Alfa Romeo

Test – Alfa Romeo Giulietta – Emotion statt Perfektion

Von Holger Zehden — Glaubt man den Autoherstellern, wird 2012 das Kompakt-Segment revolutioniert. Denn nach dem neuen Audi A3 im Sommer, rollt der Klassenprimus Golf VII im Herbst auf dem neuen modularen Querbaukasten (MQB) auf den Markt. Während die Geschwister aus dem Hause Volkswagen durch technische Perfektion glänzen, stellt die Alfa Romeo Giulietta einen anderen Ansatz dar. Emotion statt Perfektion.

Optik

Wobei das nicht falsch zu verstehen ist, so viel vorweg. Technische Schnitzer leistet sich die einsame Dame im ansonsten männlichen Auto-Markt nicht. Und wie das so mit den Frauen ist, sieht Giulietta deutlich besser aus als die Konkurrenz. Wobei die Optik auch – oder gerade – die männliche Käuferschaft verzücken kann. Statt konventioneller Formen Sitz der Kühler als zentraler Keil in der Front der Giulietta. Vorausfahrenden Fahrzeugen wirf die Giulietta einen giftigen Blick zu, mit ihren LED-Tagfahrlicht-Keilen. Ist sie dann an einem vorüber gezogen, gerät man ob der wohlproportionierten Rundungen ins Schwärmen. Besonderer Hingucker ist die markante Leuchtgrafik der LED-Rückleuchten. Zentral prangt das Alfa-Logo und ihr Name: Giulietta, damit auch jeder weiß, von wem er eben vernascht wurde.

Interieur[foto id=“418414″ size=“small“ position=“right“]

Die inneren Werte der italienischen Schönheit sind nicht minder extravagant. Statt herkömmlicher Knöpfe und Taster bedient sich Alfa hier Kippschaltern die an ein Flugzeugcockpit erinnern. Passend dazu wurden oberhalb des Innenspiegels Anschnallzeichen integriert, die erst erlöschen, wenn das Fahrzeug seine endgültige Parkposition oder Reisegeschwindigkeit erreicht hat. Der Arbeitsplatz ist klassisch mit Rundinstrumenten und italienischer Beschriftung (Benzina) ausgeführt. Der Tacho bis 260  km/h ist selbst in der Topversion Quadrifoglio Verde etwas optimistisch. Beim 1.4-Liter Multiair-Turbo-Benziner unseres Testwagen mit 125 kW/170 PS ist bereits bei 218 km/h Schluss. Die Sitze der Giulietta sind bequem, könnten bei der sportlichen Ausrichtung des Wagens jedoch etwas mehr Seitenhalt bieten. Die Geräuschdämmung fällt dagegen sehr gut aus, wodurch die Italienerin auch zur angenehmen Reisebegleiterin wird.

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Fahreindruck

Im Fahrbetrieb ist beeindruckend, wie kraftvoll der nur 1.4-Liter große Multiair-Motor zu Werke geht. Durch das elektrohydraulische Steuersystem der Ventile am Zylinder wird die Motorleistung spürbar gesteigert und der Schadstoffausstoß reduziert. Besonders in Verbindung mit dem neuen TCT-Doppelkupplungsgetriebe, kann die schöne Italienerin auch bissig werden. Lediglich im Drehzahlkeller hat das Aggregat ein Problem mit dem allseits ungeliebten Turboloch. Versetzt man die Giulietta über das serienmäßige „DNA-System“ in den Sport-Modus, wird dieses zwar deutlich verringert, bleibt jedoch spürbar. Darüber hinaus quittiert die Giulietta dann aber jeden Gasstoß mit biestigem Vortrieb. Passend dazu ist das Fahrwerk eher sportlich straff, jedoch nicht zu hart ausgelegt. Dadurch lässt sich vorzüglich Kurven-Räubern. Das macht so viel Spaß, dass man sich schwer tut, die Alfa Romeo Giulietta nicht wie ein Sport-Coupé zu fahren. [foto id=“418415″ size=“small“ position=“left“]

Dadurch offenbart die dynamische Italienerin jedoch auch ihre größte Schwäche: den Verbrauch. Dank TCT-Getriebe, MultiAir-Motor und Start/Stopp-Funktion soll sich die 125 kW/170 PS starke Giulietta mit nur 5,2 Litern Benzin begnügen. Dieser Wert liegt jedoch weitab realistischer Alltagsverbräuche. Im Schnitt setzte unser Testwagen 8,4 Liter Kraftstoff pro 100 km in Vortrieb um, was um 2,4 Liter über den Werksangaben liegt. Zur Ehrenrettung soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass die Giulietta auch bei ruppiger Gangart keine allzu großen Verbrauchspitzen zeigt. Selbst wenn Gaspedal und Bodenblech häufig miteinander bekannt gemacht werden, steigt der Verbrauch kaum über die 10 Liter Marke. Wer es also generell zügig angehen lässt, erlebt mit der Alfa Romeo Giulietta 1.4 TB 16V MultAir keine unangenehme Überraschung.

