VW

Der Opa des Up

Mit der Einführung des Fünftürers erweitert Volkswagen die Baureihe des Up. Zeit, sich an den Opa des Kleinwagens zu erinnern. In den frühen Fünfzigern entwickelte VW einen viersitzigen Fonttriebler. Doch der EA 48 war seiner Zeit zu weit voraus. Seine Marktchancen sprachen gegen den kleinen Volkswagen.

Der Kleinwagen Up scheint sich für Volkswagen zum Erfolgstyp zu mausern. Mit dem nun vorgestellten Fünftürer umfasst die Kleinwagenfamilie aus Wolfsburg bereits zwei Mitglieder. Doch Up oder Polo waren nicht die ersten Kleinwagen mit Frontantrieb, die die Wolfsburger entwickelt hatten. Bereits ab 1953 hatte VW an einen Kleinwagen mit vier Plätzen und Frontauftrieb gearbeitet. Der EA 48 drehte ab 1955 seine Versuchsrunden. Am 16. Februar 1956 verkündete die Werksleitung jedoch offiziell den Abbruch der Entwicklungsarbeiten.

1955 hatte es Volkswagen bereits zum größten deutschen Autoproduzenten gebracht. Die Produktion brummte, das Wirtschaftswunder hatte in der jungen Bundesrepublik Fahrt aufgenommen. Am 5. August 1955 rollte in Wolfsburg [foto id=“403259″ size=“small“ position=“right“]der einmillionste Käfer vom Band. Das Auto war nicht nur in Deutschland ein Verkaufsschlager, es beflügelte auch den Export, sodass in Wolfsburg eigentlich gar nicht ausreichend produziert werden konnte, um die weltweite Nachfrage nach dem Käfer zu befriedigen. Schlechte Zeiten also für einen zweiten, kleineren Volkswagen. An dem hatte die Entwicklungsabteilung nämlich bereits seit 1953 gearbeitet. Der EA 48 – EA stand für „Entwicklungsauftrag“ – sollte ein Kleinwagen werden, der deutlich unterhalb des Käfers angesiedelt war: ein 3,39 Meter langer Kleinwagen mit Platz für Vier und natürlich einem Boxermotor – einen halben Käfermotor sozusagen – ; mit zwei Zylindern und insgesamt 564 Kubikzentimeter Hubraum und einer Leistung von 18 PS bei 3 600 U/min.

Der EA 48 war das erste Auto, das die Entwicklungsabteilung in Wolfsburg komplett neu entwickeln durfte. Da das Design nicht wirklich zu den Kernkompetenzen der Wolfsburger gehörte, entstand ein eher verhärmt wirkender Kleinwagen, [foto id=“403260″ size=“small“ position=“right“]gegen den ein Lloyd Alexander wie ein rassiger Sportwagen wirkte. Umso revolutionärer waren Konzept und Technik ausgefallen. Für eine optimales Platzangebot erhielt der EA 48 ein Steilheck mit einer selbsttragenden Pontonkarosserie und Vorderradantrieb, sieben Jahre bevor der Mini als erster Kleinwagen dieses platzsparende Antriebskonzept in Serie realisierte. Gustav Mayer, später für die Transportentwicklung bei Volkswagen zuständig, verwirklichte erstmals bei einem Pkw die Konstruktion einer platzsparenden Vorderachse mit Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen. In Verbindung mit Vorderradantrieb und einer funktionierenden Lenkung. Eine technische Pioniertat, die heute bei allen Fahrzeugen mit dem Antrieb auf die Vorderräder zum technischen Standardrepertoire gehört. Als Viersitzer verfügte der EA 48 zudem über 180 Liter Gepäckraumvolumen. Nur 71 Liter weniger als ein Up.

Als der EA 48 das Laufen lernte, verdüsterten sich seine Marktchancen rapide. Angesichts der Erfolgs des Käfers erschien ein weitere, darunter angesiedeltes Modell als Antwort auf eine Frage, die weder der Markt noch der Vorstand gestellt hatten. Damit musste der kleine EA48 auf seinen 13-Zoll-Rädchen und den 2,02 Meterchen Radstand ins Magazin des Museums rollen und fast sechs Jahrzehnte warten, bis ein Up mit seinem erfolgreichen Konzept den innovativen Opa wieder ins Rampenlicht schieben durfte.

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