Ferrari

Ferrari F12berlinetta – Schnella Macchina

740 PS, zwölf Zylinder, über 340 km/h und ein Praxisverbrauch weit jenseits von 20 Litern – für Umweltbewegte und Kopfgesteuerte ist das die Ausgeburt der automobilen Unvernunft. Doch jeder, der auch nur ein paar Tropfen Benzin im Blut hat, wird bei solchen Werten hellhörig. Und sobald man auch noch das Auto dazu sieht, ist es um einen geschehen. Denn das sind die Eckdaten des neuen Ferrari F12berlinetta, der nicht nur das stärkste und schnellste Serienmodell aus Maranello ist, sondern auch mit Abstand das schönste und schärfste. Einsteigen und losfahren ist alles, wovon man bei diesem Anblick träumen möchte. Dumm nur, dass es bei einem Preis von 268.400 Euro aufwärts für die allermeisten auch beim Traum bleiben wird.

Wenn der doch einmal in Erfüllung geht, erlebt man eine Fahrt in einem Auto aus einer anderen Welt. Obwohl seine Fahrleistungen mit keinem anderen Modell aus dem Fiat-Konzern vergleichbar sind, lässt sich F12 leichter fahren als ein Cinquecento: Er ist nicht nur geräumiger und mit seiner Luxuswelt aus Lack und Leder natürlich auch viel komfortabler. Er ist tatsächlich auch viel entspannter. Nur kurz faucht der [foto id=“436119″ size=“small“ position=“left“]Motor beim Anlassen auf, dann fällt er zurück auf 1.000 Touren und grummelt leise unter der langen Haube. Man legt mit der Schaltwippe den ersten Gang ein, streichelt sanft das Gaspedal und rollt so seidig davon, als führe man eine schwere Luxuslimousine.

Doch wehe, man dreht am Manettino auf dem Lenkrad oder senkt den rechten Fuß nur einen Hauch tiefer. Dann wird der Ferrari zur Furie, der Drehzahlmesser schnellt von jetzt auf sofort über 8.000 Touren und mit fast explosiver Kraft schleudert der Zwölfzylinder den roten Renner dem Horizont entgegen. Das geht so schnell, dass man den Blick auf die Uhr genauso vergisst wie den auf den Tacho. Stattdessen blickt man mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Radarfalle und macht ein ausgesprochen dummes Gesicht. Denn es braucht schon einen festen Charakter und einen ziemlich kontrollierten Gasfuß, wenn man mit diesem Auto nicht ständig über die Stränge schlagen will.

In Fahrt bringt das rassige Coupé aus der Feder von Altmeister Pininfarina zwar derselbe V12-Motor wie im Familienmodell FF. Doch wo der 6,3-Liter im Viersitzer vergleichsweise mickrige 660 PS leistet, haben die Italiener jetzt noch einmal 15 Prozent Leistung mobilisiert. Außerdem steigt das maximale Drehmoment auf 680 Newtonmeter, von denen 90 Prozent bereits ab 2.500 Touren an der Hinterachse reißen. Kein Wunder, dass der F12 in nur 3,1 Sekunden auf Tempo 100 schnellt, nach 8,5 Sekunden schon 200 Sachen auf der Uhr hat und sich erst jenseits von 340 km/h den Widernissen des Windes geschlagen gibt.

Technisch mit den Formel1-Rennwagen verwandt, ist der F12 aber nicht nur auf der Geraden schnell. Der Ferrari überrascht vor allem mit seiner herausragenden Kurvendynamik. Die „Einheit von Mensch und Maschine“ – wer das bislang für eine Marketing-Phrase gehalten hat, der wird vom F12 eines Besseren belehrt. Drei, vier Kurven reichen, dann werden Fahrer und Fahrzeug tatsächlich eins und man bewegt das Auto mit derselben Selbstverständlichkeit wie die eigenen Gliedmaßen. Abbremsen, Einlenken, Gasgeben – so leicht und spielerisch, wie der F12 die engsten Radien nimmt, dürften die Kurven [foto id=“436120″ size=“small“ position=“right“]eigentlich niemals enden.

Dafür gibt es neben Karbonbremsen und einer, dank des Trans-Axle-Getriebes mit Formel1-Genen und dem weiter nach unten und hinten gerückten V12-Motor, leicht hecklastigen Gewichtsverteilung unter anderem ein weiter entwickeltes Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern. Vor allem aber wurde die Karosserie knapper geschnitten und leichter konstruiert. In jeder Dimension haben die Italiener ein paar Zentimeter gekappt und mit dem neuen Spaceframe aus Aluminium sowie jeder Menge Karbon das Gewicht um 70 auf kaum mehr als 1.500 Kilo gedrückt. Außerdem haben sie den 4,62 Meter kurzen und 1,27 Meter flachen Wagen im Windtunnel gründlich glatt geschliffen und ein paar aerodynamische Finessen eingebaut, die einerseits den Anpressdruck erhöhen, andererseits aber den Luftwiderstand senken. Lohn der Mühe: Die Runde auf der Rennstrecke von Fiorano spult der F12 in 1:23 Minuten ab und ist damit schneller als jeder Serien-Ferrari zuvor. Angenehmer Nebeneffekt von Leichtbau, aerodynamischem Feinschliff und Motor-Optimierung: Der Verbrauch sinkt um 30 Prozent auf 15 Liter.

Das dürfte echten Ferrari-Fans allerdings ebenso egal sein, wie der Preis des Roten Renners. Denn wer erst auf die offiziellen Tarife aus Maranello gewartet hat, schaut jetzt erst mal in die Röhre. Schon vor der Premiere lagen angeblich so viele Blindbestellungen bei Ferrari, dass der F12 für dieses Jahr komplett und für 2013 schon fast ausverkauft ist.

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