Dieppe. Jean Rédélé hatte von seinem Vater kaum den Renault-Betrieb übernommen, da war er schon mit weißem Hemd und Schlips in einem Renault 4 CV bei Straßenrennen unterwegs. Daraus entwickelte sich die Erfolgsgeschichte der Alpine und sie mündete in die Ära der Sportwagen von Renault.

Flache Flundern

Die berühmtesten Alpine aus einem Dickicht unterschiedlicher Typen[foto id=“493090″ size=“small“ position=“right“] und Renn- oder Rallyeversionen waren flache Flundern. Zwei Männer konnten liegend ihre Plätze in dem A110 einnehmen. Sie sollten gelenkig und nicht zu korpulent sein, denn sie waren in einem Käfig-ähnlichen Gehäuse aus Stahlrohren untergebracht und wurden von einer äußerst knapp geschnittenen, aber attraktiv gezeichneten Karosserie aus Kunststoff vor Fahrtwind und Witterungseinflüssen geschützt. Der kompromisslose Zweisitzer war von zierlicher Gestalt und auf einer Länge von 3,85 Meter erhob sich der A110 nur bis zu einer Höhe von 113 Zentimeter. Größere Fahrer mussten sich tief beugen, um den Türgriff zu erreichen und die Dachlinie verlief etwa auf Höhe des Hosengürtels. Aber die damals eher grazilen französischen Renn- und Sportwagenfahrer schlüpften in den Alpine wie in einen Handschuh.

Seriensieger

Für den Vortrieb des Heckmotor-Coupés waren Renault-Triebwerke mit vier Zylindern zuständig, mit bis zu 1,6-Liter Hubraum und Leistungen, die in etlichen Stufen von 50 kW/68 PS bis 101 kW/138 PS reichten. Das klingt nach bescheidenen Fahrleistungen, aber die damalige Wirklichkeit dokumentiert den Alpine A 110 als ein heißes Eisen: denn die blaue Flunder brachte lediglich 625 Kilo bis 635 Kilo auf die Waage, war aufgrund ihrer Hecklastigkeit nur in der Hand von Könnern einigermaßen sicher unterwegs, und als 1600 S immerhin bis zu 215 km/h schnell. Zum Vergleich: ein Porsche 911 T kam mit seinem Sechszylinderboxer auf 205 km/h. Bei professionellen Einsätzen in den siebziger Jahren waren die Alpine auf den Rallyestrecken (Rallye Monte Carlo) fast Seriensieger, und [foto id=“493091″ size=“small“ position=“left“]Ohrenzeugen berichten von infernalischem Lärm, der den mit offenem Auspuff fahrenden Sportgeräten voraus eilte. Der Alpine wurde in diversen Varianten bis Ende der Siebziger Jahre gebaut und auf Liebhaber-Rennen sitzen die schlanken Zweisitzer direkt im Nacken viel stärkerer Boliden.

Die Autowelt wartet gespannt

Renault besitzt seit 1978 die Marke Alpine, der Gründer Rédélé hatte sie verkauft und aus dem Repertoire des französischen Großserienfabrikanten starteten immer wieder Alpine-Renner in die Freiheit. Dazu zählten auch die Sportwagen der A 310-Versionen, die mit dem großen Europa-V6 bis 1995 auch als A 610 sehr gut bei Kräften waren. Unvergessen sind zudem die gnadenlos ungefederten Spitzensportler Renault Alpine, die zum Teil mit fetten Hamsterbacken und Mittelmotorpositionen für Aufsehen sorgten. Und in diesem Jahr kehrte der klangvolle Name Alpine in den Motorsport zurück. Im Juni 2013 trat Renault mit dem Alpine A450 wieder beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an; 35 Jahre, nachdem Jean-Pierre Jaussaud und Didier Pironi ihren Renault Alpine A442B zum Gesamtsieg bei dem Langstreckenklassiker an der Sarthé gesteuert hatten. Nun wartet die Autowelt gespannt auf ein neues Serienfahrzeug der Kultmarke.

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