Chevrolet

Fahrbericht Chevrolet Cruze Limousine LS 1.8 MT – Der bezahlbare Hingucker

Von Holger Zehden – Beim Chevrolet Cruze  handelt es sich tatsächlich um ein Produkt aus dem Hause der koreanischen General-Motors-Schwester Daewoo. Mit der Stufenhecklimusine soll laut GM aufregendes Design sowie für die Kompaktklasse ungewöhnlich viel Platz miteinander kombiniert werden. Hierbei muss sich der Cruze an Konkurrenten wie dem Ford Focus oder einem VW Jetta messen.

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Der erste Eindruck

Der ist bekanntlich der wichtigste. Bereits nach wenigen Sekunden soll der Mensch angeblich unbewusst entschieden haben, ob ihm etwas gefällt oder nicht. Demnach hat Chevrolet vieles richtig gemacht. Es mag an der auffälligen, [foto id=“368323″ size=“small“ position=“right“]jedoch unserer Ansicht sehr passenden Farbe  Moroccan Blue gelegen haben, doch wo immer wir mit unserem Testwagen hin fuhren, verdrehten wir damit Köpfe. Dank zweigeteiltem Kühlergrill mit einem größeren Markenemblem ist der Cruze sofort als Chevrolet zu identifizieren. Jedoch würde man selbst auf den zweiten Blick nicht vermuten, dass es sich bei dem Wagen um ein Fahrzeug der Kompaktklasse handelt, welches zu einem absoluten Kampfpreis angeboten wird. In dieser Hinsicht ist der Cruze ein geschickter Blender, gaukelt er doch dem ungeübten Betrachter, sowohl was die Optik als auch die Abmessungen betrifft, eine schicke Mittelklasselimousine vor. Dies gelingt ihm auch sehr überzeugend. Uns gefiel das äußere Design der Chevrolet Cruze sehr gut.

Preisdruck

Beim ersten Zustieg wirkt der Cruze zwar immer noch sehr schick und gut verarbeitet, auf den zweiten Blick fallen hier aber einige Details auf, die ganz eindeutig dem Preisdruck im Segment geschuldet sind. So wurden zur Gestaltung des Armaturenbretts und der Mittelkonsole vornehmlich harte[foto id=“368324″ size=“small“ position=“left“] und nicht gänzlich kratzfeste Kunststoffe verwendet. Chevrolet beziehungsweise Daewoo versucht dies zu kompensieren, indem Schalter, Drehregler, sowie Lenkrad und Schaltknauf durch hochglänzende Applikationen in Alluminiumoptik aufgewertet werden. Dies macht auch alles einen durchaus soliden Eindruck, ist die Verarbeitung der Materialien doch durchweg gut. Sehr ansprechend gehalten ist auch die Instrumentenbeleuchtung, welche das Armaturenbrett bei Nacht in ein helles Blau taucht, zu dem die rot leuchtenden Tachonadeln in gelungenem Kontrast stehen.

Einen wirklich ungewöhnlichen Weg geht man beim Cruze jedoch beim Armaturenbrett selbst. Denn zur optischen und vielleicht auch haptischen Aufwertung, wurde dieses teilweise mit dem gleichen Stoff[foto id=“368325″ size=“small“ position=“right“] bespannt, der sich auch – immer passend zur Wagenfarbe – auf den Sitzen des Wagens wieder findet. Dem einen gefiel dieses Konzept, dem anderen nicht. Einig waren sich jedoch alle in unserer Redaktion, dass diese Lösung für den Alltag wohl unpraktikabel sei. Wer kleinere Kinder hat kann sich sicher vorstellen, was schokoladenverschmierte Hände an einem mit Stoff bezogenen Armaturenbrett anrichten können. Auch permanente Sonneneinstrahlung dürfte den Fasern und deren Leuchtkraft nicht unbedingt zuträglich sein. Man kann also annehmen, dass sich das durchaus stimmige Gesamtbild des Cruze nach einigen Jahren sprichwörtlich eintrüben dürfte.

Befriedigendes Fahrverhalten

Auch beim Fahrverhalten merkt man dem Cruze an, [foto id=“368326″ size=“small“ position=“left“]dass er wohl mit der Maßgabe konstruiert wurde, möglichst viel Auto für möglichst wenig Geld anbieten zu können. So zeigte sich uns das Fahrwerk zwar sehr spurstabil, neigte jedoch im unbeladenen Zustand dazu, Fahrbahnunebenheiten polternd an das Gehör der Insassen weiter zu geben. Die physischen Kräfte fing das Fahrwerk dagegen sehr komfortabel ab. Auch Reifenabroll- und Windgeräusche blieben stets außen vor. Die Lenkung arbeitete angenehm direkt und lies den Cruze souverän um Kurven gleiten. Mit 450 Litern Kofferraumvolumen bietet der Cruze etwas weniger Stauraum als die Konkurrenz.[foto id=“368327″ size=“small“ position=“right“] Das Gute daran, über den hinten fehlenden Platz können sich die Fondpassagiere freuen. Die genießen im Cruze mehr Beinfreiheit als in so manchem Fahrzeug der Mittelklasse. In Verbindung mit den gut konturierten Sitzen und einem Tempomat (Serie ab Niveau LS), eignet sich der Cruze durchaus auch für lange Fahrten. Hier kann der kompakte Chevrolet auch seine größte Schwäche kaschieren: die Leistung des Motors.

