Kältemittel-Streit – Hersteller will Klarheit

Im Streit um das möglicherweise gefährliche Klimaanlagen-Kältemittel 1234yf geht dem Chemiehersteller DuPont die Geduld aus. „Wir hätten gern Klarheit“, sagt Thierry Vanlancker, Präsident des Bereichs Chemikalien und Fluorprodukte bei dem US-Unternehmen. „Müssen wir Deutschland in unsere Planungen einbeziehen oder nicht?“ Die Diskussion um das Kältemittel, das in Autoklimaanlagen verwendet wird, werde in Deutschland sehr emotional und wenig faktenbasiert geführt, so Vanlancker.

Seit Monaten herrscht hierzulande Streit, welches Klimaanlagen-Kältemittel Autohersteller künftig verwenden. Die EU hat das bisher genutzte 134a als klimaschädlich verboten. Ursprünglich hatten sich die Autobauer auf das Kältemittel 1234yf geeinigt. Hersteller Daimler verweigert aber den Einsatz, seitdem sich das Klimamittel bei hauseigenen Tests entzündet hat. Die Stuttgarter setzen gegen den Widerstand der Politik weiterhin auf den eigentlich längst verbotenen Vorgängerstoff. Gemeinsam mit Volkswagen, Porsche, Audi und BMW hat man sich auf CO2 als künftiges Kältemittel verständigt, benötigt aber noch Zeit für die Entwicklung passender Klimaanlagen, während 1234yf mit den bestehenden Systemen kompatibel ist.  

„Der Mercedes-Test war kein realer Aufpralltest“, wehrt sich DuPont-Chef Vanlancker gegen den Vorstoß aus Stuttgart. „Das Mittel wurde auf den heißesten Teil des Motors gespritzt – es war klar, dass das brennen wird.“ Dass das Mittel leicht entflammbar ist, sei kein Geheimnis. Mit bestimmten Vorsichtsmaßnahmen lasse es sich trotzdem sicher im Auto verwenden. Zu diesem Ergebnis seien auch die Autohersteller gekommen, als man sich auf 1234yf geeinigt habe, sagt Vanlancker weiter. „Es gibt 400 Gramm davon im Auto. Diese 400 Gramm sind weniger leicht entflammbar als die 80 Liter Sprit, die sich ebenfalls im Auto befinden.“ Mit Staunen nehme man bei DuPont die Hysterie zur Kenntnis, die sich in Deutschland um das Thema entwickelt habe.

Trotzdem habe DuPont die Diskussion zum Anlass genommen, das Brandrisiko ihres Mittels zu untersuchen. Herausgekommen sei, dass beigemischtes Schmiermittel Auslöser für einen Brand sein könne. Daimler sieht das auf Nachfrage anders: „Das Kältemaschinenöl ist nach unseren Erkenntnissen nicht der Auslöser, es brennt mit“, so ein Sprecher. Bei Tests mit unterschiedlichen Ölen habe es keinen Unterschied in der Entzündung gegeben, hieß es bei Daimler weiter.

Es gibt bereits verschiedene Untersuchungen, die Ergebnisse widersprechen sich. Klärung könnte ein Gutachten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) bringen, das aktuell im Auftrag der Bundesregierung erstellt wird. DuPont und Honeywell sind weltweit die einzigen Hersteller des Kältemittels. Der US-Chemiekonzern hat in China extra ein Werk zur Herstellung von 1234yf errichtet.

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

E-Go stellt erneut Insolvenzantrag

E-Go stellt erneut Insolvenzantrag

Rivian R2 und R3: Eine Überraschung in Kalifornien

Rivian R2 und R3: Eine Überraschung in Kalifornien

Stärker war noch kein Serien-Porsche

Stärker war noch kein Serien-Porsche

zoom_photo