Flüssiggas-Umrüstung – Vollgas auf Sparflamme

Es ist jedes Mal das Gleiche: Wann immer Andreas Ignaz bei einer Messe oder Gewerbeausstellung vor großem Publikum zu schrauben beginnt, werden die Besucher neugierig. Denn der Kfz-Meister lockt mit einem verheißungsvollen Versprechen: „Demnächst tanken Sie für die Hälfte“, sagt der Experte aus dem Autohaus Jackwerth in Bischoffen am Fuß des Westerwalds und preist die Vorzüge einer Autogas-Anlage.

Während er und seine Mechaniker an ihrer Mercedes B-Klasse schrauben, drängen sich die Zuschauer um den Motorraum, begutachten den großen LPG-Tank für den flüssigen Kraftstoff, der gleich im Kofferraum verschwindet und schimpfen über die hohen Spritpreise, die ihnen die Freude am Fahren verderben.

Ignaz schaut dann nur kurz von seinem Werkzeug auf und füttert die Umstehenden mit Fakten, die eigentlich seit Jahren bekannt sind: „Während Benzin mittlerweile um 1,60 Euro kostet, gibt es das flüssige Autogas für durchschnittlich 80 Cent.“ Obwohl der Verbrauch im Gasbetrieb um 15 Prozent steigt, zahlt man am Ende deshalb für seine Fahrten kaum mehr als die Hälfte, argumentiert der Meister. Das liegt an der Steuerbefreiung für den alternativen Kraftstoff, die mittlerweile bis Ende 2018 festgeschrieben ist, erläutert der Experte. Und selbst mit dem noch immer vergleichsweise dünnen Tankstellennetz können Autogas-Fahrer problemlos leben, beruhigt er die Zweifel: „Der konventionelle Tank bleibt erhalten. Sobald das Autogas leer ist, schaltet die Elektronik automatisch um. Dann fährt das Auto einfach mit Benzin weiter.“

An sich ist das alles nichts Neues. Schließlich kann man solche Umrüstungen schon seit Jahren vornehmen lassen. Viele Oldtimer sind längst umgestellt. Wenn Ignaz seine alte S-Klasse fährt, gibt er natürlich auch dort buchstäblich Gas. Und einige [foto id=“425202″ size=“small“ position=“left“]Importeure haben LPG als günstige Alternative oder Ergänzung zum Diesel-Motor entdeckt. Vor allem Marken wie Subaru oder Chevrolet trommeln in den letzten Jahren kräftig für den Billig-Stoff.

Auch deshalb nimmt Autogas bei den alternativen Kraftstoffen mit einem Marktanteil von 80 Prozent längst eine Spitzenstellung ein, meldet der Treibstoffanbieter Rheingas: „Rund und eine halbe Million Fahrzeuge mit Autogas-Antrieb sind aktuell auf Deutschlands Straßen unterwegs. Damit hat sich seit 2006 der Bestand mehr als verzehnfacht.“ Das entlastet laut Rheingas nicht nur die Brieftasche der Besitzer, sondern auch das Umweltgewissen: Weil Autogas wesentlich weniger Schadstoffe emittiert als Benzin oder Diesel, habe die deutsche LPG-Flotte im letzten Jahr alleine 250.000 Tonnen CO2 eingespart.

„Bei den deutschen Hersteller dagegen hat Flüssiggas lange Zeit wenn überhaupt, dann nur eine Nebenrolle gespielt“, sagt Ignaz, der Geschäftsführer in einem Mercedes-Autohaus ist. Dort hat er zwar jahrelang Erdgasfahrzeuge etwa von B- oder E-Klasse verkauft, für die Mercedes kräftig die Werbetrommel gerührt hat. „Doch dass es bei uns auch eine Flüssiggas-Umrüstung gibt, wissen die wenigsten“, wundert sich der Mittvierziger. Das Werkspaket bietet Mercedes für fast alle Vierzylinder-Benziner aus der letzten Generation der A- und B-Klasse an. Und auch eine Umrüstung für die C-Klasse der Baureihe W204 ist in Vorbereitung. Nur die Turbos scheiden aus.

Dabei hat sich Mercedes dafür wie so oft ein bisschen mehr Mühe gemacht als viele andere Hersteller: „Wir schrauben nicht nur einen Tank in die Reserveradmulde oder den Kofferraum und ziehen neue Kraftstoffleitungen“, sagt Ignaz. „Wir tauschen sogar den Zylinderkopf aus.“ Statt des normalen Serienkopfes gibt es einen speziellen Kopf für den Autogas-Betrieb, der besser auf die Belastungen durch den alternativen Kraftstoff ausgelegt ist. Der Vorteil dieser Lösung: „Die komplette [foto id=“425203″ size=“small“ position=“right“]Werksgarantie bleibt erhalten.“ Man riskiert also bei einem Streitfall keine Diskussionen mit dem Nachrüster und dem Hersteller, sondern fährt mit dem vollen Segen aus der Zentrale.

Dafür allerdings ist der Umbau auch ein wenig aufwendiger: Auch wenn Ignaz nicht vor Publikum arbeitet und sich deshalb eine ganze Woche Zeit lässt, muss man drei Tage für die Nachrüstung einkalkulieren. Und wo es die billigsten Angebote auf dem freien Markt schon für kaum mehr als 2.000 Euro gibt, nimmt der Mercedes-Händler einen Festpreis von 3.990 Euro. „Aber auch das haben Vielfahrer in weniger als zwei Jahren beim Tanken schon wieder hereingespart“, sagt Ignaz: „Wer 40.000 Kilometer im Jahr fährt, zahlt etwa bei einer B-Klasse rund 3.000 Euro weniger für seinen Sprit.“

Natürlich würde Ignaz lieber die neue A- und B-Klasse auf Flüssiggas umrüsten, weil das die schöneren und moderneren Autos sind. Doch bislang gibt es das vom Werk freigegebene System nur für die ausgelaufenen Baureihen. „Aber das hat auch etwas Gutes“, sagt der Experte: „Man bekommt jetzt leicht und günstig die passenden Basisfahrzeuge.“ Seinen Vorführwagen, an dem er unter großer Anteilnahme des Publikums eine Woche geschraubt hat, konnte er deshalb mit einem ordentlichen Rabatt für 25.900 Euro anbieten – und sich den Transport zurück ins Autohaus sparen.

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