Optische Aufwertung

Trend zur Zweifarbigkeit: Buntes Kleid für schlichte Formen

Sie heißen Black Belt, Bi-Color oder schlicht Kontrastfarbe, zieren Dach, Außenspiegel oder Motorhaube: Immer mehr Hersteller bieten ihre Autos in zweifarbiger Lackierung an. Und das, obwohl die Deutschen doch traditionell schlichte Autos mögen. Ist das jetzt nur ein Marketing-Gag oder schon ein Trend?

Macht das Auto interessanter

Das Autohighlight zum Jahresende, der neue BMW i3, vereint mehrere neue Entwicklungen auf sich: Elektroauto, extremer Leichtbau, reduziertes Cockpit – und dann trägt der Kleinwagen auch noch zwei Farben auf der Außenhaut. Als „Black Belt“ zieht sich die Farbe Schwarz von der Motorhaube bis zur Kofferraumklappe über das Auto, im Kontrast zur Grundfarbe. Das soll „den Leichtbau optisch erlebbar machen“, so erklärt es BMW. Das optische Erlebnis des Einzelnen dahingestellt ist Fakt: Es macht das Auto interessanter. „Zweifarbigkeit soll unterstreichen, dass es sich um ein völlig neues Auto handelt“, erklärt Stefan Bratzel, Professor und Leiter des Center of Automotive (CAM) an der Fachhochschule Bergisch Gladbach.

Voll im Tend

Die Münchner reihen sich damit ein in eine Liste, die kaum vollständig aufgezählt werden kann: Smart, Mini Cooper, Opel Adam, Citroen C3, Fiat 500, Renault Captur, Suzuki Swift sind nur einige Neuwagen, die aktuell in Serie, als Sonderausstattung oder als Sondermodell in zwei unterschiedlichen Farben lackiert daher kommen. Ganz neu ist der Trend nicht. In den 1930er Jahren gab es schwarz abgesetzte Kotflügel, rund dreißig Jahre später den Mini oder die Citroen DS, aber auch Mittel- und Oberklasse-Modelle wie Ford Taunus oder Opel Kapitän wurden in zwei Farben lackiert.

Individualisierungsmöglichkeiten

Fragt man bei den Herstellern nach dem aktuellen Trend, so heißt es durch die Bank es handele sich um zusätzliche Individualisierungsmöglichkeiten, die die Kunden so wünschten. Ein Blick in die Zulassungsstatistik zeigt allerdings: In Sachen Autofarben sind die Deutschen sehr konservativ. Von den 3,08 Millionen Neuwagen, die 2012 neu zugelassen wurden, waren zwei Drittel schwarz (29,5 Prozent) und grau/silberfarben (29,4 Prozent). Der Anteil der weißen Autos betrug immerhin 15,7 Prozent. Automobil-Experte Bratzel sieht dementsprechend eher einen Marketing-Effekt im Vordergrund. Beispiel Opel Adam: „Er tut der Marke gut. Damit kommt Opel weg vom verstaubten und konservativen Image.“ Bratzel sieht die zunehmende Experimentierfreude in der Farbwahl auch parallel zur Ausdehnung der Modell- und Variantenvielfalt, die die Autohersteller seit Jahren betreiben.

Mehr Farben, bessere Chancen

Der Kölner Designprofessor Paolo Tumminelli geht sogar noch einen Schritt weiter: Der wahre Grund für zwei Farben gelte heute wie früher, meint er: "Autos, die in einer Farbe nicht sonderlich gut aussehen - weil zu plump, zu unstimmig oder einfach zu banal - haben mit einer zweiten Farbe eine bessere Chance, jemanden aufzufallen, respektive gut zu gefallen."

Bei den Kunden scheint dies jedenfalls anzukommen. Zwei Drittel aller Opel Adam beispielsweise werden zweifarbig ausgeliefert, beim Mini haben sogar 70 Prozent ein Dach in Kontrastfarbe. Und auch ein großer Teil der DS3 von Citroen sind verschieden lackiert, wobei das brave schwarz/weiß mit 30 Prozent den größten Anteil stellt. Rot/schwarz ist übrigens die beliebteste Version für den Opel Adam.

Aber was, wenn das individuell konfigurierte Auto verkaufen werden soll? Hängt doch die Höhe des auf dem Gebrauchtwagenmarkt vertretbaren Preises traditionell stark mit einer möglichst massentauglichen Ausführung zusammen. Das muss kein Problem sein, glauben die Marktexperten der Deutschen Automobil Treuhand (DAT): "Wir beobachten, dass bei Nischenfahrzeugen und kleinen Fahrzeugen die Zweifarbigkeit eher einen positiven als einen negativen Impuls auf den Wert des Fahrzeugs hat", sagt Siegfried Trede, Leiter der Fahrzeugbewertung. An Zahlen könne das jedoch derzeit noch nicht gemessen werden. Aber da gerade höherwertige Modelle - im Gegensatz zu den Basisversionen - eher zweifarbig bestellt werden, verlieren sie auch als Gebrauchte ihren Wert nicht so schnell. "Der Mini Cooper ist beispielsweise werthaltiger als das vergleichbare Basismodell", so Trede.

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