Reisetipp: Bad Kissingen

Summer of 2014: Wie Bad Kissingen sein Image als Kurstadt neu rockt

Bad Kissingen – Von wegen nur für ältere Gäste! Bad Kissingen, Staatsbad und kleine Kurstadt am Ufer der Fränkischen Saale im Bäderland der Bayerischen Rhön, Werbeslogan „Ein königliches Vergnügen“, kann auch anders. Und alles an einem Wochenende.

„On a day like this“

Wir reisen am Samstag gegen Mittag an. Die Parkplätze an der langen Zufahrt an der KissSalis-Therme vorbei Richtung Zentrum unten sind fast alle belegt. Der Blumenladen am Theaterplatz ist dabei, gleich zu schließen. Ein letzter Strauß noch. Die Verkäuferin scheint etwas Besonderes vorzuhaben, fragt eilig: „Und? Was darf er kosten?“ Draußen sind zwei junge japanische Touristinnen bemüht, sich gegenseitig selbst vor dem Schaufenster zu fotografieren. Ein Mann, vielleicht um die 40, [foto id=“519187″ size=“small“ position=“right“]schlendert zur Astoria-Passage hinüber. Auf seinem schwarzen T-Shirt, vorn lediglich mit einem grünen, hinten nur mit einem roten Pfeil in beide Richtungen versehen, steht: „Bryan Adams – On a day like this“.

Weltmeisterlich geschmückt

Im Hotel „Frankenland“, nicht weit davon entfernt im Frühlingsstraße, geht alles seinen gewohnten Gang. Ein paar Gäste in der Lobby, an der Rezeption, im Café samt Cocktailbar. Der ganze Eingangsbereich ist (fußball-)weltmeisterlich geschmückt. 32 unterschiedliche Fähnchen, bunte Girlanden und Lampions weisen auf die Teilnehmer des Turniers in Brasilien hin. Am Abend spielt Deutschland gegen Ghana. Hotelchefin Andrea Hergenröther begrüßt im weißen Trikot der Nationalmannschaft unterm Sakko. Hoteldirektor Michael Hecht zieht das Businesshemd mit Krawatte unter der Anzugsjacke vor. „Lassen Sie sich nicht täuschen, nachher finden Sie kaum noch einen Platz hier.“ Ein Großbanner an der Einfahrt zur Tiefgarage kündigt „WM Public Viewing im Frankenland“ an.

Vielleicht noch kosmopolitischer

Wir sprechen über das Hotel und die Möglichkeiten, in einem Kurort neben dem reinen Kur- auch noch stärker auf Individual-, Wellness-, Genuss-, Kultur- und Tagungstourismus zu setzen. Wir plaudern über die Stadt und die Region. Dass beide viel Geschichte, Natur und Kultur zu bieten haben. Dass die Lage am südlichen Ausläufer der Rhön auf halbem Weg zwischen Fulda und Würzburg eigentlich sehr günstig ist. Dass viele Gäste etwa aus der Metropolregion Rhein-Main oder aus Nordrhein-Westfalen zur Erholung hierher kommen. Dass nicht wenige Stammkunden sind, die sich mehrmals im Jahr hier einquartieren. Dass die gute Autobahn-Anbindung Durchreisende noch mehr zu einem Abstecher nach Bad Kissingen bringen könnte. Dass sich für Autofahrer spezielle Touren für touristische Ausfahrten ausarbeiten ließen, Motto „Aus dem ‚Frankenland‘ ins Frankenland“. Hotelchefin Hergenröther jedenfalls findet: „Eine gute Idee.“ Zusammen mit Hoteldirektor Hecht wünscht sie sich ein „Publikum, das vielleicht noch kosmopolitischer ist.“

Diesmal kein Mangel

Kurdirektor Frank Oette macht sich Gedanken, wie man neben der „aus der Tradition heraus großen Stammkundschaft“ künftig auch Jüngere mehr für die Stadt begeistern kann, betont, dass es „genauso wichtig“ sei, „einmal mutig zu sein“ und entsprechende Angebote zu machen. An diesem vorletzten Juni-Wochenende zumindest herrscht daran jedoch kein Mangel. Denn mit der von 200 Ausstellern beschickten „Abenteuer & Allrad“ findet laut Veranstalter gerade „Europas größte Offroad-Messe“ erneut in Bad Kissingen statt, zu der an vier Tagen 50 000 Besucher erwartet werden. Und für Sonntag hat sich Weltstar Bryan Adams für ein Openair-Konzert vor rund 10 000 Zuhörern im Luitpoldpark angesagt. [foto id=“519188″ size=“small“ position=“left“]Kay Blankenburg merkt man die Vorfreunde an: Der Oberbürgermeister nennt Adams einen „Kracher“, den Bad Kissingen „gut vertragen“ könne.

