Automobile Öko-Kennzeichnung: Streit um Nutzen und Bemessung

Die umweltfreundlichsten Autos sollen in Zukunft auf einen Blick erkennbar sein. Hierfür soll es bald eine mehrstufige CO2-Effizienz-Kennzeichnung geben. Wie bei Waschmaschinen und Kühlschränken werden besonders umweltfreundliche Kraftfahrzeuge dann mit „A+“ versehen, schlechte dagegen mit weiter hinten im Alphabet stehenden Buchstaben (bis „G“). Doch über die genaue Bemessung und den Nutzen dieses Ökolabels ist ein Streit ausgebrochen.

Bei der Kennzeichnung geht Deutschland einmal mehr einen Sonderweg. Statt der ausschließlichen Berücksichtigung des CO2-Ausstoßes eines Fahrzeugs, wie es beispielsweise Frankreich macht, ist nach der geplanten deutschen Regelung das Verhältnis aus CO2-Emission und Fahrzeugmasse entscheidend.

Die Folge:

Große, wuchtige Fahrzeuge wie beispielsweise geländegängige SUV, die per se viel Sprit schlucken und dementsprechend viel CO2 in die Luft pusten, schneiden mitunter verhältnismäßig gut ab. Teilweise landen sie gar vor Leichtgewichten wie dem Smart oder einem VW Polo, weil diese in absoluten Zahlen zwar wenig CO2 ausstoßen, gemessen an Größe und Gewicht jedoch eine größere Verminderung aber noch drin wäre.

Aus genau diesem Grund wird die Handhabung nun kritisiert. „Statt Verbraucheraufklärung betreibt die Bundesregierung Verkaufsförderung für schwere und klimaschädliche Dickschiffe“, bemängelt beispielsweise Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Obligatorisch kündigt er schon einmal Klagen an. „Es kann nicht sein, dass ein Q7-Geländewagen mit CO2-Emissionen von knapp 200 Gramm eine hellgrüne B-Kennzeichnung erhält, während ein Smart oder Polo mit weniger als 90 Gramm durch ein gelbes C abgestraft wird“, folgert Resch gegenüber der Zeitschrift „Ecofleet“.

Eine bessere Alternative wäre die französische Variante: Je schwerer ein Auto ist und desto mehr CO2 es ausstößt, um so weiter landet es bei der Ökokennzeichnung auch auf den hinteren Rängen. Aufgrund des Einflusses der wirtschaftlich wichtigen Autobauer wird es in Deutschland so wohl aber nicht gemacht. Generell zweifeln Experten am Nutzen des Energielabels. Mangelnde Aussagekraft führt letztlich zu mangelndem Einfluss. „Die Auswirkungen werden sich in Grenzen halten“, verrät Michael Velte, Vorstandsvorsitzender des Verbands markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften (VMF), im Hinblick auf zu erwartende Absatzveränderungen.

Wie sehr man der Öko-Kennzeichnung vertraut, muss jeder Autofahrer selbst entscheiden. Einziger Trost: Tatsächlich umweltfreundliche Fahrzeuge erhalten natürlich das entsprechende Abzeichen. Hybridautos fallen hierunter, schließlich reduziert der Doppelmotor unter der Haube den CO2-Ausstoß deutlich. Gemäß einer Vorabbewertung des Fahrzeugbewerters Schwacke würden die Toyota-Modelle Auris Hybrid und Prius sowie der Lexus CT 200h deshalb die begehrte „A+“-Kennzeichnung erhalten. Auch Modelle mit sparsamen Selbstzündern bekommen die Top-Bewertung: Der Peugeot 308 SW mit 1,6-Liter-Triebwerk, das 82 kW/112 PS leistet, der Skoda Octavia mit Spritspartechnik und 77 kW/105 PS starkem 1,6-Liter-Turbodiesel sowie die Volvo-Modelle S40 und V50 in der „DRIVe“-Spritsparversion, die ebenfalls von einem 1,6-Liter-Diesel mit 84 kW/114 PS angetrieben werden, finden sich in der Öko-Liste an oberer Stelle.

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