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Ausstattung

Sicherheitstechnisch ist die Alfa Romeo Giulietta bereits in der Basisausführung üppig ausgestattet. Hierzu zählen unter anderem sechs Airbags, Anti-Blockier-System (ABS+HBA) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Antischlupfregelung (ASR) und Motorschleppmomentregelung (MSR), Aktiv-Kopfstützen vorne, elektronisches Sperrdifferenzial (Electronic Q2) und dynamische Stabilitätskontrolle VDC.

Auch die serienmäßige Komfortausstattung fällt umfangreicher aus als bei den meisten Konkurrenten. Ab Werk verbaut Alfa Romeo der Giulietta das Alfa Romeo D.N.A. System, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, 16-Zoll-Stahlräder, elektrische Fensterheber vorne, manuelle Klimaanlage, Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung mit elektrischer Funktion zum Öffnen des Kofferraums, Komfort-Display mit Trip-Computer und Schaltpunktanzeige, Mittelarmlehne hinten mit zwei Getränkehaltern, Ablagefach und Durchladeklappe, Start&Stopp-System und Tagfahrlicht (D.R.L.) mit LED-Technik.

Motoren[foto id=“418416″ size=“small“ position=“right“]

Für Vortrieb sorgen bei der Alfa Romeo Giulietta jeweils drei Benzin- und Diesel-Aggregate. Den Einstieg bildet ein 1.4-Liter Turbo-Ottomotor mit 88 kW/120 PS und 206 Nm Drehmoment. Das gleiche Aggregat mit MultiAir- Ventile-Steuerung leistet bereits 125 kW/170 PS und 230 Nm. Spitzenaggregat bei der Giulietta ist der 1.8-Liter Tbi 16V mit 173 kW/235 PS und 300 Nm Drehmoment, der ausschließlich in Ausstattungslinie Quadrifoglia Verde geliefert wird.

Den Einstieg unter den Selbstzündern bildet ein 1.6-Liter Reihen-Vierzylinder-Turbodiesel mit 77 kW/105 PS und 280 Nm Drehmoment. Darüber liegen zwei Leistungsstufen eines 2.0-Liter Turbodiesels mit 103 kW/140 PS und 125 kW/170 PS mit jeweils 320 Nm maximalem Drehmoment.

Fazit

Die Frage, ob Alfa sich Sorgen machen muss, wenn im Laufe des Jahres die neuen Audi A3 und Golf VII auf den Markt kommen, kann man klar verneinen. Zur sehr gelungenen Optik gesellt sich bei der Alfa Romeo Giulietta nämlich ein guter Gesamteindruck, der lediglich vom zu hohen Verbrauch eingetrübt wird. Natürlich werden Audi A3 und Golf VII die modernere Technik und viel mehr technische Spielereien bieten.[foto id=“418418″ size=“small“ position=“left“] Doch weder haben, noch werden die kompakten Brot und Butter Autos der Konkurrenz die Emotion bieten, die eine Alfa Romeo Giulietta verströmt. Clever gewählt ist daher auch der Werbe-Slogan für die Italienerin, der den „anderen“ vorwirft, nur Maschinen zu sein. Denn entweder sie lässt einen kalt oder man liebt Giulietta. Turnusgemäß steht zudem 2013 eine Modellpflege für die kompakte Italienerin ins Haus.

Auch preislich ist die Alfa Romeo Giulietta die clevere Alternative. Für die kleinste Giulietta ruft Alfa Romeo mindestens 19.900 Euro auf. Einen gleich starken Golf 1.2 TSI bekommt man zwar für 975 Euro weniger, mit vergleichbarer Ausstattung wie Seitenairbags, fünf Türen oder teil- und umklappbarer Rückbank kostet der dann aber 22.965 Euro. Möchte man nicht selber schalten, verlangt Alfa für die TCT-Automatik 1.800 Euro Aufpreis. Für einen Golf 1.2 TSI mit Doppelkupplungsgetriebe DSG werden zusätzich 3.300 Euro fällig.