Fränkischer Essensgenuss

Doch vor dem Auftritt des kanadischen Rocksängers tags darauf muss erst einmal Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft im brasilianischen Fortaleza gegen Ghana ran. Das Gruppenspiel am Abend wirft auch in Bad Kissingen seine Schatten voraus. In der Innenstadt, in Ludwig-, Marktstraße, Graben-, Kirch-, Schul-, Zwingergasse oder auf dem Marktplatz sind kaum Passanten unterwegs. Vor und in den Lokalen, die an diesem lauen Sommerabend draußen große Bildschirme aufgebaut haben und auch drinnen noch Fernsehgeräte laufen lassen, ist längst kein Platz mehr zu finden. Wir fragen in der ältesten Weinstube der Stadt, im Schuberts, nach, ob wir was essen und dabei Fußball schauen können. „Nein, leider!“ Im Ratskeller ist die Luft schon schneidend. Das Spiel läuft. Alle Tische sind besetzt. Wir lassen uns im Freien Tafelspitz-Rindfleisch mit Meerrettich, Nudeln und Preiselbeeren schmecken, von den Kissingern als „typisches fränkisches Hochzeitsessen“ empfohlen.

Hektik ist fehl am Platz

Ein Vorteil von Bad Kissingen sind die kürzeren Wege. Die turbulente zweite Halbzeit des Spiels der Deutschen gegen die Afrikaner, das 2:2 enden wird, kriegen wir im „Frankenland“ noch mit – im Stehen. Ein Mann in der letzten Reihe sagt: „Dann sind Sie ja wenigstens noch rechtzeitig zu den Toren da.“ In der Tiefgarage des Hotels hat der Sauerländer seine Corvette geparkt. In Bad Kissingen ist er nicht das erste Mal zusammen mit Freunden, die ebenfalls dieses Auto fahren. „Aber alles piano, piano.“ Schließlich ist Hektik hier fehl am Platz.

Eigener Knigge

„Nur wer die nötige Ruhe mitbringt und richtig genießt, wird den Charme der Stadt richtig spüren“, schlägt der Bad Kissinger Knigge vor, listet gleich zehn Dinge auf, die jeder hier tun sollte, nämlich: Vom Kissinger Rumtrüffel-Tropfen naschen. Auf dem Trimm-Dich-Pfad die „Fünf Bad Kissinger“-Übungen machen. Im preisgekrönten Restaurant testen, wie eine Sterne-Auszeichnung mundet. Die KissSalis-Therme erst dann wieder verlassen, wenn alle Muskeln locker sind. Auf dem Altenberg auf Sis(s)is Spuren wandeln, wo ein Denkmal an den kaiserlichen Kurgast aus Österreich erinnert. Einem Konzert des Kurorchesters lauschen. Im Museum „Obere Saline“ samt Originalinterieur der Kissinger Bleibe des früheren Reichskanzlers mehr über Bismarcksche Reichspolitik und Salzgewinnung erfahren. Sein Glück in der Spielbank versuchen. Vom zwar gewöhnungsbedürftigen, aber doch nachgewiesen heilend wirkenden Bad Kissinger Wasser kosten. Und mindestens eine kulturelle Veranstaltung besuchen, egal ob Tanztee oder Krimidinner im Kurcafé. Im Luitpoldpark … Vor dem Openair am nächsten Abend lassen wir es, klar, langsamer angehen, bummeln durch den Rosengarten an der Ludwigsbrücke bis zum Bootsanleger und zurück. Der Publikumsverkehr rund um das „Stadtstrand“-Areal, das sich auch optisch sicher noch schöner gestalten ließe, [foto id=“519189″ size=“small“ position=“right“]sowie rund um Arkaden-, Regentenbau, Brunnen- und Wandelhalle im Kurgarten nimmt Stunde um Stunde zu. Immer mehr Konzertbesucher spazieren an Spielbank und Luitpoldbad vorbei durch mediterrane Kneipplandschaft, Klanggarten und Labyrinth zum südlichen Teil des großen Parks zwischen Bismarck- und Kurhausstraße. … wo Bryan Adams spielt Die Vorgruppe von Bryan Adams tritt dort mit viel zu großer Verspätung auf, wirkt im Glitzerfummel eher bemüht beim Gott sei Dank nicht allzu langen „I love you“-Versuch, auf den Hauptakt einzustimmen. Der schließt, begleitet von seiner Band, ohne viel Spektakel, aber mit ehrlicher „Summer of 69“-Rock- und softer Balladenmusik, ein fränkisches Erlebniswochenende ab. Im Kissinger Summer of 2014.

