Fast jeder zweite Fahrradunfall geht aufs Konto von Radlern

Niemals zuvor wurde hierzulande mehr mit dem Fahrrad gefahren. Im Schnitt sind in jedem deutschen Haushalt 1,5 Fahrräder im Gebrauch. Radfahren gilt als gesunder Ausgleichssport und Fitnesstraining.

Auch bei Berufspendlern wird Radeln immer beliebter. Doch die wachsende Velo-Mobilität löst bei Unfallforschern Besorgnis aus. Eine jetzt vom Auto Club Europa (ACE) veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass die Gefährdung von Radfahrern im Straßenverkehr seit Jahren überproportional hoch ist. Grundlage des Berichts ist die Auswertung der Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Die insgesamt positive Entwicklung der Unfallstatistik kann danach nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der mit dem Rad Verunglückten innerhalb der letzten zwölf Jahre um nahezu zwölf Prozent zugenommen hat. Knapp 14 Prozent aller im Straßenverkehr Verletzten kamen auf einem Fahrrad zu Schaden. Besonders hoch ist der Anteil von Kindern an schweren Radunglücken: Jeder dritte Junge unter 15 Jahren, der bei einem Verkehrsunfall starb, war mit dem Fahrrad unterwegs. Bedenklich auch, dass die meisten Verletzten in der Altersklasse der 45- bis 55-Jährigen zu finden sind. Männer sind wesentlich häufiger in schwere Fahrradunfälle verwickelt als Frauen. Im vergangenen Jahr sei jeder zweite mit dem Fahrrad tödlich Verunglückte über 65 Jahre alt gewesen, berichtet der Klub.

Besonders häufig kamen Radfahrer im Nordwesten der Bundesrepublik zu Schaden: In Bremen wurden 187 Radler pro 100.000 Einwohner verletzt oder getötet, in Berlin waren es 155. Auch in Hamburg und Schleswig-Holstein lagen die Opferzahlen deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 97 pro 100.000 Einwohner. Dagegen war die Gefahr, in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt zu werden, für Radfahrer in Rheinland-Pfalz und Hessen (je 64), Thüringen (56) und dem Saarland (51) relativ gering.

Mit 42 Prozent wurde fast die Hälfte der schweren Radunfälle von den Radlern selbst verschuldet. Die Gründe hierfür lagen bei falscher Straßenbenutzung (36 %), gefolgt von falschem Abbiegen (16,2 %) und Vorfahrtmissachtung (14,5 %).

Während nur jeder 22. Pkw-Unfall auf Alkoholeinfluss zurückzuführen war, stand etwa jeder achte in einen Unfall mit Personenschaden verwickelte Radfahrer unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Rauschmitteln. Bei mehr als jedem vierten Unfall, der von Radfahrern verschuldet wurde, war der Radler berauscht.

Radfahrer sollten sich im öffentlichen Verkehrsraum verantwortungsbewusst, respektvoll und regelgerecht bewegen, mahnte der Klub. Sie besäßen auch keine über die Straßenverkehrsordnung hinausreichenden Sonderrechte. „Wer als Radler den Eindruck eines rücksichtlosen Rabauken vermittelt, zieht sich den berechtigten Unmut aller anderen zu“, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner.

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Markus Müller

August 6, 2010 um 11:27 am Uhr

Naja… "Stadtstaaten" statistisch mit anderen Bundesländern zu vergleichen finde ich eh immer eine Milchmädchen-Rechnung.

Ich bin ungefähr so oft Radfahrer wie ich Autofahrer bin. Ich finde im Punkt "ich fahre blind und rücksichtlos als gäbe es keinen anderen Verkehrsteilnehmer" nehmen sich Auto- und Radfahrer nichts.

Gast auto.de

Juli 29, 2010 um 6:34 pm Uhr

Und noch ein weiterer Fehler befindet sich im Artikel, auf den der ADFC hinweist: Die Fahrleistung im Radverkehr stieg von etwa 24 Mrd. Personen-km in den neunziger Jahren auf etwa 33 Mrd. Personen-km im Jahr 2008, also um fast 38 Prozent. Gemessen an der Zunahme der Fahrten mit dem Rad ist das individuelle Risiko, mit dem Fahrrad einen Unfall zu erleiden, gesunken.

Gast auto.de

Juli 29, 2010 um 1:22 pm Uhr

Wenn es heißt, dass 42 % der Schweren Radunfälle durch Radfahrer selbst verschuldet wurden, wird übersehen, dass dort auch Fälle eingehen, wo Radfahrer alleine verunglücken oder bei einem Zusammenstoß mit anderen Radfahrern. Entsprechend ist natürlich der Radfahrer dann auch der Verursacher. Wenn man zusammenstöße zwischen PKWs und Radfahrer oder LKWs und Radfahrern betrachtet, ergeben sich ganz andere Werte (ca. 30% bzw 20%).

Ebenso falsch ist die Behauptung, dass die Unfallgefahr für Radfahrer in Rheinland-Pfalz und Hessen, Thüringen und dem Saarland geringer wäre als in anderen Bundesländern: Allein der Radverkehrsanteil ist dort gering und entsprechend geschehen seltener Unfälle mit Radfahrern, weil weniger Rad gefahren wird. Für den einzelnen Radfahrer ist das Unfallrisiko in diesen Ländern eher größer.

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