Ende einer Ära

Schluss, aus und vorbei: Ferdinand Piëch und das Porsche-VW-Imperium

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Was hat man Piëch nicht schon alles nachgesagt: begnadeter Motorenkonstrukteur, Genie, harter Manager, berüchtigter Leuteschinder, gefühlskalter Ränkeschmied und ein mit allen Wassern gewaschener Strippenzieher. Stets eilte ihm der Ruf eines unerbittlichen Perfektionisten derart voran, dass ihn Mitarbeiter hinter seinem Rücken wegen seiner Genauigkeit in punkto Spaltmaße im Karosseriebau halb spöttisch, halb bewundernd „Fugen-Ferdl“ nannten. Jetzt hat Ferdinand Piëch zu seinem Lebenswerk eine neue Facette hinzugefügt. Er brach alle Brücken zu Porsche und damit auch zum Volkswagenkonzern ab.

Eine lange Karriere

Piëch als schillernde Persönlichkeit zu charakterisieren wäre weit untertrieben. Von seinem Großvater Ferdinand Porsche, Automobilkonstrukteur, 1931 Gründer des Unternehmens, das seinen Nachnamen trägt und unter anderem Schöpfer der Auto-Union-Grand-Prix-Wagen vor dem Zweiten Weltkrieg und des VW Käfers, bekam Ferdinand Piëch Vornamen und einen Großteil von dessen Genen. Und nicht nur das. Sein materielles Erbe belief sich bis vor kurzem milliardenschwer auf über 14 Prozent der Porsche- und damit auf eien beträchtlichen Anteil der VW-Stammaktien. Jetzt vollzog er einen Schlussstrich. Ab sofort gehen der VW-Konzern mitsamt Porsche auf der einen und Ferdinand Piëch auf der anderen Seite getrennte Wege.

Es ist das zweite Mal, dass er sich aus einem Bereich zurückzieht, in dem seine Großfamilie das Sagen hat. Nachdem er in Zürich Maschinenbau studiert und seine Diplomarbeit zur Entwicklung eines Formel 1-Motors verfasst hatte, begann er 1963 seine Karriere bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen und wurde dort zwei Jahre später Chef der Entwicklungsabteilung, 1971 Technischer Geschäftsführer.

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Umwandlung von Volkswagen vom Sorgenkind zum Global Player

Wegen ständigen Kompetenzgerangels innerhalb der Familien Piëch und Porsche – den Erben des Patriarchen Ferdinand – wurde ein Jahr später beschlossen, dass sich sämtliche Familienmitglieder aus dem Unternehmen zurückziehen sollten. Daraufhin versuchte sich Ferdinand Piëch – wie sein Großvater – zunächst mit einem eigenen Konstruktionsbüro, entwickelte für Daimler-Benz einen Fünf-Zylinder-Dieselmotor und wurde danach Hauptabteilungsleiter für Sonderaufgaben bei Audi in Ingolstadt, schließlich 1988 Chef des Unternehmens.

1993 schließlich berief ihn der Aufsichtsrat der Audi-Muttergesellschaft VW zum Vorstandsvorsitzenden des Volkswagenkonzerns in Wolfsburg, der damals in erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte. Bis 2002 blieb Ferdinand Piëch auf diesem Posten, danach war er bis April 2015 Vorsitzender des Aufsichtsrates. In seinen insgesamt 22 Volkswagen-Jahren formte Piëch aus einer Beinah-Pleitefirma ein Unternehmen, das heute neben Toyota oder General Motors zu den ganz Großen in der Autowelt gehört.

"Ich bin auf Distanz zu Winterkorn"

Im Frühjahr 2015 ließ sich Piëch im Magazin „Der Spiegel" auf die Frage nach seinem Nachfolger mit dem Satz zitieren: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Das war umso verwunderlicher, da er zuvor seinen ehemaligen Assistenten bei Audi, Martin Winterkorn, stets nach Kräften gefördert und schließlich zum Konzernchef bei VW gemacht hatte. Gründe für Piëchs Aussagen waren damals rätselhaft, heute mutmaßen manche Beobachter, dass er schon damals von den Abgasmanipulationen bei VW Wind bekommen hatte. Fest steht, dass der VW-Aufsichtsrat ihm das Vertrauen entzog und Piëch von allen Ämtern im VW-Konzern verbittert zurücktrat.

Mehr als einmal ließ Piëch fragende Journalisten wissen, dass der VW-Konzern das Wichtigste in seinem Leben sei. Den Ausbau von VW zu einem Imperium mit zwölf Marken betrachtete der Österreicher als sein wichtigstes Lebenswerk. Nun ist er praktisch raus aus VW und der Dach-Holding Porsche SE. Er verkaufte den weitaus größten Teil seines milliardenschweren Aktienpakets an seinen jüngeren Bruder Hans Michel Piëch und wird auch seinen Aufsichtsratsposten bei Porsche SE zum 8. Dezember aufgeben. Die nunmehr einzige Verbindung zwischen Ferdinand Piëch und dem Autokonzern ist eine indirekte Beteiligung einer Privatstiftung an der Porsche-und-Piëch-Familien-GmbH, die allerdings keine Einflussnahme möglich macht.

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Was bleibt?

Wie geht es weiter bei den Porsches und Piëchs, deren Verhältnis untereinander dem entspricht, was in den Fernsehserien „Dallas“ und „Denver Clan“ mit Missgunst und Intrigen zum roten Faden gehörte? Und was hat Piëch, der am 17. April 2018 sein 81. Lebensjahr vollendet, noch vor? Sein Cousin Wolfgang Porsche sagte kürzlich in einer Dokumentation des ZDF: „Ferdinand hat sein Lebenswerk so zerstört, wie er mit Menschen umgeht.“ Das lässt wenig Gutes erwarten.

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