Test: Suzuki Bandit 1250 ABS – Ganove mit guter Führung

Echte Ganoven werden bestenfalls wegen guter Führung frühzeitig aus der Haft entlassen. Der angebliche „Bandit“ von Suzuki aber ist aus dem gleichen Grund in der Käufergunst äußerst beliebt – und hat so rein gar nichts Unehrenhaftes an sich. Ganz im Gegenteil, denn „gute Führung“ heißt beim nackten Big Bike von Suzuki: Gutmütig, genügsam und günstig. Ein pflegeleichter und doch leistungsstarker Allrounder mit 72 kW/98 PS für kaum mehr als 9.000 Euro; kein Wunder, dass nach wie vor sehr viele Käufer dieses Motorrad schätzen.

Im Laufe der Jahre hat die Bandit allerdings ein wenig an Charakter eingebüßt. Zu schön waren die Kühlrippen am bis 2007 luftgekühlten Motor. Doch der Zahn der Zeit nagte am fast skulpturhaften Aggregat, das niedrigeren Emissionswerten und geringerem Verbrauch zuliebe durch einen neuen Reihen-Vierzylinder mit Wasserkühlung ersetzt wurde. Trotzdem: Auch nach 2007 und inzwischen mit 1.255 ccm gilt der [foto id=“390469″ size=“small“ position=“left“]Hubraumriese unverändert als Geheimtipp für Pfennigfuchser, die trotzdem Wert auf Power und Performance legen. Dabei ist die Bandit wie ein guter Kumpel: absolut berechenbar.

Für günstige 9.190 Euro glänzt die Bandit mit äußerstem Fahrkomfort: Das bullige Drehmoment schiebt die 254 kg-Maschine schon mit knapp über 1.000 U/min geschmeidig voran, das Fahrwerk gibt sich völlig unkompliziert und eilt bei Gasimpuls dennoch spritzig bis in höchste Drehzahlregionen hinauf. Kein Wunder: Üppige 108 Nm Drehmoment-Maximum liegen bei 3.700 U/min an. Der Bandit-Pilot schwimmt auf einer Drehmoment-Woge und genießt ausgiebige Touren ebenso wie die zackige Fahrt durchs Großstadtgewühl. Das Fahrwerk hat als ideale Ergänzung zum bärenstarken Motor keine Extreme zu bieten, leistet sich aber [foto id=“390470″ size=“small“ position=“left“]auch keine ausgesprochenen Schwächen. Etwas Mangel an Agilität macht es mit stoischer Ruhe bis über Tempo 200 hinaus wett.

Zum Wohlgefühl trägt eine höhenverstellbare, zweiteilige Sitzbank bei. Trotz vorderradorientierter Grundhaltung sitzt man relativ aufrecht. Auch der Sozius verbringt die gemeinsame Tour komfortabel. Wer allerdings für ausgesprochene Kilometerfresserei großen Wert auf Windschutz legt, der sollte doch 400 Euro extra in die Halbschalen-Schwester Bandit 1250 S investieren. Beide Modelle haben serienmäßig ABS und einen Hauptständer an Bord. Wichtig für Tourenfahrer: 19 Liter Tankinhalt klingen nicht gerade rekordverdächtig. Und: Zwar zeigt sich der 1.250er Einspritzer im Testverbrauch mit 5,7 l/100 km relativ genügsam, trotzdem ergibt dies zusammen mit dem kleinen Tank nur gut 330 Kilometer Praxisreichweite.

Ein großes Lob verdient sich die Bandit dagegen in der Alltagstauglichkeit mit verstellbaren Hebeln, einstellbaren Federelementen sowie gut ablesbaren Instrumenten, einem Mix aus digitalem Tacho und analogem Drehzahlmesser. Zudem geht „Kette statt Kardan“ zumindest bei der unverkleideten Bandit und [foto id=“390471″ size=“small“ position=“left“]angesichts des günstigen Anschaffungspreises in Ordnung.

Die charaktervollen Kühlrippen des ehemals luftgekühlten 1.200er Vergaser-Motors vermissen zwar eingefleischte Banditen-Freunde nach wie vor, aber die objektiven Qualitäten der Big Suzi trösten über den Verlust an exklusiverer Optik fast komplett hinweg. Mehr als beim Hinsehen lässt die Bandit dann doch beim genaueren hinhören Eigenständigkeit vermissen: Akustisch geht sie im Einheitsbrei dezenten Vierzylinder-Gesäusels unter, was ihren übrigen Qualitäten nicht gerecht wird. Aber für solche Fälle gibt es ja die Zubehörindustrie bzw. seitens Suzuki einen anderen Endtopf von Tuning-Papst Pop Yoshimura. Nach dem Erwerb der relativ preiswerten Bandit 1250 ABS sollte die Investition in einen neuen Schalldämpfer ja noch allemal möglich sein.

Datenblatt: Suzuki Bandit 1250 ABS

Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor mit vier Ventilen, Hubraum 1.255 ccm, Leistung 72 kW/98 PS bei 7.500/min, max. Drehmoment 108 Nm bei 3.700/min, Sechsganggetriebe
Fahrwerk: Stahlrohr-Rahmen aus Stahl; vorn Upside-down-Gabel (43 mm), hinten Zweiarm-Aluminiumschwinge mit direkt angelenktem Federbein, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn 280 mm, hinten 230 mm
Maße und Gewichte: Radstand 1,49 Meter, Lenkkopfwinkel 54,4 Grad, Sitzhöhe 0,805 bis 0,825 Meter, Leergewicht 254 kg, Tankinhalt 19 Liter
Messwerte: Vmax > 200 km/h, Test-Verbrauch: 5,7 Liter/100 km, Reichweite 333 km
Preis: 9.190 Euro

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