Misslungene Autonamen – Von Indianern, Diktatoren und einem Haufen Mist

Ein gutes Auto zu konstruieren ist die eine Sache. Ihm einen guten Namen zu geben die andere. Die Geschichte des Automobils ist voll von gescheiterten, peinlichen oder skurrilen Benennungs-Versuchen. Dass die Modell-Terminologie auch heute noch ein Mienenfeld sein kann, zeigt ein aktuelles Beispiel aus den USA.

Wo sind all die Indianer hin?

Eigentlich ist es ein normaler Vorgang: Geländewagenspezialist Jeep bringt ein neues Modell auf den Markt und bedient sich bei der Namensgebung aus der eigenen Geschichte. Das neue lifestylige Kompakt-SUV, mit dem die Marke neue Kundenkreise jenseits beinharter Offroad-Fans erschließen will, heißt Cherokee. Mit dem Namen will man nicht nur an den bis 2002 angebotenen Vorgänger anschließen, sondern auch vom Erfolg des seit 20 Jahren gebauten Luxus-SUV Grand Cherokee profitieren. Eigentlich bezeichnet der Name aber einen Indianerstamm.  

[foto id=“472769″ size=“small“ position=“left“]Grund genug für Kritiker, die Renaissance des eigentlich schon ausgemusterten Namens als Rückgriff auf ethnische Stereotypen zu verurteilen. Auch die Cherokee-Indianer selbst sind laut „New York Times“ wenig begeistert, kämpfen sie doch seit Jahren gegen die Vereinnahmung ihrer Kultur durch die weiße Mehrheit. Auch der Grand Cherokee wird kritisiert, genießt aber so etwas wie Bestandsschutz.

Bislang waren die Indianer mit dem Kampf um ihre Namensrechte durchaus erfolgreich. Zahlreiche College-Sportteams haben in den vergangenen Jahren bereits ihre Indianer-Maskottchen eingemottet und die indigenen Namen ihrer Football- und Baseball-Teams neutralisiert. Auch zahlreiche Konsumgüter-Unternehmen haben Anspielungen an Indianer aus ihren Produktbezeichnungen und Logos getilgt. So auch die GM-Tochter Pontiac, die seit 1957 auf den federgeschmückten Kopf ihres Namensgebers, eines Häuptlings, verzichtet.

Jeep-Mutter-Chrysler wird sich von den Protesten jedoch wohl kaum irritieren lassen, würde doch eine Umbenennung des Modells einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Doch das Beispiel zeigt, wie sensibel das Thema Autonamen immer noch ist. Die Amerikaner haben in dieser Beziehung durchaus eine eigene Historie. Zu den bekanntesten Missgriffen zählt die Benennung der 1929 gegründeten General Motors-Tochtermarke Viking, die zu schweren Protesten unter skandinavischen Einwanderern führte. Kaum ein Jahr später wurde sie wieder eingestellt, wobei allerdings auch die Wirtschaftskrise eine Rolle gespielt haben dürfte.

Studebaker Dictator

Auf wenig Begeisterung bei den Namenspaten traf auch der Studebaker Scotsman, in den 50er-Jahren so etwas wie die frühe US-Version des Billigautos Dacia. Unter anderem waren bei der Limousine Zierteile nicht verchromt, sondern nur mit Silberfarbe angestrichen. Eher skurril als chauvinistisch ist die Geschichte des Studebaker Dictator, der 1937 aus dem Programm genommen wurde, als Hitler und Mussolini den Amerikanern zunehmend unheimlich wurden. Eigentlich sollte der Name postulieren, dass das Modell den Standard für den künftigen Automobilbau diktiere.

Schöner Mist![foto id=“472770″ size=“small“ position=“right“]

Aber auch in der alten Welt gab und gibt es immer wieder Namensprobleme. Allerdings geht es dabei weniger als in den USA um political correctness, sondern vielmehr um linguistische Verwirrungen. Zu den aktuellsten gehört Audis Wortschöpfung E-Tron, eine Bezeichnung für die E-Mobile des Herstellers, von denen bislang aber keines in Serie gebaut wird. Würden sie produziert, dürften ihre Verkaufschancen in Frankreich allerdings eher gering sein, bedeutet „étron“ dort doch so viel wie Kothaufen. Ähnlich unerwünschte Konnotationen weckte der Toyota MR2, dessen Modellbezeichnung in Frankreich wie „merde“ ausgesprochen wird – und etwas ähnliches bedeutet wie étron.Ein ähnlicher Fauxpas währe Rolls-Royce anno 1965 mit dem „Silver Shadow“ passiert. Statt „Silberner Schatten“ sollte die Luxuslimousine eigentlich den poetischen Namen [foto id=“472771″ size=“small“ position=“left“]“Silbernebel“ tragen. Zum Glück fiel aber jemandem in der Marketing-Abteilung bei Rolls-Royce jedoch rechzeitig auf,was der Deutsche mit dem Namen „Silver Mist“ verbinden könnte. Im spanischen Sprachraum hatte der Mitsubishi Pajero ein vergleichbares Problem, deutet die Modellbezeichnung doch auf jemanden hin, der sich dem Liebesspiel am liebsten solo hingibt.

Kein Wunder also, dass Kunstnamen wie Lexus, Infiniti oder Lavida (VWs China-Modell) bei Neubenennungen hoch im Kurs stehen. Vor allem Premiumhersteller schreiben gerne auch abstrakte Ziffernkombination auf den Kofferraumdeckel – dort besteht kaum die Gefahr von Missverständnissen. Und die Zahlen unterstreichen gleichzeitig Ingenieursanspruch und Technikaffinität.

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