Elektroautos – Es geht noch leichter

Allem politischen Wunschdenken zum Trotz: Beim Elektroauto hakt es noch an vielen Ecken und Enden. Hauptproblem sind Kosten und Gewicht – sowie die im Vergleich zu herkömmlichen Autos deutlich reduzierte Reichweite. Bei vielen der momentan angebotenen bzw. angekündigten Modelle kommt ein Faktor hinzu, der die Anpassung auf den E-Antrieb erschwert: Sie basieren auf aktuellen Typen und sind damit im Package eingeschränkt. Doch viele Vorzüge des E-Antriebs lassen sich nur ausspielen, wenn ein Auto von vorn bis hinten konsequent durchdacht und auf die Antriebsform ausgelegt wurde.

So ließe sich der Bauraum bei reinen E-Fahrzeugen besser nutzen, weil E-Motor und Akkus weniger strikte Anforderungen an den Einbauort im Fahrzeug stellen. Eigenständige E-Plattformen können die Raumausnutzung deutlich verbessern – und sie können dem Leichtbau besonderes Augenmerk widmen. Denn die hohen Gewichte wirken sich nachteilig auf die ohnehin begrenzte Reichweite der Elektromobile aus.

Welches Potential in eigenständigen Elektro-Konzepten mit einer durchdachten Material-Mischbauweise steckt, zeigt das vom Entwicklungsdienstleister RLE in Sindelfingen konzipierte Elektrofahrzeug EV4. Nach dem gemeinsam mit dem Auftragsfertiger Valmet entwickelten, produktionsreifen Kleinwagen EVA – einem hinterradgetriebenen, 1.300 Kilogramm schweren und 3,80 Meter langen Zweitürer – zeigen die Schwaben nun das Modell einer frontgetriebenen Limousine, die rein elektrisch angetrieben wird. Sie zieht ihre Energie entweder ausschließlich aus der Steckdose oder – in einer zweiten Ausbaustufe – nach Bedarf aus einem Range Extender-Motor.

Der vom hauseigenen Designer Raphael Koebel gezeichnete EV4 wirkt sportlich und futuristisch. Der Elektromotor sitzt vorn, die Batterien sind mittig untergebracht; je nach Ausführung sind im Heck dann entweder weitere Akkus oder ein kleiner Verbrennungsmotor positioniert. Dank 60 kW/82 PS Dauerleistung und kurzzeitig abrufbaren 100 kW/136 PS soll der Spurt auf 100 km/h in 10 Sekunden absolviert sein; die Spitze liegt bei abgeregelten 150 km/h. Die Reichweite des reinen E-Modells soll 190 Kilometer betragen.

Für die günstigen Werte ist nicht nur der cW-Wert von lediglich 0,23-0,24 verantwortlich, sondern auch das geringe Leergewicht von lediglich 1.080 Kilogramm. Damit würde der EV4 selbst unter konventionell angetriebenen Fahrzeugen keine schlechte Figur abgeben. Um diese Marke zu erreichen – und, nebenbei, den kompakteren EVA nochmals um 220 Kilogramm zu unterbieten – haben sich die RLE-Entwickler für ein Multimaterial-Mix entschieden, das auf einem Aluminium-Spaceframe aufbaut und verschiedene faserverstärkte Kunststoffe nutzt. Ein reines Kohlefaser-Konzept, wie es etwa BMW für kommenden Elektroautos und Plug-In-Hybride favorisiert, wäre erheblich teurer gewesen, bei allerdings nochmals niedrigerem Gewicht.

RLE hofft, dass der eine oder andere Fahrzeughersteller sich den EV4 genauer ansieht – dann wird vielleicht bald ein 1:1-Modell auf dem Werkshof in Sindelfingen stehen. Im Übrigen lassen sich die Erkenntnisse über erschwingliche Leichtbau-Konzepte auch auf konventionell angetriebene Fahrzeuge übertragen. Und auch dort besteht ja durchaus noch Potential.

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