Autohersteller auf der Mailänder Möbelmesse – Crossover der Kreativen

Spektakuläre Lampen, Stoffe, Tische oder Sessel, die manchmal den Gegenwert eines Kleinwagens kosten können – Besucher der Mailänder Möbelmesse können über die schier unerschöpflichen Ideen der Entwerfer nur staunen. Für die Italiener ist der Salone del Mobile (noch bis 14. April) natürlich ein Heimspiel, ist das Land doch eine Weltmacht in Sachen Form und Stil.

Folglich gilt für Hersteller, Einkäufer, Designer, Netzwerker und Zukunftsforscher aus aller Welt Präsenzpflicht. In den Messehallen in Rho und in den vielen Galerien und Showrooms in Mailand werden schließlich die Trends gesetzt, die man [foto id=“461927″ size=“small“ position=“left“]später in Wohnzeitschriften entdeckt. Aber längst geht es auch beim Salone um mehr als nur Einrichtung. Aktuelle Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und veränderte Lebensentwürfe beanspruchen ebenfalls die schillernde Bühne.
 
Das mag einer der Gründe sein, weshalb so unterschiedliche Autohersteller wie beispielsweise Aston Martin, BMW, Mercedes-Benz, Fiat, Lamborghini oder Citroën dieses Mailänder Schaufenster immer wieder ausgewählt haben, um die emotionale und sinnliche Nähe von Mobilität und Möblierung zu inszenieren. Bei der Werbung in eigener Sache können die Designer der Marken aber auch zeigen, was sie sonst noch im Köcher haben, wenn sie nicht gerade unter Hochdruck ein neues Modell oder einen Facelift zeichnen müssen. Anders als bei den Fachmessen erreichen Hersteller zugleich hier Zielgruppen, die sich für Autos nicht sonderlich interessieren.
 
Viele Hersteller suchen beispielsweise Kooperationen mit der Designbranche, um den Bogen von Bewegtem zu Unbewegtem zu spannen. So hat jetzt Renault für die Premiere seines elektrischen Konzeptfahrzeuges Twin`Z nicht nur den Salone del Mobile gewählt, sondern sich dafür auch den Partner Ross Lovegrove gesichert, einen der größten seiner Zunft (er hat einst den Sony Walkman entworfen). Zusammen mit den Designern von Renault um Laurens van den Acker hat der Brite ein Concept Car in leuchtendem Blau und Grün gestaltet, dessen markante LED-Leuchtbänder, Stoßfänger und Räder aus dem [foto id=“461928″ size=“small“ position=“right“]Studio Rossgrove stammen. Der Innenraum ist luftig mit organischen Formen, an Stelle einer Armaturentafel besitzt das Fahrzeug, das an den Twingo erinnert, einen Touchscreen-Monitor.
 
Weniger visionär aber dafür vermutlich recht komfortabel ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Maserati und Zanotta. Die beiden Chefdesigner des italienischen Möbelherstellers, Ludovica und Roberta Palomba, ließen sich vom neuen Quattroporto der Dreispitzmarke inspirieren und schufen einen Lounge Chair sprich Sessel, dessen aerodynamische Form der Fronthaube der Limousine entlehnt ist. Der Maserati fürs Wohnzimmer soll auch in den Handel kommen.
 
Die Formensprache Kodo von Mazda ist inzwischen selbst preisgekrönt. Während des Salone präsentiert der japanische Hersteller zeitgenössische Kunst und Möbelkonzepte, welche die neue Designsprache aufgreifen. Immer mit dabei auf der [foto id=“461929″ size=“small“ position=“left“]Bühne: der Mazda6, der so auch ins rechte Licht gerückt wird.
 
Ford hat in Mailand ebenfalls einen großen Ausstellungsraum angemietet. „Die Trends, die wir heute in den Bereichen Möbel und Mode beobachten, haben einen starken Einfluss darauf, wie unsere Fahrzeuge künftig aussehen werden“, sagt Designdirektor Martin Smith. Aber wie viel Automobildesign steckt zum Beispiel in einer Uhr, einer Lampe oder einem Sessel? Ford machte bei diesem Crossover die Probe aufs Exempel und stellt auf dem Salone drei Produkte aus, die eigens von den Kreativen des Ford Design Futuring Teams entworfen worden waren. Dass auch technologische Trends nicht ohne Design auskommen können, soll die neue AppLink des Konnektivitätssystems Ford Sync belegen. Die Smartphone-Applikation feiert sogar im Rahmen der hippen Messe Premiere und kommt Ende des Jahres auf den Markt.
 
Sich vor den Augen der kritischen internationalen Fachwelt beweisen müssen die Gewinner des ersten Lexus Design Awards. Die Toyota-Tochter hat zwölf Arbeiten prämiert und bietet [foto id=“461930″ size=“small“ position=“right“]dem Nachwuchs auf der Milan Design Week, die parallel zur Möbelmesse läuft, beste Chancen zum Einstieg ins Berufsleben. Und die jungen Leute mussten auch kein Auto entwerfen, denn unter den siegreichen Einsendungen sind ein Kayak, ein zeltähnliches Gebäude, Porzellanobjekte und eine Lampe.
 
Auf dem Salone del Mobile, der in diesem Jahr zum 52. Mal stattfindet, sind unter den 2.500 Ausstellern auch alte Bekannte wie BMW, Mini und Hyundai, die sich regelmäßig besondere Auftritte einfallen lassen. Unter dem Titel „Fluidic – Sculpture in Motion“ lassen die Koreaner tausend Lichter tanzen. Die wechselnden Formen dieser Installation sollen dem Besucher die neue Designsprache der Marke näherbringen und nichts weniger als die Wandlungsfähigkeit der Natur feiern.
 
Dagegen gibt sich Mini frech und inszeniert in der Installation Kapooow! den Paceman als bunten Grenzgänger. Das hauseigene Designteam schuf eine mehrteilige Skulptur, die zeigt, wie aus dem verchromten realen Fahrzeug nach und nach [foto id=“461931″ size=“small“ position=“left“]die Elemente herausfliegen, um sich als Papier und Farbplättchen wieder zu etwas Neuem zusammenzufügen.
 
BMW i präsentiert mit den Objekten „Quiet Motion“, die in Zusammenarbeit mit den Designern Ronan und Erwan Bouroullec entstanden sind, im Innenhof eines Klosters Orte der Stille. Schließlich sind auch schicke, in schwarz gewandete Designfans irgendwann erschöpft und fußlahm. Die Bouroullecs bauten langsam und leise drehende Plattformen, die an ein Karussell erinnern und den Materialienmix des neuen, elektrischen BMW einsetzen. Karbon, mit pflanzlichen Tanninen gegerbte Leder, nachhaltiges Wollgarn schaffen eine Wohlfühloase, die zum Mitfahren und Ausruhen nach dem Trubel einlädt. Sich um die eigene Achse zu drehen, kann eben manchmal entspannender sein, als die ständige Jagd nach dem Neuen, Unerhörten.

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