Mercedes-Benz

Fahrbericht Mercedes CLK Cabriolet: Offen auf hohem Niveau

Wenn er dann auch noch in einem Mercedes-Benz CLK durch die Sonne rollt, fühlt sich auf eine eigene Art und Weise entkoppelt von den täglichen Wirrungen des Lebens. Das Auto ist einfach nahe an der Perfektion – auch bei geschlossenem Verdeck. Der Grundpreis ab 53 302 Euro für den Testwagen CLK 350 bringt den Fahrer dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Aber Träumen bleibt erlaubt.
Mercedes-Benz CLK Cabriolet. Foto: UnitedPictures/Manfred Zimmermann
53 000 Euro sind natürlich lange nicht das Ende der Fahnenstange. Der Testwagen – mehr als üppig ausgestattet – bringt es locker leicht auf 65 000 Euro, ließ allerdings auch keinen Wunsch offen. Lederbestuhlung mit Sitzheizung und Belüftung, getrennt regelbare Klimaautomatik, Command-System mit 6-Fach-CD-Wechsler oder Xenon-Licht haben ihren Preis. Das siebenlagige Stoffverdeck bietet optimalen Geräusch- und Bedienkomfort, verschwindet binnen 20 Sekunden komplett unter einer markant geformten Abdeckung im Heck und garantiert somit in Verbindung mit den voll versenkbaren Seitenscheiben ungetrübten Open-Air-Genuss in seiner schönsten Form. Hebel umlegen oder Hand anlegen ist nicht gefragt. Mercedes hat dem CLK kürzlich dezente optische Retuschen angedeihen lassen, das Design ist jedoch nach wie vor zeitlos. Bei offenem Verdeck trübt kein Überrollbügel das makelose Bild, für die Sicherheit der Fondpassagiere sorgen herausfahrbare Kopfstützen.
Die Ruhe bei geschlossenem Verdeck selbst bei Tempo 200 ist erstaunlich. Verwindungen des Blechkleides sind dem Stuttgarter fremd – er ist ausgesprochen steif. Man kann in diesem Auto auch elektronisch abgeriegelte 250 km/h fahren, wenn es die vollgestopften Autobahnen zulassen. Offen bleibt es dank des praktisch klappbaren Windschotts bis Tempo 140 relativ leise, dann übernehmen die Windgeräusche deutlich Regie. Ab 180 km/h ist eine Punkfrisur garantiert, wenn es die Haarlänge zulässt, da hilft auch kein Windschott mehr. Das lässt sich mit wenigen Handgriffen montieren oder ausbauen und verschwindet dann im Kofferraum. Meist wird es montiert bleiben, denn hinten sind die Platzverhältnisse für Erwachsene eher mager. Für die Kurzstrecke reicht es, lange Fahrten sind nicht zu empfehlen. Das würde auch am Gepäck scheitern, denn der Kofferraum ist mit 390 Liter zwar nicht klein, aber durch seine flache Form schlecht nutzbar. So muss das Gepäck schnell auf die Rückbank und die Fondpassagiere müssen zu Hause bleiben.
Das CLK 350 Cabriolet wird von einem Aggregat der jüngsten Generation befeuert und passt perfekt zum sportlich-eleganten Auftritt des Stuttgarters. 200 kW/272 sind über jeden Zweifel erhaben, auch der Spurt auf Tempo 100 in 6,7 Sekunden lässt ahnen: hier steckt ein Wolf im Schafspelz. In Verbindung mit dem Sahnemotor rollt der CLK mit der ebenfalls sehr guten 7G-Tronic zum Kunden. Die lässt sich auch manuell per Schalthebel oder über Wippen auf der Rückseite des Lenkrades durch die Stufen dirigieren, was bei schnell gefahrenen Passagen auf der Landstraße viel Spaß bringt. Sehr erfreulich auch der Verbrauch: knapp elf Liter Super im Testbetrieb sind angesichts der Fahrleistungen ein guter Wert. Das Fahrwerk ist mehr auf Komfort als auf Sportlichkeit ausgelegt und nicht aus der Ruhe zu bringen.
An der Bedienung gibt es wenig zu kritisieren. Mercedes-typisch sitzt alles am gewohnten Fleck, die Instrumente lassen sich tadellos ablesen, die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck. Allerdings klapperte es auf der Fahrerseite gelegentlich – Ursprung war vermutlich der aus Plastik gefertigte Zubringer der Sicherheitsgurtes. Der schiebt den Gurt wegen der fehlenden B-Säule in die Reichweite des Fahrers, was Verrenkungen vermeidet. Kritik verdient der Parkassistent, der sowohl mit einem optischen als auch einen akustischen Signal den Abstand zu Hindernissen anzeigt – aber leider erst sehr spät. Der Abstand zwischen ansprechen des Signals und einem Parkrempler beträgt ungefähr eine Sekunde und ist so keine echte Hilfe.
Fazit: Das CLK Cabriolet bietet Offenfahren auf höchstem Niveau. Das gilt auch für den Preis. Wer allerdings nicht auf den Euro schauen muss, kann sich mit diesem Auto einen Klassiker mit modernster Technik gönnen. Der Komfort ist in allen Lebenslagen hoch – ebenso wie der Spaßfaktor. Der V6-Motor ist eine gute Wahl für das Cabriolet, er kombiniert hohe Laufkultur mit sportlichen Fahrleistungen und angemessenem Verbrauch.
Die wichtigsten Daten:
Länge/Breite/Höhe: 4652/1991/1415 mm, Radstand 2715 mm, Wendekreis 10,76 m, Leergewicht 1735 kg, maximales Zuladung 455 kg, Laderaum 390 Liter, Tank 62 Liter, V6-Ottomotor mit 24 Ventilen, 200 kW / 272 PS, 3498 ccm Hubraum, maximales Drehmoment 350 Nm von 2400 – 5000 U/min, Abgaseinstufung Euro 4, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, EU-Normverbrauch im Mittel 10,1 l/100 km, Praxisverbrauch 10,9 l/100 km, Preis in Verbindung mit diesem Motor: ab 53 302 Euro.
Von Stephan Bähnisch
13. Juli 2005. Quelle: Auto-Reporter

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