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Bewertung – Alfa Romeo Giulietta 1.4 TB MultiAir 16V TCT

Exterieur-Design 1,4
Interieur-Design 1,8
Multimedia 2,1
Navigation 2,4
Fahrbetrieb 1,7
Verbrauch 3,0
   
Kosten pro Jahr*  
   
Anschaffungspreis Testfahrzeug 21.700,00 Euro
Kraftstoffkosten** 2.079,00 Euro
Steuern 50,00 Euro
Wertverlust 3.255,00 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
5.384,00 Euro
   
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
2,1
   

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,65 Euro/Liter Super-Kraftstoff und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

Datenblatt –Alfa Romeo Giulietta 1.4 TB MultiAir 16V TCT
   
fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen, Frontantrieb
   
Länge/Breite/Höhe: 4.351 mm/1.798 mm/1.465 mm
Radstand: 2.634 mm
   
Motor:

Vierzylinder-Turbobenziner mit elektrohydraulischer Ventil-Steuerung

Hubraum: 1.368 ccm
Leistung: 125 kW/170 PS bei 5.500 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 250 Newtonmeter bei 2.500 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 s
   
Test-Verbrauch: 8,4 l/100 km
Test-CO2-Ausstoß***: 240 g/km
Verbrauch Hersteller: 5,2 l/100 km
CO2-Ausstoß Hersteller: 121 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Energieeffizienzklasse: B
   
Ausstattung
(Serie, Auswahl):
sechs Airbags, Anti-Blockier-System (ABS+HBA) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Antischlupfregelung (ASR) und Motorschleppmomentregelung (MSR), aktiv Kopfstützen vorne, elektronisches Sperrdifferenzial (Electronic Q2), dynamische Stabilitätskontrolle VDC, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, 16-Zoll-Stahlräder, elektrische Fensterheber vorne, manuelle Klimaanlage, Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung mit elektrischer Funktion zum Öffnen des Kofferraums, Komfort-Display mit Trip-Computer und Schaltpunktanzeige, Mittelarmlehne hinten mit zwei Getränkehaltern, Ablagefach und Durchladeklappe, Start&Stopp-System und Tagfahrlicht (D.R.L.) mit LED-Technik
   
Gewichte/Zuladung  
Leergewicht: 1.380 kg
zul. Gesamtgewicht: 1.810 kg
Zuladung: 430 kg
Kofferraumvolumen: 350 bis 1.045 l
   
Preise  
Basismodell: ab 19.900 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt., zzgl. Überführungskosten)
Testwagen: 21.700,00 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Topmodell: ab 28.800,00 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt., zzgl. Überführungskosten)
***Basierend auf Berechnungen des bayerischen Landesamt für Umwelt

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Gast auto.de

Juni 25, 2013 um 9:15 pm Uhr

Habe mir die giulietta mit 170 ps gekauft! Supper auto bin supper zufrieden, naja, der verbrauch, mit 9 l-100km ist schon etwas viel, aber sie geht richtig ab, kann sie nur weiterempfehlen!!

Gast auto.de

Mai 21, 2012 um 9:53 pm Uhr

Die Giulietta ist vermutlich das – zumindest durch deutsche Käufer – unterbewertetste Auto, das Alfa je gebaut hat. Der Wagen ist qualitativ nicht weit von den (angeblichen) Musterknaben Golf, A3, 1er etc. entfernt, bietet ordentlich Platz, ist herausragend sicher UND bringt eimerweise "Emotion" und Fahrspass mit. Auch wenn der Wagen nicht mit vielen Rekordwerten glänzt, ist er genau das, was der gemeine Autotester immer gern ganz oben aufs Treppchen stellt: Ausgewogen! Ausgewogenheit – in jedem Vergleichstest das Killerargument pro Golf, wurde hier einmal anständig verpackt. Wenn Alfa nicht immer wieder niedergeschrieben würde, stünde dieses Auto vermutlich 20 Plätze weiter oben in der Zulassungsstatistik.

@ Autofan 15.05.2012: Weiß ist z.Zt. DIE Trendfarbe und ein Auto, das in weiß gut aussieht, sieht in jeder Farbe gut aus. 😉 Ich fahre übrigens aktuell einen weißen 156 SW, einen weissen Lancia Fulvia und einen creme-weißen Mini Cooper 1300. 🙂

Gast auto.de

Mai 19, 2012 um 10:40 pm Uhr

Ein perfekteres Automobil in der Kompaktklasse als die Alfa Romeo Giulietta gibt es z.Zt. nicht.

Gast auto.de

Mai 15, 2012 um 11:27 am Uhr

Kann dem nur beipflichten. Die Giulietta ist ein ernstzunehmender Konkurrent für Golf und Co, bin selbst schon mehrmals damit gefahren. Macht einen soliden Eindruck, ohne langweilige Massenware a la Golf oder A3 zu sein. Nur der Verbrauch ist etwas zu hoch, bei mir waren es bei mässig sportlicher Fahrweise (AB um die 170 km/h) mit gleichem Motor sogar knapp 9 l. Da muss Alfa nachbessern.

Warum nur musste man für den Test die anti-emotionale Farbkombi weiss mit schwarzen Sitzen nehmen? Etwas Langweiligeres bietet die Farbpalette nicht!

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