„Belle Epoque mit Tanztee“

Lesen Sie separat demnächst noch über einen ganz anderen Bad-Kissingen-Aufenthalt zuvor, Titel „Belle Epoque mit Tanztee: Wie sich Bad Kissingen seine Kurstadt-Tradition bewahrt“, und ein Interview mit Kurdirektor Frank Oette über Besonderheiten der Stadt und der Region.

Info Bad Kissingen I

Bad Kissingen in Bayern an der Fränkischen Saale am Südausläufer der Rhön zählt zählt rund 24 000 Einwohner. Jedes Jahr besuchen über 200 000 Urlauber die Stadt. Bekannte Kurgäste neben Kaiserin Sis(s)i mit Gemahl Franz-Joseph und Reichskanzler Otto von Bismarck sind Bayern-Könige wie Ludwig und Max, die Schriftsteller Theodor Fontane und Leo Tolstoi, die Komponisten Richard Strauss und Gioachino Rossini sowie Bundespräsident Heinrich Lübke gewesen. Kissinger Sommer, Kissinger Herbst und Kissinger Winterzauber haben sich international als Musik- und Kabarettfestivals etabliert. Drei Tage dauert das an Ference Rakóczy II. erinnernde Fest; nach dem Ungarn-Fürst ist eine Quelle im Ort benannt. Zuletzt listete die Staatsbad-Verwaltung noch 23 Sanatorien auf, davon 14 Kur- und Reha- sowie 9 Privatkliniken. Rund 3500 Betten stehen in Hotels und Pensionen aller Kategorien vor Ort zur Verfügung. Wir waren diesmal im „Frankenland“ (Vier-Sterne-Superior-Haus, 500 Zimmer/Suiten, modern eingerichtet, zentrumsnah, große Wellness- und Tagungseinrichtungen, www.hotel-frankenland.de) untergebracht.

Info Bad Kissingen II

Als kulinarische Spezialität gilt das „Fränkische Hochzeitsessen“ aus Tafelspitz-Rindfleisch mit Meerrettich, Nudeln und Preiselbeeren. Franken ist Weinland. Als Restaurant können wir „Schuberts Wein & Wirtschaft“ empfehlen. Das „Laudensacks“ ist mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Mögliche Freizeit- und Sportaktivitäten reichen vom Golfen über Kanufahren, Klettern, Mountainbiken und Reiten bis hin zum Wandern etwa auf den Jakobs-, Marien- und Karolingerwegen [foto id=“519190″ size=“small“ position=“left“]für Pilger oder auf der Hochröhner Premiumfernroute. Ausflüge lohnen ins Unesco-Biosphärenreservat Rhön, nach Fulda, Würzburg oder Bamberg. Information: Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH, Am Kurgarten 1, 97688 Bad Kissingen, Telefon 0971-80480, www.badkissingen.de.

Service Auto

Mit dem Auto reist man am besten über die A7 Fulda/Würzburg, die A71 Erfurt/Schweinfurt oder über die A70 Bayreuth/Schweinfurt an. Von Fulda und Würzburg sind es weniger als 70, von Bamberg aus weniger als 90 Kilometer bis nach Bad Kissingen. Die nächsten ICE-Bahnhöfe sind Fulda und Würzburg, die nächsten größeren Flughäfen jeweils rund 150 Kilometer entfernt Nürnberg und Frankfurt/Main.

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