Mercedes-Benz

Vorstellung Mercedes S 600: Ein Zwölfzylinder ist ein Zwölfzylinder

Mit ihr verbinden sich Gary Cooper und "High Noon", die Apostelgeschichte und die Monate des Jahres, die Sternkreiszeichen, die zwölf Geschworenen und das faszinierendste Motorenkonzept der Automobilgeschichte. Mercedes schlägt mit dem neuen S 600 ein neues Kapitel auf.
Mercedes-Benz S-Klasse S 600. Foto: Auto-Reporter/Mercedes-Benz
Kein anderes Triebwerk hat die Phantasie von Konstrukteuren und Konsumenten auch nur annähernd so beflügelt wie das Prinzip der apostolischen Zylinderzahl. Was die exorbitante Faszination der doppelten Sechs ausmacht? Schwer zu sagen. Österreichs Ex-Weltmeister Niki Lauda brachte es einst in seiner präzisen und des Sujets würdigen Art auf folgenden Punkt: "Ein Zwölfzylinder ist ein Zwölfzylinder." Womit er nicht nur Recht, sondern auch alles gesagt hat. Punktum. Natürlich klingt das sehr nach der endgültigen Weisheit, nach Perfektion, Vollkommenheit und final Erstrebenswertem – und das ist auch gut so. Doch ebenso natürlich ist auch ein Zwölfzylinder ein Kompromiss – nicht nur technisch, sondern auch sozial. Die Zwölf bietet sich an für Leute, denen acht Zylinder zu wenig und 16 zuviel sind. 16-Zylinder gehören heute zu den ausgestorbenen Merkwürdigkeiten, Achtzylinder sind heute akzeptiert, und es gibt eine ansehnliche Auswahl. Dazwischen hält der Zwölfzylinder seine historische gewachsene Sonderstellung. Er weckt Bewunderung, beweist, dass es dank der Magie der Zahlen eine Faszination gibt, die über das technisch Erklärbare hinausgeht. Dabei markiert der Zwölfzylinder die Spitze des Motorenbaus, und damit sind wir beim V12 des Mercedes S 600. Das ist – mit der Bitte um Nachsicht für den etwas flapsigen Ausdruck – ein Sahneteilchen der Extraklasse.
Mercedes hat den bisherigen V12 – in aller Bescheidenheit – in allen Bereichen verbessert. Gemäß dem Grundsatz, dass nur das, was gut aussieht, gut funktionieren und Leistung erbringen kann, stand auch die Ästhetik im Lastenheft des V12. Der Motor ist so schön, dass mancher ihn sich ins Wohnzimmer stellen würde, und Leistung hat er im Überfluss. Der weiterentwickelte Biturbo-Motor holt aus 5,5 Litern Hubraum 380 kW/517 PS – das sind 12 kW/17 PS mehr als sein Vorgänger. Das maximale Drehmoment stieg von 800 auf 830 Newtonmeter, und diese titanische Durchzugskraft steht zwischen 1900 und 3500/min konstant zur Verfügung – Leistungsdaten, die schon beim Lesen wohlige Schauer der Vorfreude auslösen, die sich realiter schnell in Freude verwandelt.
Lebensqualität. Seidenweich schnurrt er nach dem Schlüsseldreh vor sich hin. Ich lege meinen Fuß auf die Bremse, damit sich der kleine Wählhebel der Siebengang-Automatik aus "P" in "D" bewege und trete aufs Gaspedal. Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wie die 517 PS mit den antriebsschlupfgeregelten Hinterrädern in den Asphalt beißen. In 4,6 Sekunden begibt sich der S 600 aus dem Stand auf 100 km/h, und dabei verströmt er in jeder Zehntelsekunde gelassene Souveränität. Nichts ist davon zu spüren, dass ich gerade eine 5,21 Meter lange (den S 600 gibt es nur mit langem Radstand) und nicht gerade leichte (fahrfertig bringt er 2180 Kilogramm auf die Waage) Luxuslimousine in Sportwagenzeiten über die Sprintstrecke treibe. Nur, dass mich der Schub dank der beiden Turbolader in die Recklehne presst, als hätte ich einen Nachbrenner gezündet. Und weiter als die üblichen abgeregelten 250 km/h darf er nicht. Der Norm-Verbrauch liegt bei 14,3 Liter Super pro 100 Kilometer, was in der Praxis Verbräuche nahe der 20 Liter bedeutet. Noch Fragen? Dieses aber dürfte die Menschen, die sich einen S 600 leisten, allenfalls peripher tangieren. Die überlegene souveräne Leistungsentfaltung in allen Bereichen – sie fasziniert m meisten. Das ist einer, an dem sich die anderen orientieren können – und müssen.
PS: Die Frage nach dem Sinn eines Zwölfzylinders zählt zu den sinnlosesten Fragen überhaupt. Braucht man einen Zwölfzylinder? So nötig wie Champagner. Doch gäbe es keinen Champagner und keine Zwölfzylinder, dann wäre unser Leben ärmer. Was Champagner von Wasser, was Zwölfzylinder von Zweizylinder, was Bocuse von der Pommes-Bude unterscheidet, ist das, was man Lebensqualität nennt. Man muss kein Zwölfzylinder-Freak sein, um ein solches Triebwerk nach den ersten Kilometern ins Herz zu schließen. Es ist einfach Genuss, das Sahnehäubchen auf der Torte. Kein Mensch braucht einen Zwölfzylinder, aber es ist schön, einen zu haben. Lebensqualität eben. Erhältlich in Gestalt des Mercedes S 600 im ersten Quartal 2006. (ar/Rpb)
Von Rolf-Peter Bleeker
29. September 2005. Quelle: Auto-Reporter

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