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Schwachpunkt Motor

Denn im Cruze verrichtet ein 1.8-Liter Ecotec Aggregat aus dem Hause Opel seinen Dienst, das trotz Nennleistung von 104 kW/141 PS und 176 Nm, in der Praxis keinen nennenswerte Leistung auf die Straße brachte. Soll es zügig vorwärts gehen, muss man schon kräftig aufs Gas treten, was wiederum dem Spritverbrauch alles andere als zuträglich ist. Diesen müssen wir generell[foto id=“368329″ size=“small“ position=“right“] stark kritisieren, denn die von uns ermittelten Verbrauchswerte lagen trotz umsichtiger Fahrweise weit ab jeglicher Relation zur dargebotenen Leistung und zudem noch deutlich über den Werksangaben von Chevrolet. So soll sich der 1.8-Liter Benziner im Schnitt mit 6,6 Litern Kraftstoff begnügen. Lediglich innerorts sollen 8,9 Liter fällig werden. Das sah bei uns ganz anders aus. Bei konstanter Fahrt mit 120 km/h auf der Autobahn erreichten wir mit 8,0 Litern unsere persönliche Bestmarke. In der Stadt schoss der Verbrauch regelmäßig über die zehn-Liter-Marke. Im Mittel pendelte sich unser Bordcomputer bei 9,6 Litern ein. Bei einem Leergewicht von lediglich 1.290 kg stellte sich uns die Frage nach dem Wirkungsgrad des Ecotec-Motors. Denn weder war etwas von der dem Fahrzeug eigentlich angemessenen Leistung zu spüren, noch war der Verbrauch entsprechend vertretbar. Besonders da unser Testverbrauch im Schnitt zwei bis drei Liter über den Werksangaben lag.

Als Alternative unter den Benzinern bietet Chevrolet für seinen Cruze noch einen 1.6-Liter Benziner. Der entwickelt laut Hersteller eine Leistung von 91 kW/124 PS mit 154 Nm Drehmoment, bei einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von 6,5 Litern. [foto id=“368330″ size=“small“ position=“left“]Turbo-Benziner wie beim „Stiefbruder“ Opel Astra, sucht man leider vergebens. Interessant wäre hier ein Vergleich mit dem einzig lieferbaren Diesel. Der 2.0-Liter-Selbstzünder, der ausschließlich in Verbindung mit dem Top-Ausstattungsniveau LT angeboten wird, liefert laut Werk 120 kW/163 PS mit 360 Nm Drehmoment, bei lediglich 5,6 Litern Verbrauch. Im Gegensatz zu den Benzinaggregaten, bei denen die Kraft über eine manuelle 5-Gang-Schaltung an die Räder weiter gegeben wird, verfügt die manuelle Schaltung beim Diesel über sechs Gänge, was potentiell für einen geringeren Verbrauch spricht. Zusätzlich hat Chevrolet für den 1.8-Liter Benziner und den 2.0-Liter Diesel noch 6-Stufen-Automatikgetriebe im Angebot.

Kompromiss zwischen Ausstattung und Preisen

Während der Cruze, mit serienmäßigem Antiblockiersystem (ABS), elektronischer Stabilitätskontrolle (ESC), Traktionskontrolle (TCS) und sechs Airbags sicherheitstechnisch auf der Höhe der Zeit ist, spürt man ihm bei der Komfortausstattung die Preispolitik bei Chevrolet an. Für den Kampfpreis von 14.990 Euro,[foto id=“368331″ size=“small“ position=“right“] bietet der Cruze serienmäßig elektrisch einstellbar und beheizbar Außenspiegel, eine Rücksitz-Mittelarmlehne mit Getränkehalter, einen manuell höhenverstellbaren Fahrersitz, höhenverstellbare Lenksäule, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, MP3-fähiges RDS CD Radio, AUX Anschluss und Wegfahrsperre.

