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Test: Mazda RX-8 – Der Heimatvertriebene

Deutschland hatte schon immer ein Problem damit, seine besten Erfindungen im Land zu behalten. Ob Walkman, programmierbare Computer oder Transrapid – der Erfolg kam oft im Ausland. In diese Reihe von Erfindungen gehört auch ein besonders interessanter Antrieb – der Wankelmotor, ersonnen von dem Erfinder Felix Wankel und in den sechziger Jahren erstmals von NSU in Serie umgesetzt. Dort trieb der extrem vibrationsarme Motor, bei dem die Kolben um eine Exzenterwelle rotieren, zunächst den Wankel-Spider und dann die Limousine Ro 80 an.

Hochdrehende Charakteristik mit einigen Nachteilen

Erkauft wurde der ruhige Lauf und die hochdrehende Charakteristik mit einigen Nachteilen: Verbrauch und Abgasverhalten sind ungünstiger als beim Hubkolbenmotor, und die Abdichtung im Motor bereitete lange [foto id=“333731″ size=“small“ position=“left“]Kopfschmerzen. Viele Wankelmotoren fielen frühzeitig aus. Dennoch setzte die Branche gegen Ende der sechziger Jahre große Hoffnungen auf den Wankel. Mit Ausbruch der Energiekrise war damit allerdings Schluss: Das Konzept wurde fast überall auf Eis gelegt.

Nicht so bei Mazda: Schon 1967 war dort mit dem 110S Cosmo Sport der erste Wankel-Sportwagen auf den Markt gekommen, in den siebziger Jahren wurde das Antriebskonzept auf weite Teile des Modellprogramms erweitert. Irgendwann verließ jedoch auch die Japaner der Mut: Als Ford bei Mazda den Ton angab, stand der Wankel mehr als einmal auf der Kippe. Zuletzt waren es nur noch Sportwagen, die mit dem exzentrischen Motor ausgerüstet waren.

Ein alter Bekannter

Der letzte davon ist der RX-8, der seit 2003 gebaut wird und der bei seinem Debüt bereits ein alter Bekannter war: Erstmals wurde der Entwurf 1999 als RX-EVOLV gezeigt. Der RX-8 musste 2003 in große Fußstapfen treten: Der lange [foto id=“333732″ size=“small“ position=“right“]Zeit eher als Boulevard-Cruiser auftretende RX-7 war in seiner dritten Modellgeneration zum ernsthaften Sportwagen geworden – leicht, kompakt und mit einem Turbomotor ausgerüstet, der die Drehmomentschwäche im unteren Bereich hervorragend kompensierte.

Ein weniger puristisches Konzept

Der RX-8 repräsentierte von vornherein ein weniger puristisches Konzept. Die auf fast 4,50 Meter Länge gewachsene Karosserie bietet komfortabel Platz für vier Insassen, wobei der Einstieg auf die hinteren Plätze durch nach vorn öffnende Halbtüren vollzogen wird. Und der für den RX-8 komplett neu entwickelte Renesis-Motor muss ohne Turbolader auskommen – für die Umsetzung einer entsprechenden Variante fehlten regelmäßig die Mittel.

Außergewöhnliche Reize

Dennoch besitzt der Antrieb außergewöhnliche Reize. Beim Start verfällt der Motor in ein turbinenartiges Säuseln, bei steigender Drehzahl summt er aggressiv, wird dabei jedoch kaum lauter. Erst bei 9.000/min wird der schier endlosen Drehzahlorgie Einhalt geboten; kurz vorher ertönt ein Warnton. Die Leistungs- und Drehmomentkurve kommt klassischen Sportfahrern entgegen, die es lieben, den Motor auszudrehen und häufig zu schalten, was sich mit dem [foto id=“333733″ size=“small“ position=“left“]enggestuften Sechsgang-Getriebe gut bewerkstelligen lässt. Denn bei niedrigen Drehzahlen tut sich unter der tief angesetzten Motorhaube relativ wenig. Der Wankel – so viel ist klar – ist nichts für den neuartigen Typus Autofahrer, der beim Beschleunigen am liebsten gleich einen Gang hochschaltet.

Gut kontrollierbarer Drift

Der harmonische Charakter des 170 kW/231 PS starken Renesis-Motors kommt im Zusammenspiel mit dem straff, aber nicht knallhart abgestimmten Fahrwerk besonders gut zur Geltung. Nur wenige Autos lassen sich so problemlos in einen gut kontrollierbaren Drift bringen, und gerade hier kann der Fahrer den Leistungseinsatz sehr präzise modulieren. Es ist eine tägliche Verlockung, das serienmäßige Anti-Schleuder-System abzuschalten.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Schattenseiten; Vertreibung des Wankels; Datenblatt; Kurzcharakteristik

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Schattenseiten

Schattenseiten gibt es auch. An die etwas anstrengende Form, die innen und außen endlose Variationen des charakteristischen Releaux-Dreiecks bemüht, hat man sich inzwischen gewöhnt; schwerer wiegt der hohe Verbrauch, der sich kaum unter 10 Liter, jedoch problemlos über die 15-Liter-Marke treiben lässt. Gut, dass niemand dem [foto id=“333735″ size=“small“ position=“left“]sympathischen RX-8 solche Trinkfestigkeit zutraut, so dass sich der Volkszorn weiterhin auf oftmals erheblich sparsamere SUV-Modelle fokussieren kann.

Vertreibung des Wankels

Trotzdem schließt sich das Fenster, einen neuen RX-8 kaufen zu können, unerbittlich: Er wird zum Jahreswechel 2010/2011 endgültig vom europäischen Markt gezwungen. Die Vertreibung des Wankels aus seiner Heimat ist den verschärften Euro-5-Abgasnormen zuzuschreiben – die Anpassung wäre zu teuer. In Amerika und in Asien, wo inzwischen weniger extreme Abgasnormen als in Europa gelten, ist er allerdings weiterhin zu haben. Und man darf auf ein Nachfolgemodell hoffen: Mazda arbeitet unter dem Kürzel 16X an einer neuen Wankel-Motorengeneration.

Datenblatt Mazda RX-8:
2+2-sitziges Coupé mit 2 vorderen Türen und 2 Halbtüren
  
Länge/Breite Höhe: 4,47/1,77/1,34 Meter
Radstand: 2,70 Meter
   
Motor: • Zweischeiben-Wankelmotor
• 170 kW/231 PS bei 8.200/min
max. Drehmoment: 211 Nm bei 5500/min
0-100 km/h: in 6,4 s
Vmax: 234 km/h
Verbrauch: • 11,5 l/100 km
• 299 g CO2/km
   
Preis: 38.190 Euro
Mazda RX-8 – Kurzcharakteristik
   
Alternative zu: neumodischen Fehlannahmen über Sportlichkeit
Sieht gut aus: am besten auf Alpenpässen und Rennstrecken
Passt zu: anderen Wankel-Legenden (Ro 80, Mazda Cosmo)

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Markus Müller

Dezember 6, 2010 um 11:52 am Uhr

Oh..da ist jemand stolzer Besitzer eines RX8. Da werd ich doch glatt neidisch. Könnte ihn bis jetzt lediglich an mir vorbei fahren sehen 😉

Gast auto.de

Dezember 5, 2010 um 9:37 am Uhr

Es ist ein hervorragendes Auto. Ich geniesse einfach den Fahrspass mit diesem Fahrzeug.

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