Mercedes-Benz

Mercedes-Chefdesigner Wagener: “Wir wollen die stilvollste Marke sein“

Böblingen – Der Lebenszyklus eines Autos ist extrem lang. Auch das heißt Premium, zumindest für Gorden Wagener. „Design Freeze“ nennt der Fachmann das, was drei bis vier Jahre vor dem Produktionsstart erfolgt. „Danach“, so der Professor und Mercedes-Chefdesigner, „sind unsere Fahrzeuge für rund sieben Jahre im Programm.“ Im Schnitt über 20 Jahre bleiben sie dann auf der Straße. „Mit einem neuen Design-Entwurf legen wir uns also für rund 25 Jahre fest“, rechnet Wagener vor: „Von heute an bis zum Jahr 2035 und darüber hinaus.“

Zukunft ist schon Gegenwart

Was das bedeutet? „Dass wir ständig in der Zukunft unserer Kunden agieren, die für uns Designer die Gegenwart ist“, betont der Daimler-Mann bei der Vorstellung des neuen Forschungsfahrzeugs F800 Style im Böblinger Forschungs- und Entwicklungszentrum der Schwaben. [foto id=“132785″ size=“small“ position=“right“]Schon deshalb müsse das Design langfristig angelegt sein. Und es kommen im vorliegenden Fall laut Wagener – „Wir wollen die stilvollste Marke sein“ – noch andere Kriterien hinzu.

„Immer modern, aber nie modisch“

Dass Mercedes zum Beispiel eine Traditionsmarke sei, erfordere klare Aussagen in der Formensprache. „Dazu verpflichtet uns unsere Historie – und genau das erwarten auch unsere Kunden.“ Dann verfüge Mercedes über klar definierte Markenwerte mit Innovation als einem der wichtigsten überhaupt. „Für uns Designer ergibt sich daraus das denkbar größte Spannungsfeld.“ Denn einerseits wollen und müssen sie nach den Worten Wageners stets den Bezug zu den Wurzeln der Marke wahren, die naturgemäß bei keinem anderen Hersteller so weit zurückreichen wie beim Erfinder des Automobils. Gleichzeitig sei die Formensprache aber auch der Zukunft verpflichtet. „Wir haben den Anspruch, die Mobilität von morgen neu zu definieren“, fügt Wagener hinzu, der Job als Designer sei, diesen Anspruch zu visualisieren. „Als Grundsatz gilt dabei: Ein Mercedes ist immer modern, aber nie modisch.“

Differenzierte Formensprache

Weil ein Mercedes immer als solcher erkennbar sein soll, liege die grundlegende Kunst des Fahrzeugdesigns darin, eine bestehende Form weiter zu entwickeln und in neue Dimensionen zu führen. Als Beispiel führt Wagener dazu die E-Klasse an, die über alle Generationen hinweg ihre historisch festgelegten Grundzüge behalten und dennoch völlig neue Facetten durchlebt habe. Typisch für Mercedes sei außerdem die sehr differenzierte Formensprache. „Natürlich gibt es verbindende Elemente, die jedes unserer Fahrzeuge auf den ersten Blick als Mercedes [foto id=“132786″ size=“small“ position=“left“]erkennen lassen und die die einzigartige Identität der Marke dokumentieren, darüber hinaus gibt es aber in jeder Baureihe eine charakteristische Ausprägung unserer Design-Philosophie.“

Horizontale Homogenität verlassen

Klar, SUV sehen anders aus als Coupés und Limousinen. Und auch innerhalb der Fahrzeuggattungen wird auf Individualität gesetzt. „Eine Limousine der C-Klasse„, erklärt Wagener, „wirkt optisch nie wie eine geschrumpfte S-Klasse.“ Diese in der Fachsprache so genannte „horizontale Homogenität“ habe man bewusst schon in den 1990er-Jahren verlassen. Stattdessen verfüge jedes Fahrzeug über seine eigene Persönlichkeit, wodurch sich Mercedes nach Ansicht des Chefdesigners von anderen Premiummarken deutlich abgrenze.

Von der Natur inspiriert

Langfristige soziokulturelle Entwicklungen spielen offenbar ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle. „Auch wir nutzen sie als Trendbarometer insbesondere im Hinblick auf das wachsende Umweltbewusssein.“ Dieser Entwicklung greift demnach das Eco-Design der Bluezero-Studie vor. „Seine Form ist von der Natur inspiriert und schafft eine Ästhetik der Nachhaltigkeit.“ Mit dem Forschungsauto F700, dem Vorgänger des neuen F800 Style, haben die Schwaben 2007 einen Ausblick auf die Zukunft der großen Reiselimousinen präsentiert und das von Daimler- und Mercedes-Chef Dieter Zetsche immer wieder gern hervorgehobene Thema „Green Luxury“ (für „Grüner Luxus“) in eine avantgardistische, betont emotionale Formensprache übersetzt. „Diesen Weg setzen wir jetzt, ein Segment tiefer, mit unserem neuesten Entwurf fort.“

Autos noch emotionaler

Design ist für Wagener immer emotional – „und Automobile werden in Zukunft noch emotionaler“. Fakt sei, der enorme[foto id=“132787″ size=“small“ position=“right“] Einfluss des Autos auf unser Leben. Gerade im Premiumsegment, in dem die Stuttgarter aus deutscher Sicht neben Audi etwa oder BMW vertreten sind, definiere es sich auch, aber nicht nur über funktionale Aspekte. „Hier ist es vielmehr Ausdruck einer Lebenshaltung.“

Mit hoher Lebensqualität aufladen

Faszinierend ist für den Designer gerade die Beziehung zwischen Mensch und Automobil. „Das Fahrzeug wird eben nicht nur als Fortbewegungsmittel gesehen, sondern Faktoren wie Identifikation und Nähe spielen eine große Rolle.“ Und weil moderne Menschen mit Sicherheit auch in Zukunft viel Zeit in ihrem Auto verbingen werden, wolle man diese Zeit mit möglichst hoher Lebensqualität aufladen. „Dazu gehören Komfort- und Sicherheitsfeatures, dazu gehört aber auch“, so Gorden Wagener, „das Gefühl, im Auto zu Hause zu sein.“

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