Unser Testwagen im Austattungsniveau LS verfügte bereits ab Werk zusätzlich über eine Einparkhilfe mit Abstandsmelder, Nebelscheinwerfer, zusätzliche Ablagetaschen im Fond, elektrische Fensterheber hinten, Tempomat, in der Länge verstellbare Lenksäule, manuelle Klimaanlage, Audio-Fernbedienung am Lenkrad und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Diese Extras schlagen sich in einem Kaufpreis von 19.668 Euro nieder. Die höchste Ausstattungsvariante LT beginnt bei 20.700 Euro und bietet serienmäßig noch einen Regensensor, elektronische Klimaanlage und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, sowie die Option auf das kostenpflichtige Exclusive Paket Plus, mit Lederausstattung, Sitzheizung, Navigationssystem sowie elektrischem Glas-Hub-Schiebedach.

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Fazit

Wenn auch VW und Ford einiges mehr an optionaler Ausstattung zu bieten haben, lässt der Chevrolet Cruze im direkten Vergleich dennoch so manchen Hersteller hinter sich. Wer sich an gestalterischen Eigenheiten, wie dem mit Stoff bezogenen Armaturenbrett nicht reibt, für den könnte der Cruze eine deutlich günstigere Alternative zu VW Jetta oder Ford Focus (Stufenheck) sein.[foto id=“368333″ size=“small“ position=“left“]

„Könnten“ deshalb, weil der in unserem Testwagen arbeitende Motor nur wenig Begeisterung auslöste. Hoher Verbrauch und schlechter Anzug machten keinen Spaß. Leider konnten wir den angebotenen Diesel noch nicht testen, der auf dem Papier weitaus spritziger zu sein scheint, als sein Otto-Kollege. Zudem sollte das serienmäßige 6-Gang-Schaltgetriebe dem Diesel zu einem moderateren Verbrauch verhelfen.

Abgesehen von dieser kleinen Schwäche ist der Cruze ein solides Fahrzeug, das optisch eigene Wege geht, aber dennoch zu gefallen weiß. Die verwandschaftliche Nähe zum Opel Astra ist kein geheimnis, zumal er sich mit dem Rüsselsheimer die gleiche Plattform teilt.

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten [foto id=“368334″ size=“small“ position=“right“]der Konzernmutter GM kam der Cruze erst ende 2010 auf den us-amerikanischen Markt. Bleibt zu hoffen, dass Chevrolet im Zuge der Markteinführung des Cruze als Fließheck in Europa und Asien in diesem Jahr, vielleicht auch die Motoren gründlich überarbeitet. Denn abgesehen davon, bietet derzeit kein anderer Kompakter mehr Auto für’s Geld.

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Bewertung –
Chevrolet Cruze Limousine LS 1.8 MT


Exterieur-Design 1,1
Interieur-Design 2,1
Multimedia 3,0
Fahrbetrieb 2,5
Verbrauch 4,0
Kosten pro Jahr*
Anschaffungspreis Testfahrzeug 30.490,00 Euro
Kraftstoffkosten** 1.638,00 Euro
Steuern 255,00 Euro
Wertverlust 4.573,50 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
6.466,50 Euro
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
2,0

 

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,40 Euro/Liter Diesel und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern


 

Datenblatt Chevrolet Cruze Limousine LS 1.8 MT

viertüriger, fünfsitziger Kompaktwagen
Länge/Breite/Höhe: 4.597 mm/1.788 mm/1.477 mm
Verbrennungsmotor: Vierzylinder Benzinmotor
Hubraum: 1.796 ccm
Leistung: 104 kW/141 PS bei 6.200 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 176 Newtonmeter bei 3.800 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 10,2 s
Test-Verbrauch (Mittel): 9,6 l/100 km
CO2-Ausstoß: 155 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Ausstattung
(Auswahl Niveau LS):
Antiblockiersystem (ABS), elektronischer Stabilitätskontrolle (ESC), Traktionskontrolle (TCS), sechs Airbags, elektrisch einstellbar und beheizbar Außenspiegel, Rücksitz-Mittelarmlehne mit Getränkehalter, manuell höhenverstellbarer Fahrersitz, höhenverstellbare Lenksäule, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, MP3-fähiges RDS CD Radio, AUX Anschluss und Wegfahrsperre, Einparkhilfe mit Abstandsmelder, Nebelscheinwerfer, zusätzliche Ablagetaschen im Fond, elektrische Fensterheber hinten, Tempomat, in der Länge verstellbare Lenksäule, manuelle Klimaanlage, Audio-Fernbedienung am Lenkrad und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen
Gewichte/Zuladung
Leergewicht: 1.290 kg
zul. Gesamtgewicht: 1.793 kg
Kofferraumvolumen: 450 l (Sitze hochgeklappt)
Preise
Basismodell: ab 14.990 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Testwagen: 19.668,00 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Topmodell: ab 20.7000 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)

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