Ford

Ford Sierra RS Cosworth – Angstmacher der 80er

Der Lader zwitschert sein munteres Lied, die Hinterachse fängt an zu stempeln und in den hinteren Radhäusern verfängt sich der Qualm. Der Ford Sierra RS Cosworth kann es noch: richtig Spaß machen, unvernünftig und verdammt schnell sein, auch 26 Jahre nach seiner Produktion.

Ford war mal eine richtige Sportwagenmacht.

Und zwar nicht nur in den 1970ern mit dem flachen Capri, sondern auch in den 1980er, mit einem eher langweiligen Gefährt. Der Ford Sierra schockte zwar schon 1982 mit seiner Stromlinienform die meist biedere Ford-Kundschaft und brach brutal mit dem vorherigen Taunus-Design der Kölner Mittelklasse. Doch auf der IAA 1985 in Frankfurt verschlug die brachiale Studie des Cosworth auf dem Ford-Stand selbst Sportwagen-Fans die Sprache. Ein Jahr später stand das Kölner Geschoss beim Händler, [foto id=“430294″ size=“small“ position=“left“]wenn auch nicht bei allen, denn der Cossie war auf rund 6.000 Exemplaren limitiert und heiß begehrt – trotz eines Preises von 50.000 Mark. Heute ist der Renner noch seltener, wird mit rund 26.000 Euro gehandelt und hat damit an Wert kaum verloren.

Mit dem Ford konnte man nicht nur damals die starke Konkurrenz der neuen Kategorie der straßenzugelassenen Sportlimousinen wie BMW M3 oder Mercedes 190er E 2.3-16V nach Belieben dominieren. Es geht noch immer, und zwar nicht nur auf Autobahnen und Landstraßen, sondern auch auf Rennstrecken.

Eigentlich diente die sportliche Limousine nur als Homologation für kommende Rennsporteinsätze, später folgte noch ein auf 500 Einheiten limitiertes schärferes Evolutionsmodell  mit der Bezeichnung RS 500. Der als Rennwagen eingesetzte Sierra siegte vor allem in den Tourenwagen-Serien DTM, EM, WM und BTCC. Vor allem der Start-Ziel-Sieg beim 24h-Rennen am Nürburgring 1987 und der Gewinn der DTM 1988 mit dem RS 500 unter Klaus Ludwig machten den Cossie zumindest für Fans unvergesslich.[foto id=“430295″ size=“small“ position=“left“]

Er sieht schon im Stand schnell aus.

Im Gegensatz zur zivilen Variante steht der Cossie auf breiten 205/50er Reifen mit damals großen 15-Zoll-Kreuzspeichenfelgen von Rial, dank strafferen Federn und Dämpfern kauert er dicht über dem Asphalt. Am auffälligsten sind der wuchtige Heckflügel im Formel-1-Format mit der mittigen Stütze und die Verbreiterungen der Karosserie. An das Blech angenietete Seitenschweller und Radhäuser geben dem Mitteklasse-Coupé einen bulligen Auftritt. Neben dem wuchtigen Heckflügel unterscheidet sich das 1.376 Kilogramm schwere Geschoss von seinen spießig-braven Serienbrüdern unter anderem durch die Luftschlitze in der Motorhaube und den weit nach unten gezogenen Frontspoiler. Der  schnüffelt gierig am Asphalt und zieht sich die Luft durch einen Trichter zum Turbolader.  

Die martialische Kriegsbemalung gibt einen Hinweis darauf, was unter dem Blechkleid steckt: Renntechnik vom Feinsten. Der 2,0-Liter-Vierzylinder von britischen Rennpapst Cosworth kommt dank Vierventiltechnik, zwei oben liegenden Nockenwellen und vor allem dem Garret-Turbolader auf 150 kW/204 PS bei 6.000/min. Drückt der Lader permanent 0,7 bar in die Zylinder, knabbert die Tachonadel nach gut sieben Sekunden [foto id=“430296″ size=“small“ position=“left“]an der 100 km/h-Marke und verharrt erst bei echten 241 km/h, auch wenn der Tacho bis 260 km/h geht. Die durchschnittlichen 14,5 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer überschreitet man damit zwar schnell, dafür war aber auch der Sprit 1986 mit Preisen von rund einer Mark je Liter noch recht günstig.

Dank Visko-Sperrdifferential, Scheibenbremsen an allen vier Rädern und einem sportlich abgestimmten Fünfgang-Getriebe mit der Übertragung an die Hinterachse (erst ab 1990 gab es den Cossie mit Allradantrieb) hält man noch heute BMW und Mercedes und auch einige Porsches auf Distanz.

Dabei schmiegen sich die Sitze eng um die Hüften wie ein Trainingsanzug aus Ballonseide. Das Lederlenkrad liegt griffig in der Hand und die elektronische Kraftstoffeinspritzung reagiert auf jeden noch so kleinen Fußbefehl. Mit kurzem Zwischengas bleibt der Ladedruck weitgehend konstant und die Reifen fressen am Asphalt. Das laute Ablassen des Turbos untermalt die Gangwechsel und mit ein wenig Übung bleibt das Turboloch klein und der Fahrspaß groß. Kleine Hecktänze lassen sich mit schnellen Reaktionen an Pedal und Lenkrad einfangen. Das Lied des Turboladers ergänzt derweil „Tainted Love“ von Soft Cell. Die „verdorbene Liebe“ tönt aus einem zeitgemäßen High-End-Radio mit Equalizer als Soundtrack der Achtziger passend zum schrillen Auftritt des Bürgerschrecks aus Köln.

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