Senioren am Steuer – Mit Training und Fahrpraxis fit bleiben

Im Straßenverkehr ist die Alterung der Gesellschaft besonders auffällig. Wer hat sich noch nicht über vermeintlich unsichere oder sehr langsam fahrende ältere Autofahrer aufgeregt? Immer wieder wird in Deutschland diskutiert, ob sich Führerscheininhaber beispielsweise ab 65 Jahren einer medizinischen Untersuchung unterziehen sollten. Klar ist: Die Anzahl der betagten Autofahrer wird bis zum Jahr 2050 drastisch ansteigen. Nämlich von 15,9 Millionen (2005) auf 24 Millionen

Eine ernsthafte Problemgruppe ist diese Altersklasse jedoch nicht, wie Professor Fastenmeier von der psychologischen Hochschule Berlin weiß. Denn während 72.000 Verkehrsunfälle von  jungen Fahrern bis 24 verursacht wurden (2011), gingen im gleichen Zeitraum nur 16.000 auf das Konto über 75-Jähriger. Trotzdem Grund genug für Dr. Sebastian Poschadel von der Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen, die Senioren am liebsten noch einmal zur Fahrschule zu schicken. Denn nach den Erkenntnissen der TU Dortmund lässt sich das Leistungsniveau älterer Fahrer durch gezieltes Training deutlich verbessern. Von medizinischen Untersuchungen hält Poschadel dagegen wenig, zumal Tests bestätigten, dass Personen mit schlechten Ergebnissen nicht auch zwingend schlecht Auto fahren.

In einer unter seiner Leitung durchgeführten Studie konnte die Fahrkompetenz von über 70jährigen Probanden mittels eines 15-stündigen Trainingsprogramms auf das Level untrainierter 40 bis 50-Jähriger gebracht werden. Und um die Schwächen älterer Autofahrer gezielt zu bekämpfen, wählten die Wissenschaftler eine Strecke mit Schwerpunkten, an denen sich Unfälle älterer Verkehrsteilnehmer häufen. Im Gegensatz zu den jungen Unglücksfahrern, bei denen meist Alkohol- und Drogenkonsum oder überhöhte Geschwindigkeit zum Crash führen, kommen die Betagten mit komplexen Kreuzungssituationen weniger klar oder verursachen Zusammenstöße durch Auffahren. Moderne Assistenzsysteme können hier helfen. Autonome Bremssysteme beispielsweise sind gut geeignet, um Crashs in städtischen Gefilden zu verhindern und haben den Vorteil, dass keine Bedienfehler passieren können. Darin liegt nämlich die Crux aufwendiger Technik, wie Dr. Klaus Rompe erklärt.

Der für die Nonprofit-Organisation FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH (Entwicklung von HU-Kriterien) tätige Ingenieur hat verschiedene Assistenzsysteme auf ihr Unfall-Vermeidungspotenzial gerade im Zusammenhang mit älteren Verkehrsteilnehmern untersucht. Dabei stellt sich heraus, dass viele Vorrichtungen einen nur begrenzten Nutzen für diese Zielgruppe haben. Sobald komplexe Bedienvorgänge nötig werden, wird die Handhabe vor allem für wenig computeraffine Anwender zu kompliziert – und zu denen gehört die derzeitig ältere Generation noch tendenziell.

Auch fallen Systeme aus dem Raster, die vorwiegend auf den Autobahnbetrieb ausgerichtet sind oder nachts zum Einsatz kommen wie der Abstandstempomat respektive intelligente Lichtfunktionen. Psychologe Fastenmeier weiß, dass die Alten äußerst verantwortungsvoll handeln und ihre eigenen Fähigkeiten recht gut einschätzen können. Wer im Dunkeln schlecht sieht, lässt das Auto abends einfach stehen, und die Autobahn gehört häufig nicht zu ihrem Aktionsfeld, zumal sie auch mit zunehmendem Lebensalter weniger fahren. Wenn die Kilometerleistung indes unter 3.000 pro Jahr sinkt, wird es gefährlich. Denn dann gesellt sich zu den schwächeren Fertigkeiten auch noch der Praxismangel. Und den gilt es auf jeden Fall zu vermeiden.

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